
Die meisten Menschen meinten, ein regionales Produkt sei unbedingt gut für die Umwelt, führte Ossa aus. Das stimme nicht immer, wenn die gesamten CO2-Emissionen berücksichtigt würden. "Äpfel im Winter aus Neuseeland sind 'grüner', weil die deutschen Äpfel im Kühlhaus gelegen haben und das Energie verbraucht." Zwischen Deutschland und Neuseeland liegen mehr als 18.000 Kilometer.
Transport nur kleiner Anteil der Gesamtemissionen
Laut dem deutschen WTO-Chefökonom machen die Transportemissionen nur einen relativ kleinen Anteil der Gesamtemissionen eines Produkts aus. Bei Lebensmitteln seien das im Durchschnitt zehn Prozent. Große Unterschiede gibt es dem Experten zufolge bei den Produktionsemissionen. "Wenn ein Gemüse oder Obst in einem anderen Land in Saison ist und bei uns nicht und es bei uns entweder im geheizten Gewächshaus wächst oder im Kühlhaus gelegen hat, dann sind die Produktionsemissionen von lokal produzierten Gütern oft höher als in dem anderen Land", erklärte Ossa. Es stimme also nicht, dass Importieren immer schlecht sei.
Weniger Emissionen durch weltweiten CO2-Preis
Der Welthandel könne bei der Reduktion klimaschädlicher Emissionen eine Rolle spielen, meint Ossa. Dafür müsse nicht weniger, sondern anders gehandelt werden. Das funktioniere etwa über einen weltweiten CO2-Preis. Gemeint ist damit eine Abgabe auf Emissionen, die bei der Produktion verursacht werden.
Nach einer Simulation der WTO mit einer globalen CO2-Steuer von rund 90 Euro pro Tonne CO2 würden die Emissionen sinken. Mehr als ein Drittel der Einsparungen wäre darauf zurückzuführen, dass Produkte aus Ländern importiert würden, die sie besonders "grün" herstellen können.
CO2-Preise gibt es bislang nur regional, etwa in Europa. In Deutschland soll der CO2-Preis nach den Plänen der Bundesregierung jedes Jahr steigen, 2024 auf 45 Euro pro Tonne.
Diese Nachricht wurde am 21.12.2023 im Programm Deutschlandfunk Nova gesendet.