Hilfsorganisation
Deutsches Rotes Kreuz kritisiert Etatkürzungen für humanitäre Hilfe

Das Deutsche Rote Kreuz hat die schwarz-rote Bundesregierung wegen der Haushaltskürzungen bei der humanitären Hilfe kritisiert. Im Vordergrund stünden zunehmend sicherheitspolitische Aspekte statt der Bedürfnisse von leidenden Menschen.

    Christof Johnen, Internationale Zusammenarbeit des Deutschen Roten Kreuzes, packt ein Hygiene Kit des Deutschen Roten Kreuz (DRK) in einer Halle am Flughafen Schönefeld.
    Christof Johnen, DRK-Bereichsleiter für Internationale Zusammenarbeit, beklagt Kürzungen im Bundeshaushalt für humanitäre Hilfe. (Archivbild) (picture alliance / dpa / Fabian Sommer)
    Die Bundesmittel für humanitäre Ausgaben seien von mehr als drei Milliarden Euro im Jahr 2022 auf jeweils eine Milliarde Euro in den Jahren 2025 und 2026 zurückgegangen. Solche Kürzungen könne man "in keinem anderen Haushaltstitel in diesem Umfang finden", sagte der Leiter der Internationalen Zusammenarbeit beim Deutschen Roten Kreuz, Johnen, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung". Dieser einen Milliarde stünden "300 Millionen Menschen weltweit gegenüber, die dringend humanitäre Hilfe benötigen".
    Die Verknappung des Budgets führe zu einer sogenannten Hyperpriorisierung, warnte Johnen. Das bedeute, dass vor allem Geld für Krisen ausgegeben werde, die als sicherheitspolitisch relevant für Deutschland betrachtet würden. Der Sudan, dessen Lage als weltweit größte humanitäre Krise gelte, gehöre noch dazu. Aber in Lateinamerika, Asien oder dem südlichen Afrika werde die staatlich finanzierte humanitäre Hilfe praktisch komplett aufgegeben, kritisierte er.

    "Triage" bei humanitärer Hilfe?

    Auch innerhalb einzelner Länder verlange die staatliche Kürzung eine Konzentration auf die allerschlimmsten Fälle, erklärte Johnen und verglich die Situation mit der Triage in der Katastrophenmedizin. Als Beispiel nannte er den Sudan: Seriöse Hochrechnungen gingen davon aus, dass von den rund 50 Millionen Einwohnern des ostafrikanischen Landes 30 Millionen Menschen auf humanitäre Hilfe angewiesen seien. Doch aufgrund der begrenzten Mittel müssten das Rote Kreuz und andere Hilfsorganisationen die Hilfe vor Ort priorisieren.
    Johnen verlangte von der Bundesregierung auch mehr diplomatischen Druck auf den Sudan: "Staaten wie Deutschland haben eine Verpflichtung, die Konfliktparteien zu drängen, das Völkerrecht einzuhalten. Das passiert im Fall Sudan trotz der massiven Verstöße viel zu wenig."
    Diese Nachricht wurde am 02.12.2025 im Programm Deutschlandfunk gesendet.