Kennen Sie dieses? ALKLA? Oder dieses: DUWIPA? Oder auch LAMITO oder SIMS? "man spricht Deutsch" heißt die Ausstellung im Bonner Haus der Geschichte, aber man spricht es nicht nur, man schreibt es auch, per SMS, dem "Short Message System", etwa. Weil aber nur so wenige Buchstaben in eine SMS-Nachricht passen, behilft man sich mit Kürzeln: ALKLA steht für "Alles klar"; DUWIPA für "Du wirst Papa"; LAMITO für "Lach mich tot" und SIMS für "Schatz, ich mach Schluss".
Auch im SMS-Zeitalter bleibt Deutschland auf allerhöchstem Bildungsniveau, das zeigt schon das Wort HEGL: "Herzlichen Glückwunsch". Ja, es stimmt, meint Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums: Deutsch ist eine reiche Sprache.
"Es ist ein Bedeutungsriese in dieser großen Sprache mit ihren 300.000 Worten, 600.000, wenn man die Fachterminologien dazu nimmt. Da kann man sich wunderbar bewegen und kann auch sehr weit kommen, weil diese Sprache eine unglaubliche Plastizität hat in ihrer Verwandlung, in ihren freien Kombinationen, in ihren Erweiterungsmöglichkeiten. Und gerade die gilt es wahrzunehmen, um dem Sprachreichtum zum Kapital auch für heute zu machen."
Und wer so schön dichtet, der exportiert auch seine Sprache: "Kuarnke" heißt es auf Japanisch, wenn man von einem "Kranken" spricht, vom "Shutaikuaizen" reden sie, wenn sie das Steigeisen meinen. Und weil wir alle auch ein bisschen verrückt sind, kennen auch die Japaner die "Noiroze", die "Neurose". Umgekehrt führt eine der bekanntesten deutschen Bands den Bezug auf Japan im Namen: "Tokio Hotel". Sie gewann mit ihren Songs - und wohl auch der schrillen Mähne ihres Frontmanns - einen MTV-Europe-Award und sorgte für einen Run auf Deutschkurse auch in Japan. Frage also an Jürgen Reiche, den Ausstellungsdirektor des Hauses der Geschichte: Ist Deutsch eigentlich sexy?
"Sexy?
Ja. Wie sexy ist die deutsche Sprache?
Ja gut, das ist natürlich jedem selbst überlassen. Also wir haben leider nicht die Möglichkeit gehabt, eine Dienstreise nach Tokio zu machen, um dem auf den Grund zu gehen. Es wird natürlich, wenn die Gruppe deutschsprachig singt und von der Jugend als sexy wahrgenommen wird, dieses Phänomen hat man ja immer, dann transportiert sich natürlich dadurch auch die Sprache. Und sie ist damit vielleicht auch sexy konnotiert."
Ja, sie hat Anmut, die deutsche Sprache, auch und vielleicht vor allem, wenn sie im Verborgenen blüht. "Liebe Christina" heißt es in deinem Poesiealbumseintrag aus dem Jahr 1986, "Ich wünsche dir von Herzengrund: Bleib immer fröhlich und gesund. Deine Schulkameradin Almut". Es gibt aber auch eine andere deutsche Sprache: die politische. Die Sprache der Nazis natürlich, aber auch die der ostdeutschen Diktatoren und ihrer poetischen Büttel.
"Faschistische Literatur, Schund und Kitsch, sinnloses Gekrakel auf Leinwand, Notenblatt und gedruckter Seite nützen uns nicht, wir bringen die Welt nicht vorwärts. Weg damit!", schieb der Autor Stefan Heym 1953 - und bemerkte nicht, dass er selbst jenen Schund und Wortmüll produzierte, der in alle Fugen und Ritzen der DDR-Sprache drang. Frage an Hans Walter Hütter, den Präsidenten des Hauses der Geschichte: Hat die politische Sprache dazugelernt? Ist sie smarter geworden?
"Die politische Sprache der Bundesrepublik hatte in den fünfziger Jahren ja noch viel Elemente der Rhetorik aus den 20er Jahren. Der Wandel vollzieht sich dann. Politische Sprache hängt immer auch zusammen mit den sprachbildenden politischen Akteuren, und da ist politische Sprache in jüngerer Zeit weicher geworden, vielleicht weniger prägnant geworden. Prägnante politische Formulierungen, wie sie Herbert Wehner oder Franz Josef Strauß formuliert haben, - dieses ist, habe ich jedenfalls den Eindruck, in jüngerer Zeit seltener geworden."
Weich bis zur Unkenntlichkeit - so präsentiert sich Deutsch in dem Schreibgerät der Künstlergruppe Robotlab. Ein langer eiserner Arm, der schönste surrealistische Phrasen zu Papier bringt. "Aus Figur geht Weisheit hervor", "Das Werk besteht aus Zusammenhängen" oder "Der Wert bestimmter Akzente lässt sich danach abwägen, wie hoch ihr Maß an Ornament ist". Wissenschaftsslapstick, irgendwo zwischen Adorno und Ernst Jandl. Gerade in den verquersten und verdrucksten Phrasen zeigt das Deutsche einen hübschen Sinn für das Absurde. Ist Deutsch sexy? Ja, so kann man es sehen nach dem Besuch dieser Ausstellung. Auch wenn deren Macher es so ausdrücklich gar nicht sagen mögen.
