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Deutschland soll energie-effizientestes Land der Welt werden

Ein wichtiger Ansatz im Kampf gegen den Klimawandel ist, die Energieeffizienz zu steigern – also pro Produktionseinheit den Energieeinsatz abzusenken. Energieeffizienz ist kein Zauberwort für alle Probleme, weil auch liebgewonnene Gewohnheiten aufgegeben werden müssen. Aber dass der Ansatz große Chancen bietet, zeigen derzeit die Berliner Energietage.

Von Dieter Nürnberger |
    Geht es nach Michael Müller, dem Staatssekretär im Bundesumweltministerium, dann ist das Ziel sehr ehrgeizig. Deutschland soll bis 2020 das energieeffizienteste Land der Welt werden. Deshalb dürfe man jetzt - in der globalen Wirtschafts- und Finanzkrise - die Bemühungen auf diesem Gebiet auch nicht vernachlässigen.

    "Wenn wir heute überall in der Welt unterwegs sind, dann werden wir nicht danach gefragt, warum wir aus der Atomenergie aussteigen. Wir werden immer danach gefragt, wie wir die Erneuerbaren Energien vorangebracht haben und wir werden gefragt, was wir zum Thema Energieeffizienz anzubieten haben. Das sind die Zukunftsfelder und hoffen wir, dass wir jetzt in der Krise nicht langsamer werden, sondern unseren Weg beschleunigen."

    Die Vorgaben der Bundesregierung sind ehrgeizig. In den nächsten zehn Jahren sollen bis zu 20 Prozent der Energie eingespart werden. Auf den 10. Berliner Energietagen geht es deshalb um sämtliche Aspekte der Energieeinsparmöglichkeiten. Beispielsweise im großen Bereich der Raumwärme. Experten haben ausgerechnet, dass rund 80 Prozent der bundesdeutschen Heizungen nicht dem Stand der Technik entsprechen. Für den Austausch von Nachtspeicherheizungen hat die Bundesregierung deshalb ein Förderprogramm aufgelegt. Doch nicht nur Wärme wird oft noch verschwenderisch mit Strom erzeugt, auch die Warmwasserbereitung funktioniert oft noch auf diese veraltete Art und Weise. Es betrifft 7,2 Millionen Haushalte in Deutschland. Rund sieben Prozent des deutschen Stromverbrauchs gehen hierauf zurück, sagt Wolfgang Schulz vom Bremer Energie Institut. Technisch sei eine effizientere Umrüstung kein großes Problem. Statt des Einbaus eines elektrischen Durchlauferhitzers könne man Warmwasser durch den Anschluss an das vorhandene Heizungssystem gewinnen. Schulz schlägt auch hier eine staatliche Förderung vor.

    "Problematisch dabei sind sicherlich die Mietwohnungen. Denn der Vermieter hat ja wenig Anreiz für eine solche Umstellung. Das heißt, da müssen bestimmte Impulse einfließen. Wir haben vorgeschlagen, dass man für eine Mietwohnung etwa 200 Euro als Zuschuss geben sollte. Während für den Eigentümer einer Wohnung an sich schon reine Motivations- und Informationskampagnen ausreichen müssten. Hier sollte klar gemacht werden, wie teuer sie eigentlich Warmwasser bereiten, wenn sie elektrisch Warmwasserbereitung betreiben."

    Ein anderes Beispiel ist der Bereich der Kältetechnik. Klimaanlagen sind auch in Deutschland auf dem Vormarsch. Das integrierte Energie- und Klimaprogramm der Bundesregierung hat diesen Bereich schon berücksichtigt. Einsparpotenziale von 60 Prozent seien in diesem Bereich möglich, sagt Jörn Schwarz vom Kompetenzzentrum Energieeffizienz Kälte- und Klimatechnik in Berlin.

    "Im Bereich der Gewerbekälte gibt es außerordentliche Energieeffizienzpotentiale: durch optimierte Prozessführung, durch effiziente Kältekomponenten – Verdichter und Wärmeüberträger. Ganz wichtig ist hierbei eine übergeordnete Regelung – durch drehzahlgesteuerte Antriebsmotoren, durch die Wahl optimaler Kältemittel für den jeweiligen Temperaturbereich. Und natürlich auch durch eine verbesserte Dämmung der Anlagen."

    Der Vorgang der technischen Umrüstung klingt kompliziert, doch wenn 35 Prozent bei den Anlagen eingespart werde, so Schwarz, sei das Ganze schon wirtschaftlich. Energieeffizienz rechne sich, so die Botschaft. Allerdings wurde auf den Berliner Energietagen auch deutlich, dass man dranbleiben muss am Thema. Die Potenziale seien groß, sagt Hans-Joachim Ziesing, ein anerkannter Energieberater, doch wenn die Bundesregierung auch ihre langfristigen Klimaschutzziele erreichen wolle – bis 2050 sollen immerhin 80 Prozent der CO2-Emissionen eingespart werden – dann müssten diese Anstrengungen noch weiter verstärkt werden.