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Deutsches Haus in Rio
DOSB weiß nichts von fehlender Umweltlizenz

Das Deutsche Haus in Rio de Janeiro ist der Ort, an dem sich im August während der Olympischen Spiele Athleten, Sponsoren und Medien treffen sollen. Das Gebäude ist ein Strandclub mitten in einem Naturschutzgebiet. Allerdings konnte dem Deutschlandfunk in Brasilien niemand eine Umweltlizenz für den Bau vorzeigen. Jetzt äußern sich der Deutsche Olympische Sportbund und die Deutsche Sportmarketing, die das Haus gemietet haben.

Von Carsten Upadek | 04.01.2016
    Das Deutsche Haus, wo der Deutsche Olympische Sportbund bei den Olympischen Sommerspielen 2016 Hof halten wird.
    Das Deutsche Haus, wo der Deutsche Olympische Sportbund bei den Olympischen Sommerspielen 2016 Hof halten wird. (Deutschlandradio/Carsten Upadeck)
    In einer gemeinsamen Stellungnahme teilten der Deutsche Olympische Sportbund und dessen Vermarktungs-Agentur DSM in dieser Woche mit, dass man mit der Gesellschaftervereinigung umfassend über die Lage im Naturschutzgebiet Marapendi gesprochen habe.
    Zitat: "Der Vermieter hat versichert, dass alle Auflagen für Naturschutz beim Bau berücksichtigt wurden und werden." Und: "Genauso selbstverständlich werden wir uns an alle Auflagen von Naturschutzbehörden halten."
    Aber ist das genug? Der Deutschlandfunk hat in der vergangenen Woche dargelegt, dass weder die Gesellschaftervereinigung des Strandclubs im Viertel Barra da Tijuca noch das kommunale oder das staatliche Umweltamt eine Umweltlizenz für den Bau in ihren Unterlagen haben – obwohl das Gelände in einem stark geschützten Gebiet liegt mit vielen seltenen Pflanzen und Tieren, wie Gürteltieren, Eidechsen und Kaimanen.
    Ethische Verantwortung
    Reicht da der gute Glaube an die mündlichen Versicherungen der Betreiber oder hätten der DOSB und die DSM eine schriftliche Umweltlizenz einfordern müssen? Der Biologe Marcello Mello sieht die deutschen Mieter in der Verantwortung: "Ich finde, dass ist eine Frage der Ethik! Es wäre ethisch richtig von den Deutschen, eine Baukonstruktion in einem Umweltschutzgebiet, die mit Sicherheit illegal war, nicht zu nutzen."
    Der Biologe vermutet illegale Geschäfte bei der Vergabe der Baulizenz: "Das ganze Naturschutzschutzgebiet ist ökonomisch sehr wertvoll. Jede Konstruktion hier verursacht astronomische Kosten. Denn Politiker wissen, dass die Bebauung verboten ist und es sehr großer Anstrengungen bedarf, eine Ausnahmegenehmigung zu beschaffen. Also bezahlen die Konstrukteure Bestechungsgelder an Politiker, um einen Weg zu finden, die Konstruktion zu erlauben."
    Gern hätte der Deutschlandfunk über Fragen der Verantwortung mit dem Deutschen Olympischen Sportbund oder der Deutschen Sportmarketing gesprochen. Allerdings wollten weder die Dachorganisation des deutschen Sports noch deren Vermarktungsgesellschaft das Thema Umweltlizenz weiter kommentieren. In ihrer Stellungnahme heißt es dazu lediglich: "Mögliche Vorgänge während der Baugeschichte vor zehn Jahren sind uns nicht bekannt."
    Es würde sich aber sicher lohnen, nachzufragen. Immerhin preisen DOSB und DSM das zukünftige Deutsche Haus als Heimat der deutschen Athleten während der Olympischen Spiele. Da sollte es keinen Zweifel geben an der Rechtmäßigkeit des Baus mitten im Naturschutzgebiet.