Montag, 20. Mai 2024

Gewalttat in Frankreich
Deutscher Tourist in Paris getötet - was über den Täter und die Hintergründe bekannt ist

Nachdem ein Attentäter einen deutschen Touristen in Paris getötet und zwei weitere Menschen verletzt hat, ist die Erschütterung in Frankreich und Deutschland groß. Der Täter war den Behörden als Gefährder bekannt. Er selbst bekennt sich zur Terrormiliz IS. Was sind die Hintergründe der Gewalttat? Ein Überblick.

03.12.2023
    Französische Polizisten patrouillieren auf dem Trocadero-Platz in der Nähe des Eiffelturms in Paris, nachdem ein Mann am späten Samstagabend Passanten angriff, einen deutschen Touristen mit einem Messer tötete und zwei weitere verletzte
    Deutscher bei mutmaßlicher Terror-Attacke in Paris getötet (Christophe Ena / AP / dpa / Christophe Ena)

    Was ist vorgefallen?

    Gegen 21 Uhr am Samstagabend griff ein Mann in der Nähe des Eiffelturms einen jungen Mann mit einem Messer an. Wie die Nachrichtenagentur AP unter Berufung auf die Begleitpersonen des Opfers berichtet, fragte der Täter zunächst nach einer Zigarette und stach dann mit einem Messer auf Kopf und Rücken des Mannes ein. Bei dem Opfer, das seinen Stichverletzungen erlag, handelt es sich um einen 23-jährigen Deutsch-Philippiner. Die Begleiterin des Mannes hat sich offenbar retten können, weil ein aufmerksamer Taxifahrer eingriff und der Täter floh. Anschließend griff der Mann zwei weitere Menschen mit einem Hammer an. Die Polizei konnte den Attentäter mit einer Elektroschockpistole außer Gefecht setzen.

    Was ist über den Attentäter bekannt?

    Der 26 Jahre alte Mann, der mit seinen Eltern im Großraum Paris lebt, ist ein in Frankreich geborener Mann iranischer Herkunft. Er sagte der Polizei nach Angaben von Frankreichs Innenminister Darmanin, er könne es nicht ertragen, dass Muslime in "Afghanistan und Palästina" getötet würden. Er bezeichnete Frankreich demnach als "Komplizen dessen, was Israel im Gazastreifen tut". Bei dem Anschlag rief der Mann mehrfach "Allahu Akbar", auf Deutsch "Gott ist groß". Drei Personen aus seinem Umfeld wurden in Polizeigewahrsam genommen. Darunter sollen seine Eltern sein.
    Der Täter bekannte sich inzwischen zur Terrormiliz Islamischer Staat. Er habe vor der Tat Kontakt mit anderen dschihadistisch motivierten Attentätern gehabt, teilte die Staatsanwaltschaft in Paris mit. In Analysen der französischen Zeitungen "Le Parisien" und "Figaro" heißt es, unter anderem habe der Täter Kontakt zu dem Mann gehabt, der im Oktober 2020 den Lehrer Samuel Paty bei Paris ermordet hatte. Und zu dem Täter, der im Sommer 2016 den 85-jährigen Pater Jacques Hamel in seiner eigenen Kirche ermordet hatte.
    Der Täter war zudem bereits als Gefährder eingestuft und verbrachte zuletzt vier Jahre in Haft, weil er 2016 einen Anschlag auf das Büro- und Geschäftsviertel La Défense bei Paris geplant hatte. Damals wurde er zu einer Gefängnisstrafe von fünf Jahren verurteilt, 2020 vorzeitig entlassen, aber unter Kontrolle der Justiz gestellt. Nach Angaben der Ermittler leidet der Mann unter schweren psychischen Störungen.
    Fälle wie dieser zeigen laut Dlf-Korrespondentin Christiane Kaess, wie schwer es ist, solche Gefährder in den Griff zu bekommen und solche Anschläge zu verhindern. Die Sicherheitsfrage stelle sich vor allem mit Blick auf die Olympischen Spiele im Sommer.

    Welche Reaktionen gibt es aus der Politik?

    Frankreichs Präsident Emmanuel Macron sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Politiker aller Parteien verurteilten den Anschlag und lobten den schnellen Einsatz der Sicherheitskräfte. Die deutsche Außenministerin Baerbock schrieb auf X von "erschütternden Nachrichten aus Paris". Ihre Gedanken seien bei Freunden und der Familie des jungen Mannes, der bei dem mutmaßlich islamistischen Angriff getötet wurde. "Fast sein ganzes Leben lag noch vor ihm". Baerbock betonte: "Hass und Terror haben in Europa keinen Platz." Frankreichs Premierministerin Borne lobte "den Mut und die Professionalität" der Einsatzkräfte. Wir werden dem Terrorismus niemals klein beigeben."
    Diese Nachricht wurde am 03.12.2023 im Programm Deutschlandfunk gesendet.