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Deutsche Wirtschaft wieder auf Wachstumskurs

In ihrem aktuellen Monatsbericht beurteilt die Notenbank die Lage der deutschen Wirtschaft optimistisch. Die Konjunkturerwartungen hätten sich in einem bemerkenswerten Ausmaß erholt. Zu kräftige Lohnerhöhungen könnten die Stärke von Deutschlands Wirtschaft allerdings gefährden.

Von Brigitte Scholtes | 18.02.2013
    Die deutsche Wirtschaft wird im ersten Quartal wieder wachsen. Damit rechnet die Deutsche Bundesbank. Die Konjunkturerwartungen hätten sich in den vergangenen drei Monaten recht zügig und in einem bemerkenswerten Ausmaß erholt, schreiben die Volkswirte der Notenbank in ihrem aktuellen Monatsbericht. Die Unsicherheit im Euroraum habe sich verringert, das habe zu dem "bemerkenswerten" Stimmungsumschwung geführt. Deshalb hofft die Bundesbank nun, dass die Unternehmen wieder investieren. Es dürfte in der Industrie zu einer Gegenbewegung als Reaktion auf die beträchtlichen Produktionsanpassungen zum Jahresende 2012 kommen. Die deutsche Wirtschaft sei grundsätzlich stark, davon ist Bundesbankpräsident Jens Weidmann überzeugt. So sagte er etwa Ende Januar:

    "Die gegenwärtige Stärke ist das Ergebnis dauerhafter Anstrengungen in den Unternehmen und ihrer Beschäftigten. Die gegenwärtige Stärke ist nicht Ergebnis staatlicher Interventionen oder der Industriepolitik. Sie ist ein wichtiges Beispiel für das Funktionieren und die Leistungsfähigkeit unserer marktwirtschaftlichen Ordnung. Wettbewerb ist Triebfeder neuen Wohlstands. "

    Und diese Stärke wäre gefährdet, wenn die Löhne zu kräftig erhöht würden, glaubt die Notenbank. Zu Beginn des Jahres hatte der Wirtschaftsweise Peter Bofinger eine pauschale Lohnerhöhung von fünf Prozent gefordert, auch um die Wettbewerbsfähigkeit der Krisenländer zu stärken. Einen solchen "Eurosoli" hält Weidmann für nicht sinnvoll:

    "Kürzlich wurde vorgeschlagen, die Löhne in der kommenden Tarifrunde um durchschnittlich fünf Prozent anzuheben. Davon sollen dann zwei Prozentpunkte dem Euroraum zugutekommen, ein Euro-Soli sozusagen. Wir haben diesen Vorschlag einmal mit unseren ökonometrischen Modellen durchgerechnet. Die Reaktion der Krisenländer auf diese Politik wäre nahezu null. Deutschland hingegen würde deutlich an Wirtschaftskraft verlieren. Es gäbe zwar ein Strohfeuer von Einkommen und Konsum. Aber die Unternehmen würden auch weniger investieren und Beschäftigte entlassen."

    Für den weiteren Jahresverlauf zeichne sich eine allmähliche konjunkturelle Belebung ab, heißt es im Monatsbericht. Doch der Impuls dazu kommt offenbar nicht so stark vom Außenhandel. Man sollte nicht mit einer Initialzündung für einen sehr kräftigen Nachfrageschub hoffen.

    Doch auch wenn die Konjunktur sich im Jahresverlauf wieder beleben sollte, dürfte der Staat die Abschwächung der Wirtschaft noch spüren, also weniger Steuern einnehmen. Und das dürfte Auswirkungen auf den gesamtstaatlichen Haushalt haben. Der kleine Überschuss 2012 sei nicht das Ergebnis von Konsolidierung, sondern von der guten Konjunktur oder den sehr günstigen Finanzierungsbedingungen. Deshalb mahnt die Bundesbank den Staat zu mehr Sparsamkeit.