Lückert: Aber das sind ja alles Argumente, die ja schon in der ersten Runde dieses Streites diskutiert wurden. Es kann doch jetzt nicht nur um die kurzen Wege gehen, die Sie von Ihrem Verlag in München zur Münchner Messe zurücklegen. Was ist denn jetzt die Neuigkeit?
Rieppel: Die Neuigkeit ist, dass die Stadt München damals bereits sehr attraktive Angebote gemacht hat. Das betraf vor allem die Hotels. Außerdem meinen wir, dass Münchner Messe sehr gut für die Buchmesse geeignet ist. Es kommt noch dazu, was man noch mal betonen muss, dass München nach New York die größte Verlagsstadt der Welt ist. In München haben nun mal die wesentlichen Verlage ihren Sitz. Es ist jedoch sicherlich nicht das Hauptargument, dass wir nicht nach Frankfurt reisen würden. Wenn Frankfurt bereit wäre, auf unsere Forderungen einzugehen, nämlich die Mietpreise für die Messe vernünftig zu gestalten, dann gäbe es keine Diskussion. Ich möchte noch eine wichtige Mitteilung hinzufügen, von der Sie vielleicht nicht gehört haben. Für die Internationale Automobilausstellung in Frankfurt, die auf demselben Messegelände stattfindet, sind die Quadratmetermieten um mehr als die Hälfte günstiger als bei der Buchmesse.
Lückert: Aber so richtig können wir uns beide doch die Buchmesse in München gar nicht vorstellen. Das müsste dann ja sozusagen die 'Müncher Buchmesse' werden. Oder soll sie dann 'Frankfurter Buchmesse in München' heißen?
Rieppel: Wie die Messe dann heißen wird, ist eine andere Frage. Jetzt heißt sie 'Frankfurter Buchmesse'. Wenn Sie denn künftig in München stattfindet, wird sie sicherlich 'Buchmesse München' heißen. Die Buchmesse ist eine sehr stark international geprägte Buchmesse. Da ist es wichtig, dass wir von allen großen ausländischen Partnern, vor allen Dingen auch aus den USA, das Signal erhalten haben, dass sie sehr gerne nach München kommen würden.
Lückert: Haben Sie denn jetzt das Gefühl, schon der Sprecher einer relative großen Lobby zu sein?
Rieppel: Im Januar fand in München die Arbeitsgruppe der Publikumsverlage statt. Sie findet jedes Jahr statt. Und in dieser Arbeitsgruppe sind die wichtigsten literarischen Verlage und Sachbuchverlage, die sich als Publikumsverlage verstehen, vertreten. Nicht nur die großen, sondern auch die kleineren und mittelgroßen Häuser haben mit überwiegender Mehrheit ein Votum zugunsten von München abgegeben.
Lückert: Es steht in Ihrem offenen Brief. 'Sollte es zu solchen Verbesserungen - gemeint sind die Bedingungen - nicht kommen, müssen wir die Möglichkeiten einer weiteren Teilnahme in Frage stellen'. Ist das eine Drohung?
Rieppel: Das ist jetzt keine leere Drohung, sondern eine Drohung, die durchaus realistisch ist. Wir werden uns, die Rechnung läuft bereits, sehr genau ausrechnen lassen, was es uns kosten würde, wenn wir den Verlagsstand jetzt in diesem Jahr erheblich verkleinern. Da sparen wir zwar an den Mietkosten, auf der anderen Seite sind dann erhebliche Umbaukosten in Rechnung zu stellen. Das muss man sich genau überlegen. Aber wir werden reagieren. Wir werden, wenn die Mietpreise nicht vernünftig gestaltet werden, unseren Stand deutlich verkleinern.
Lückert: Aber die Buchmesse hatte ja schon angekündigt, dass es jetzt von der Messe bessere Bedingungen gibt. Wie schätzen Sie das denn ein?
Rieppel: Das hoffen wird. Bisher ist nur die Ankündigung im Raum. Aber es gibt bisher noch keine konkrete Zusage. Unser offener Brief soll sozusagen noch mal deutlich mit Vehemenz diese Forderung unterstreichen, so dass die Messe jetzt dringend reagieren muss. Und zwar müssen jetzt zunächst einmal die Stadt und die Messe Frankfurt reagieren, weil die Buchmesse Frankfurt, und speziell mit ihrem neuen Direktor, Volker Neumann, sehr wohl auch in unserem Sinne arbeitet. Es gab ja auch eine Initiative von Volker Neumann, diese Diskussion wegen dieser drastischen Preiserhöhungen in Frankfurt anzustoßen.
Lückert: Vielen Dank, Herr Rieppel!
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