Auch im SMS-Zeitalter bleibt Deutschland auf allerhöchstem Bildungsniveau, das zeigt schon das Wort HEGL: "Herzlichen Glückwunsch". Ja, es stimmt, meint Hans Ottomeyer, Generaldirektor des Deutschen Historischen Museums: Deutsch ist eine reiche Sprache.
"Es ist ein Bedeutungsriese in dieser großen Sprache mit ihren 300.000 Worten, 600.000, wenn man die Fachterminologien dazu nimmt. Da kann man sich wunderbar bewegen und kann auch sehr weit kommen, weil diese Sprache eine unglaubliche Plastizität hat in ihrer Verwandlung, in ihren freien Kombinationen, in ihren Erweiterungsmöglichkeiten. Und gerade die gilt es wahrzunehmen, um dem Sprachreichtum zum Kapital auch für heute zu machen."
Und wer so schön dichtet, der exportiert auch seine Sprache: "Kuarnke" heißt es auf Japanisch, wenn man von einem "Kranken" spricht, vom "Shutaikuaizen" reden sie, wenn sie das Steigeisen meinen. Und weil wir alle auch ein bisschen verrückt sind, kennen auch die Japaner die "Noiroze", die "Neurose". Umgekehrt führt eine der bekanntesten deutschen Bands den Bezug auf Japan im Namen: "Tokio Hotel". Sie gewann mit ihren Songs - und wohl auch der schrillen Mähne ihres Frontmanns - einen MTV-Europe-Award und sorgte für einen Run auf Deutschkurse auch in Japan. Frage also an Jürgen Reiche, den Ausstellungsdirektor des Hauses der Geschichte: Ist Deutsch eigentlich sexy?
"Sexy?
Ja. Wie sexy ist die deutsche Sprache?
Ja gut, das ist natürlich jedem selbst überlassen. Also wir haben leider nicht die Möglichkeit gehabt, eine Dienstreise nach Tokio zu machen, um dem auf den Grund zu gehen. Es wird natürlich, wenn die Gruppe deutschsprachig singt und von der Jugend als sexy wahrgenommen wird, dieses Phänomen hat man ja immer, dann transportiert sich natürlich dadurch auch die Sprache. Und sie ist damit vielleicht auch sexy konnotiert."
Ja, sie hat Anmut, die deutsche Sprache, auch und vielleicht vor allem, wenn sie im Verborgenen blüht. "Liebe Christina" heißt es in deinem Poesiealbumseintrag aus dem Jahr 1986, "Ich wünsche dir von Herzengrund: Bleib immer fröhlich und gesund. Deine Schulkameradin Almut". Es gibt aber auch eine andere deutsche Sprache: die politische. Die Sprache der Nazis natürlich, aber auch die der ostdeutschen Diktatoren und ihrer poetischen Büttel.
"Faschistische Literatur, Schund und Kitsch, sinnloses Gekrakel auf Leinwand, Notenblatt und gedruckter Seite nützen uns nicht, wir bringen die Welt nicht vorwärts. Weg damit!", schieb der Autor Stefan Heym 1953 - und bemerkte nicht, dass er selbst jenen Schund und Wortmüll produzierte, der in alle Fugen und Ritzen der DDR-Sprache drang. Frage an Hans Walter Hütter, den Präsidenten des Hauses der Geschichte: Hat die politische Sprache dazugelernt? Ist sie smarter geworden?
"Die politische Sprache der Bundesrepublik hatte in den fünfziger Jahren ja noch viel Elemente der Rhetorik aus den 20er Jahren. Der Wandel vollzieht sich dann. Politische Sprache hängt immer auch zusammen mit den sprachbildenden politischen Akteuren, und da ist politische Sprache in jüngerer Zeit weicher geworden, vielleicht weniger prägnant geworden. Prägnante politische Formulierungen, wie sie Herbert Wehner oder Franz Josef Strauß formuliert haben, - dieses ist, habe ich jedenfalls den Eindruck, in jüngerer Zeit seltener geworden."
Weich bis zur Unkenntlichkeit - so präsentiert sich Deutsch in dem Schreibgerät der Künstlergruppe Robotlab. Ein langer eiserner Arm, der schönste surrealistische Phrasen zu Papier bringt. "Aus Figur geht Weisheit hervor", "Das Werk besteht aus Zusammenhängen" oder "Der Wert bestimmter Akzente lässt sich danach abwägen, wie hoch ihr Maß an Ornament ist". Wissenschaftsslapstick, irgendwo zwischen Adorno und Ernst Jandl. Gerade in den verquersten und verdrucksten Phrasen zeigt das Deutsche einen hübschen Sinn für das Absurde. Ist Deutsch sexy? Ja, so kann man es sehen nach dem Besuch dieser Ausstellung. Auch wenn deren Macher es so ausdrücklich gar nicht sagen mögen.