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Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung zur Lage der Windenergie in den USA

Deutsche Unternehmen sollen beim Export von Windkraft- und Solaranlagen stärker unterstützt werden. Erneuerbare Energien "Made in Germany" hätten das Potenzial, in den nächsten Jahren eine wesentliche Rolle auf den Weltmärkten zu spielen. So steht es in einem Entschließungsantrag, der im Bundestag mit den Stimmen von SPD und Grünen gebilligt wurde. Ob auch der US-amerikanische Markt Absatzmöglichkeiten bietet, darüber haben sich Fachleute in der US-Botschaft in Berlin Gedanken gemacht.

Von Dieter Nürnberger |
    Derzeit spielt vor allem der für deutsche Unternehmen recht ungünstige Wechselkurs eine große Rolle. Das wirkt sich auf jeden Fall erst einmal ungünstig aus - für deutsche Unternehmen und ihre Geschäftsabsichten in den USA. Aber: Ansonsten stehen die Chancen gar nicht so schlecht, zumindest Joint-Ventures - eine Zusammenarbeit zwischen deutschen und amerikanischen Unternehmen also - scheinen möglich zu sein. Das ist zumindest die Meinung eines Experten des US-amerikanischen Energiemarktes. Auf Einladung seiner Botschaft bereist derzeit James Caldwell die Bundesrepublik. Caldwell ist der ehemalige politische Direktor der amerikanischen Windenergie-Vereinigung. Die Chancen für die Nutzung von Windkraft seien generell wieder gestiegen, sagt Caldwell, unter anderem aus wirtschaftlichen Erwägungen heraus.

    Unsere natürlichen Windresourcen sind deutlich größer als in Deutschland. Der Wind bläst einfach stärker. Aber: In den vergangenen 15 Jahren ist ein Großteil der Investitionen im Energiebereich für Erdgas ausgegeben worden. Und die Erwartungen waren, dass sich der Preis für Erdgas auch weiterhin auf einem niedrigen Niveau einpendeln würde. Doch nun sieht die Realität anders aus. Die Preise steigen, das haben die Menschen so nicht erwartet. Also: Wenn man die ökonomischen und auch die ökologischen Vorteile der Windkraft vergleicht, dann sieht es derzeit so aus, dass vor allem die ökonomischen Argumente und Vorteile der Windkraft immer deutlicher werden.

    Der US-Bundesstaat Kalifornien gilt ja als Geburtsort der kommerziellen Nutzung der Windenergie. Ganze Wälder an Windrädern stehen da ja in einzelnen Gebieten. Und viele Gebiete seien auch so vom Wind durchgerüttelt, dass man da gar nicht leben möchte, somit ideale Standorte für die Windenergie. Unnützes Land - sagt Caldwell. Allerdings nimmt man die USA als Ganzes, dann liegt der Anteil der Windkraft bei unter einem Prozent. Die Chancen deutscher Firmen für Investitionen in diesem Bereich seien vorhanden, man sollte es aber realistisch sehen, sagt der US-Fachmann:

    Generell haben es deutsche Entwickler, deutsche Windkraft-Unternehmen derzeit auf dem US-amerikanischen Markt eher schwer. Dort Fuß zu fassen heißt zuallererst, Wissen über den dortigen Markt zu haben, auch über die lokalen, die regionalen Unterschiede. Somit kann ich mir nicht so recht vorstellen, dass ein deutscher Windkraft-Entwickler allein erfolgreich sein kann. Aber: Ich kann es mir sehr wohl als Partnerschaft vorstellen, mit einem starken US-Partner im Hintergrund. Die Zusammenarbeit im Finanzierungsbereich läuft auch schon ganz gut - da kommt schon einiges in diesem Bereich von deutschen oder auch europäischen Banken.
    Und auch eines wurde deutlich – im Grunde unterstützen beide politischen Parteien in den Vereinigten den Ausbau der Windkraft - auch die Bush-Administration. Aber - man müsse eben vor allem mit ökonomischen Argumenten kommen, so verbissen ökologisch wie in Teilen Europas würde man in den USA nicht debattieren. Als Vision sieht James Caldwell aber schon eine deutliche Verschiebung im Strommarkt zugunsten der Windenergie in den USA voraus.
    Alle Energieformen haben Vor- und Nachteile. Sie alle kosten etwas und bringen auch etwas ein. Die Antwort der Energieversorgung liegt somit in einem Energiemix. Und innerhalb dieses Rahmens wird Windenergie auf jeden Fall eine größere Rolle spielen. Das wird relativ schnell in einer überschaubaren Zeit auch sichtbar werden. Unter den heutigen ökonomischen Annahmen, auch unter Berücksichtigung der gegenwärtigen weltpolitischen Lage, wird 20 Prozent Anteil der Windkraft in den USA realistisch sein. Das ist dann nicht nur ein schönes Ziel, sondern auch eine wirklich erreichbare Größe in den Vereinigten Staaten - auch unter dem Aspekt einer Kosten-Nutzen-Rechnung.

    Und bei solchen Szenarien dürfte eben auch für Deutschland einiges drin sein. Man begreift sich ja hierzulande als Weltmeister bei der Windenergie, so zumindest die Imagewerbung der rot-grünen Bundesregierung. Aber der US-Fachmann James Caldwell war auch gerade deswegen hier in Europa. Um zuzuhören, um Erfahrungen auszutauschen - um zu lernen, wie er sagt.