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Deutscher Wein als Exportschlager

Die französischen Winzer stecken in einer schweren Absatzkrise. Zum einen sinkt der Konsum im Inland, zum anderen wächst die Konkurrenz im Ausland. Auf dem Weltmarkt müssen sich die farnzösischen Winzer mit Kollegen aus Chile, Südafrika oder auch Australien messen, und wenn es so weitergeht auch bald mit denen aus Deutschland. Denn der deutsche Wein erfreut sich im Ausland wachsender Beliebtheit.

Von Anke Petermann |
    Der japanische Markt ist Exporteuren wichtig, weil er deutschen Weinen einen vergleichsweise hohen Durchschnittspreis sichert. Doch während die Ausfuhren in die USA mengenmäßig um knapp 20 Prozent anzogen, gingen die Japan-Exporte um etwa den gleichen Anteil gegenüber dem Vorjahr zurück. Dennoch spricht das Deutsche Wein-Institut von "Aufbruchstimmung". Chikako Oshima, DWI-Repräsentantin in Japan, erklärt, wie das zu verstehen ist:

    "Die Talsohle ist erreicht, ich bin sicher, dass der deutsche Wein im Kommen ist. Früher setzten die Leute Wein mit Rotwein gleich, aber im letzten Jahr hatten wir einen Champagner-Boom, und da können wir aufspringen, indem wir für Sekt und weißen Wein werben – und das ist der Riesling in Japan. "

    Wilhelm Steifensand, geschäftsführender Gesellschafter der P.J. Valckenberg GmbH Worms, gleichzeitig Weinproduzent und Wein-Exporteur, führt Weine von 30 deutschen Spitzenweingütern aus und die eigenen. Nach Japan hat er 1998 fünf Millionen Flaschen exportiert, aktuell sind es anderthalb Millionen. Das Wormser Traditionshaus gibt den japanischen Markt nicht auf, auch wenn man sich für die nächsten zwei Jahre kaum Umsatzzuwächse verspricht:

    "Ich rechne aber, weil auch die Japaner Trends unterliegen, dass sie sich an den US-amerikanischen Trend anhängen und eben Riesling, leicht trockenere Weine, langsam hoch kommen lassen und in zwei, drei Jahren auch übernehmen. Daran arbeitet das Deutsche Wein-Institut und ich dann auch. "

    Das Deutsche Wein-Institut begleitet den mühsamen Aufstieg mit Promotion-Kampagnen in Gastronomie und Supermärkten – in Japan wie zuvor schon auf dem wichtigsten Export-Markt Großbritannien. Wie die Briten, so kaufen auch die Niederländer und Dänen 80 Prozent des Weins in Supermärkten, das heißt ohne Beratung. Weshalb immer mehr Flaschen in einfacher Aufmachung daher kommen, mit knappen Informationen: Rebsorte, Anbaugebiet, Produzent – das reicht Verbrauchern, die nicht mit den Besonderheiten deutscher Weinregionen vertraut sind.

    Angaben über Lagen, Qualitätsstufen und Geschmacksprofile würden diese Interessenten eher verwirren. Neuerdings greift man zu englischsprachigen Fantasienamen, um als spießig verschrieene Weine neu zu positionieren. Devil’s Rock oder Fire Mountain heißen sie neudeutsch. Damit soll keinesfalls ihre Herkunft verschleiert werden, betont Armin Göring, Geschäftsführer des Instituts. Er setzt auf Markennamen,…

    "... die man im englischsprachigen Raum aussprechen kann. Die Weine sind und sollen klar als deutsche Weine gekennzeichnet sein, und da hilft ja in vielen Fällen auch die Angabe der Rebsorte Riesling, die eine eindeutige Spurlegung zum deutschen Weinbau ist. "

    Kellereien in Rheinhessen und an der Mosel stellen diese Exportmarken her, vereinzelt auch größere Weingüter wie Lingenfelder in der Pfalz. Dieser Produzent führt unter anderem Riesling nach England, Kanada, Japan und in die USA aus, anfangs allerdings noch mit Etiketten, die selbst die eifrigen Kunden des britischen Fachhandels überforderten, erinnert sich Steffen Schindler, beim DWI zuständig für Auslandsmarketing. Aber glücklicherweise war da ja noch der Vogel auf dem Etikett:

    "Die deutschen Bezeichnungen Lingenfelder, Großkarlbach, Riesling waren viel zu kompliziert für die Briten. Und wenn die Leute in den Fachhandel gingen, kamen sie zurück und konnten diese Namen nicht aussprechen und haben gesagt: " I want the wine with the bird label"."

    Womit im Jahr 2000 der britische Volksmund einen der neuen deutschen Export-Markennamen kreiert hatte – Bird Label.