Dienstag, 16. April 2024

Archiv

Deutscher Maschinen- und Anlagenbau
Branche will mehr Wachstum und Effizienz

Zwar brummt es im Maschinenbau, aber die weltweiten Marktanteile deutscher Unternehmen sinken. Mehr Wachstum empfehlen deshalb die Berater von McKinsey dem Verband und richten ihren Blick dabei auf China. Auch bei den Produktivitätszuwächsen stünden andere Länder besser da.

Von Michael Braun | 07.07.2014
    Ein Planeten-Radlager
    Das jährliche Wachstum im Maschinenbau lag zuletzt bei zehn Prozent. (picture alliance / dpa)
    Es brummt im Maschinenbau: Zuletzt lag das jährliche Wachstum bei zehn Prozent. Von 100 Euro Umsatz blieben vor Steuern sechs Prozent als Gewinn hängen. Die Zahl der Mitarbeiter ist auf knapp eine Million gestiegen. Und hat der Präsident des Maschinenbauverbandes, Reinhold Festge, einen Wermutstropfen ausgemacht:
    "Der Kuchen wird größer. Und unsere Wachstumszahlen zeigen, dass wir ein bisschen dahinter her hängen."
    Die weltweiten Marktanteile sinken also. Wie das zu drehen sei, hat der Branchenverband die Berater von McKinsey gefragt. Die haben auf rund 80 Seiten Antwort gegeben. Und haben vor allem zu Wachstum geraten. Denn mit etwa 300 Millionen Euro Umsatz seien Unternehmen zwei bis drei Prozentpunkte rentabler als kleinere – einfach weil sich mehr Möglichkeiten vor allem im internationalen Geschäft ergeben. Bei Umsätzen von rund einer Milliarden Euro lasse der Größenvorteil aber nach: Zu viel Geld und Kraft werde in der Koordination der einzelnen Bereiche verbrannt. Wo wachsen? Auch McKinsey-Berater Christian Malorny fällt da China ein. Aber mahnt, zu differenzieren:
    "Wir haben in China 18 verschiedene regionale Wirtschaftscluster. Jedes dieser Cluster ist wie ein europäisches Land. Und jedes dieser Cluster ist kulturell anders und steht in seinem Lebenszyklus der Konjunktur auf einem ganz anderen Level. Wir erleben das gerade, dass in China das Geschäft vom Osten sehr stark in den Süden und den Westen geht. Frau Merkel ist ja gerade in Chengdu gewesen, ein relativ westliches Land. Und das verlagert sich im Moment noch viel weiter. Chengdu ist jetzt der große Hub. Es geht viel weiter nach Westen bis rein in die Mongolei oben."
    Achillesferse Produktivität
    Darauf müssten sich die Unternehmen einrichten, nicht nur exportieren, auch im Land des Kunden produzieren, forschen und Mitarbeiter für den Service ausbilden, einfach um die Kundenbedürfnisse zu erkennen. Das dürften auch ruhig Maschinen im unteren und mittleren Preissegment sein. Daheim aber sei die Fähigkeit angesagt, Premiumprodukte zu erzeugen. Dies zu wettbewerbsfähigen Kosten und in gut durchorganisierten Arbeitsabläufen. Neben dem Ingenieursmangel hat Malorny noch ein Defizit ausgemacht:
    "Wenn es eine Achillesferse gibt, die wir in Deutschland haben, dann ist es das Thema der Produktivität, ja. Wenn Sie sich die Produktivitätszuwächse der letzten Jahre ansehen – das ist nicht nur im Maschinenbau so, das ist auch in anderen Branchen so -, dann sind andere Länder dort deutlich besser. Das hat auch ein bisschen was mit der Industriestruktur zu tun. Wenn Sie, wie in Amerika eine sehr IT- und softwareorientierte Struktur haben, da schaffen Sie auch mehr Produktivitätszuwachs."
    Die Branche hat hingehört und sich fest vorgenommen, effizienter zu werden. Branchenpräsident Festge sagte noch mal, warum:
    "Wir brauchen mehr. Das Mehr brauchen wir ja nicht zum Essen, sondern um unsere Position zu behaupten, um die Arbeitsplätze sicher zu machen. Und das müssen die Herrschaften in Berlin bitte auch möglichst verstehen."
    Mal eben die Lebensarbeitszeit zu kürzen und zu hoffen, der Maschinenbau kriege das schon, das gehe nicht.