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Deutscher Leichtathletik-Verband
Doping-Täter in den eigenen Reihen?

Die Führung des Deutschen Leichtathletik-Verbandes übte zuletzt heftige Kritik an den Zuständen im weltweiten Antidopingkampf, besonders in Russland und Kenia. Schaut man sich indes beim DLV die Strukturen an, dann tummelt sich bis heute sogar ein einstiger Minderjährigen-Doper neben weiteren belasteten Altkadern in der Bundestrainer-Riege des deutschen Verbands.

Von Thomas Purschke | 13.08.2016
    Der des Dopings verdächtige Trainer Werner Goldmann
    Der des Dopings verdächtige Trainer Werner Goldmann (picture alliance / dpa Bernd Thissen)
    Im Dezember 2015 war das staatlich anerkannte DDR-Doping-Opfer Gerd Jacobs plötzlich verstorben. Er liegt auf dem Friedhof in Berlin-Mahlsdorf. Der einstige Diskuswerfer und Kugelstoßer vom TSC Berlin wurde nur 55 Jahre alt. Bereits mit 44 Jahren hatte Jacobs ein Spenderherz erhalten und litt an zahlreichen weiteren Organschäden.
    Werner Goldmann hatte in der DDR als Trainer auch Gerd Jacobs sehr hohe Mengen an Anabolika verabreicht und sogar minderjährige Athletinnen gedopt, die schwere Gesundheitsschäden erlitten haben. Wegen der Vergabe dieser Präparate hatte Goldmann in den DDR-Dopingprozessen eine Geldauflage von 4.000 D-Mark zahlen müssen.
    Die Vergabe solcher Sexualhormone, ohne medizinische Indikation und noch dazu von einem Laien, bezeichnet der Heidelberger Molekularbiologe und Antidoping-Experte Werner Franke auch mit Verweis auf die Urteile des Bundesgerichtshofes, als "eindeutiges Verbrechen".
    Goldmann betreute einst Diskuswerfer Robert Harting
    Goldmann unterzeichnete vor den Olympischen Sommerspielen 2008 in Peking, wo er den Diskuswerfer Robert Harting betreute, wahrheitswidrig eine Ehrenerklärung, nie in Dopingpraktiken verstrickt gewesen zu sein. Auch den damaligen Generaldirektor des DOSB, Michael Vesper, hatte er diesbezüglich belogen. Im Vorfeld der Leichtathletik-WM in Berlin 2009 hatte Goldmann dann nach jahrelangem Leugnen ein formaljuristisches Teilgeständnis abgelegt und eine Entschuldigungserklärung unterzeichnet mit dem Zusatz, dass er die Gesundheitsschäden von Gerd Jacobs bedaure. Persönlich allerdings hatte sich Goldmann bei Jacobs indes nie, weder per Brief noch telefonisch, entschuldigt.
    Obwohl Goldmann das Pensionsalter bereits erreicht hat, hält der Deutsche Leichtathletikverband bis heute an diesem belasteten Trainer fest.
    Kritik von Doping-Aufklärer Franke
    Der DLV verwies kürzlich auf Nachfrage darauf, dass der Fall Goldmann ja auch von der sogenannten unabhängigen Doping-Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes, die vom ehemaligen Bundesverfassungsrichter Udo Steiner geleitet wird, vor Jahren evaluiert worden sei. Und: Die Nachricht vom Tod von Gerd Jacobs habe der DLV natürlich mitbekommen. Dies sei bedauerlich, sagte der Pressesprecher. Auf das Fachwissen des Bundestrainers Goldmann wolle der Verband gerade in der Olympia-Saison dennoch nicht verzichten.
    Dies kann der Doping-Aufklärer Werner Franke nicht akzeptieren. Mit dem Verband geht er deshalb hart ins Gericht:
    "Der DLV war immer schon verlogen und ist es auch weiterhin, wie man jetzt ja in Rio wieder sehen kann, wenn einstige Doping-Täter wie Werner Goldmann für den DLV am Start sind."