Frankfurt am Main
Deutscher Buchpreis an Tonio Schachinger für "Echtzeitalter"

Der Deutsche Buchpreis geht an den Österreicher Tonio Schachinger für den Roman "Echtzeitalter". Die Begründung der Jury: Schachinger spiegele in seiner Coming-of-Age-Geschichte mit feinsinniger Ironie die politischen und sozialen Verhältnisse der Gegenwart und verhandele auf erzählerisch herausragende Weise die Frage nach dem gesellschaftlichen Ort der Literatur.

17.10.2023
    Tonio Schachinger schaut in die Kamera.
    Der Deutsche Buchpreis geht in diesem Jahr an den österreichischen Autor Tonio Schachinger. (Arne Dedert/dpa)
    In "Echtzeitalter" steht der Gymnasiast Till im Mittelpunkt, der ein Wiener Eliteinternat besucht. Es geht um den Zerfall der Familie, um Freundschaften, die erste Liebe. Und es geht ums Gaming, denn die Pubertät von Till spielt sich zu großen Teilen im Netz ab.

    "Nicht das Wichtigste"

    Schachinger wurde 1992 im indischen Neu Delhi geboren, studierte Germanistik und Sprachkunst in Wien und lebt dort heute. In seiner Dankesrede erinnerte der 31-Jährige an die Eskalation im Nahen Osten nach dem Angriff der Hamas auf Israel. "Wir wissen alle, dass das hier nicht das Wichtigste ist". Er empfinde es als "unerträglich" zu sehen, was derzeit auf der Welt passiere. Es sei aber auch schwer, darüber zu sprechen.
    Schachinger hat kurz nach der Verleihung auch in unserer Sendung Fazit über seine Empfindungen gesprochen. Das Interview können Sie hier nachhören.
    Für den mit 25.000 Euro dotierten Preis waren dieses Jahr neben Schachinger nominiert: die Schriftstellerinnen Terezia Mora, Anne Rabe, Sylvie Schenk und Ulrike Sterblich sowie der Autor Necati Öziri. Der Deutsche Buchpreis ist eine der wichtigsten Auszeichnungen der deutschsprachigen Literaturbranche. Die Vergabe bildet traditionell den Auftakt der Frankfurter Buchmesse.

    Anpassung des Programms wegen Lage in Nahost

    Die 75. Ausgabe wird morgen eröffnet und zunehmend vom Krieg im Nahen Osten überschattet. Die Eröffnungsansprache von Bundeskanzler Scholz dürfte wegen seiner kurzfristigen Israel-Reise ausfallen.
    Die Anschläge auf Israel haben weitere Auswirkungen auf den Verlauf der Messe: Buchmesse-Direktor Boos erklärte, geplante Konzerte mit den Sängerinnen Liraz und Rita aus Israel könnten nicht stattfinden. Der Terror dürfe jedoch niemals siegen. Deshalb sollen jüdische und israelische Stimmen auf der Buchmesse nun besonders sichtbar gemacht werden.
    Diese Nachricht wurde am 17.10.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.