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Deutscher Faust, deutsche Fragen?

Michael Thalheimer gehört zu den wichtigsten jüngeren Regisseuren im deutschsprachigen Raum. Aufsehen erregte er mit einer brutalen Interpretation von Franz Molnàrs "Liliom", das gern als harmlose Jahrmarktsposse inszeniert wird; mit diesem Stück wurde Thalheimer im Jahr 2001 auch erstmals zum Berliner Theatertreffen eingeladen.

    Außerdem dort zu sehen: seine Interpretation von "Das Fest" nach dem Dogma-Filmklassiker von Thomas Vinterberg. Thalheimer gehört nicht zu den Theater-Dekonstruktivisten, er legt aber auch auf "Werktreue" keinen gesteigerten Wert. Er hat einen stilistisch ganz eigenen Weg der Reduktion dramatischer Stoffe auf ihren Kern gefunden, exemplarisch vorgeführt an Klassikern wie "Leonce und Lena" oder "Woyzeck" von Georg Büchner, der "Emilia Galotti" von Lessing, oder wie jetzt am Deutschen Theater, mit Goethes "Faust".

    In der vergangenen Spielzeit brachte Thalheimer dort den "Faust I" auf die Bühne; vorgestern hatte "Faust II" Premiere. Inzwischen ist Michael Thalheimer auch gefragter Gast bei Theaterfestivals im Ausland. Über nicht nur deutsche Fragen und deutsche Stoffe hat Karin Fischer mit dem Regisseur gesprochen.