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Deutsche Welthungerhilfe stellt Jahresbericht vor

Die Deutsche Welthungerhilfe blickt in diesem Jahr auf 40 Jahre eigener Geschichte zurück. Im vergangenen Jahr wurden für 159 neue Projekte rund 80 Millionen Euro bewilligt. Fast die Hälfte davon ging nach Afrika. Fast 32 Millionen Euro bekam die Organisation von privaten Spendern, knapp 57 Millionen von der Europäischen Union und dem Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, dem BMZ. Zwei Drittel des Geldes wurden für Nothilfe und Wiederaufbauprojekte zur Verfügung gestellt. Nur ein Drittel für längerfristige Entwicklungshilfe, kritisiert die Vorsitzende der Deutschen Welthungerhilfe, Ingeborg Schäuble:

von Christel Blanke |
    Dieses Ungleichgewicht ist aus unserer Sicht unbefriedigend, weil die langfristige Entwicklungshilfe dabei vernachlässigt wird. Das gilt insbesondere für das BMZ, von dem wir 19,5 Millionen Euro etwa bekommen haben. 1,1 Millionen Euro nur für langfristige Projekte.

    Schäuble fordert vor allem mehr Mittel für die Entwicklung des ländlichen Raums. Auf dem Welternährungsgipfel 1996 war vereinbart worden, die Zahl der Hungernden bis 2015 zu halbieren. Dieses Ziel ist aus Sicht Schäubles noch in weiter ferne:

    Um den Hunger auszurotten, wird es nicht reichen verstärkte Handelsliberalisierung anzustreben, ein attraktives Umfeld für private Investitionen zu schaffen und mehr Wachstum zu veranlassen. Im übrigen sollte man, wenn man solche Vorgaben macht, sich auch selbst daran halten. Erst vor zwei Wochen hat die US-Regierung die Erhöhung ihrer Agrarsubventionen um 82 Milliarden Dollar für die nächsten zehn Jahre beschlossen. Mit derartig subventionierten Produkten kann kein Bauer in der Dritten Welt konkurrieren.

    In diesem Jahr konzentriert sich die Arbeit der Welthungerhilfe vor allem auf die drohende Hungersnot im südlichen Afrika und den Wiederaufbau in Afghanistan. Ein Problem dort sieht Schäuble in der Konzentration der internationalen Hilfsmaßnahmen auf die großen Städte, wie die Hauptstadt Kabul:

    Die Bedürfnisse der Landbevölkerung, immerhin leben etwa 70 Prozent der Afghanen auf dem Land, kommen bei vielen staatlichen Gebern zu kurz,. Aber gerade auf dem Land ist die Ernährungslage als folge von dem langen Krieg und als Folge der Dürren sehr unsicher.

    Deshalb wandere gut ausgebildetes einheimisches Fachpersonal in die Städte abwanderten. Denn dort entstünden Arbeitsplätze mit vergleichsweise hohen Löhnen.

    Insgesamt beurteilt die Deutsche Welthungerhilfe die Lage in Afghanistan vorsichtig optimistisch. Einige Staaten im südlichen Afrika stehen dagegen vor einer ernsten Krise. Besonders in Malawi, Mosambik, Sambia und Simbabwe sind die Aussichten für die Ernte sehr schlecht. Auch wenn in Malawi und Simbabwe die jeweilige Regierung mit verantwortlich für die Misere sei, müsse die Welthungerhilfe die Bevölkerung unterstützen, so Schäuble. Es sei aber sinnvoll, notwendige Hilfe nicht auf staatlicher Ebene abzuwickeln. Private Organisationen hätten größere Spielräume, um an Regierungen vorbei zu operieren.