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Deutsche Soldaten in Frankreich willkommen

Auf der Münchener Sicherheitskonferenz Ende der Woche wollen Nicolas Sarkozy und Angela Merkel auch erste Details über die Zukunft der deutsch-französischen Brigade präsentieren, die derzeit in Baden-Württemberg stationiert ist. Ein Teil davon soll nach Ost-Frankreich verlagert werden. In der Grenzstadt Bitche sind deutsche Soldaten willkommen.

Von Tonia Koch |
    Nur noch im Film, in der historischen Aufarbeitung der deutsch-französischen Geschichte, stehen sich in Bitche Deutsche und Franzosen mit gekreuzten Klingen gegenüber. Ohne Frage, das kleine lothringische Städtchen, seit jeher Garnisonsstadt, habe mächtig unter den kriegerischen Auseinandersetzungen der Nachbarn gelitten, sagt Roland Hoff, der erste Beigeordnete der Stadt.

    "Alle Kriege sind über uns hinweggerollt, jedes Mal waren wir im Zentrum der Zielscheibe."

    Heute würde er die deutschen Soldaten jedoch gerne in seiner Gemeinde willkommen heißen. Als Ersatz für die französischen Truppen, die nach dem Willen der französischen Regierung die Stadt im Sommer endgültig verlassen werden. Hoff sorgt sich um die Überlebensfähigkeit seiner Stadt:

    "Bitche ohne Regiment, das wäre ein regelrechter Tsunami, ein Drittel der Bevölkerung würde ausscheiden, das wäre für Bitche der Tod."

    Auch die Geschäftswelt vom örtlichen Bauunternehmer über die Optikerin bis hin zur Bäckersfrau, alle würden sie es begrüßen, kämen deutsche Soldaten dauerhaft nach Bitche. Bedenken gegen die Deutschen gibt es nicht:

    Collage:
    "Nö, überhaupt nicht.
    Die Grenzen sind offen und wir sprechen die beiden Sprachen.
    Es wäre eine gute Sache würden sie die, die weggehen ersetzen.
    Sie können ruhig kommen."

    Schon vor Monaten hat die Stadt einen Brief an den deutschen Verteidigungsminister Franz Josef Jung geschrieben, er möge dem Garnisonsstädtchen, das zwischen Saarbrücken und Straßburg liegt, aus der Klemme helfen. Jung solle als Zeichen deutsch-französischer Freundschaft deutsche Soldaten über die Grenze schicken. Tatsächlich, wird bereits seit Monaten über die Stationierung deutscher Truppen auf französischem Territorium verhandelt. Hoff merkt dies mit einer gewissen Genugtuung an:

    "Heute merke ich, dass die Idee gar nicht so blöd war. Die Ideen schreiten ganz langsam voran, aber sie machen sich Platz in den Köpfen der entscheidenden Menschen. Heute weiß man dass deutsche Soldaten kommen werden. Das ist das erste Mal, dass sie friedlich rüber kommen seit 45."

    Die Menschen, die verhandeln, das sind Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy. Beide haben bereits einen Grundsatzbeschluss gefällt. Die Franzosen haben sich dazu durchgerungen, ihr militärisches Engagement in Süddeutschland nicht so stark zu reduzieren, wie zunächst geplant. Im Gegenzug will die Bundesrepublik Truppenteile nach Frankreich schicken. Offen ist allerdings, welche Truppenteile, wie viele und wohin. Dazu möchte die Bundesregierung im Moment keine konkreten Angaben machen. Als Stationierungsorte im Gespräch sind Illkirch bei Straßburg und Meyenheim bei Colmar. Straßburg, das wäre zu wünschen, sagt Charles Fetu, altgedienter Colonel der französischen Armee.

    Fetu: "Straßburg wäre ein starkes Zeichen für Europa und auch für die deutsch-französische Freundschaft."

    Über Jahre hat Fetu in Bitche Einheiten der deutsch-französischen Brigade willkommen geheißen. Die aus deutschen und französischen Soldaten bestehenden Einheiten sind allesamt in Baden-Württemberg stationiert. Immer mal wieder sind sie in die nördlichen Vogesen gekommen, um hier ihre Einsätze zu üben. Die französische Regierung hatte daher Bitche oder Metz als Stationierungsort für die Deutschen Soldaten favorisiert. Aber die wollen nicht, weil – so heißt es hinter vorgehaltener Hand - die Infrastruktur im Großraum Straßburg viel besser sei, und die Kasernen in Bitche ihren Ansprüchen nicht entsprächen. Da widerspricht Eric Faul, der örtliche Bauunternehmer vehement:

    "Die Kasernen sind ganz schön unterhalten. Also die Gebäude, die stehen wunderbar hier."

    Wieder einmal werde zu Gunsten einer Metropole entschieden. Dort sei doch bereits Arbeit genug, sagen die Leute beim Bäcker.

    Collage:
    "Lieber hier, ja natürlich, dort haben sie genug, in Straßburg ist Arbeit."

    Die Bitcher wissen, außer viel waldreicher Gegend haben sie nicht wirklich viel zu bieten. Selbst die eigenen Landsleute hätten den kleinen Flecken im Osten des Landes, zwar zu Unrecht, aber eben als Strafversetzung empfunden, gibt Roland Hoff offen zu:

    "Wenn ein Beamter nach Bitche versetzt wurde, dann war das eine Deportation nach Sibirien, so sah das aus."

    Hoff aber gibt sich nicht geschlagen. Wenn die Kasernen in Straßburg von Deutschen belegt werden sollten, dann geht in Frankreich die Suche nach Ausweichquartieren los. Und dann werden die Bitcherländer die Hand heben.