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Deutschland vor der Wahl:

Meine Damen und Herren, bei uns der Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland, Gerhard Schröder. Beifall.

Karl-Heinz Gehm | 30.08.2002
    Der Wahlkampf vor der Entscheidung, und in der Arena tänzeln sie wieder wie Zirkuspferde. Schröder-Tour-2002, die Kampagne des Kanzlers. Die Entscheidungsschlacht, wer Deutschland in den nächsten vier Jahren regieren wird. Schröder-Tour kreuz und quer durch die Bundesrepublik, Großveranstaltungen,40 Städte in 23 Tagen. Im Osten Deutschlands, in Erfurt, haben "Die Prinzen" dem Kanzler den Boden bereitet.

    7000 Zuhörer in der Erfurter Eissporthalle, ein Kanzler, der sich durch die Zuschauermassen kämpfen muss, dann, obligatorisch, der federnde Sprung auf die Bühne, die Arme breit ausgestreckt, das Victory-Zeichen, dann, umfasste Hände, die Arme über dem Kopf, leichte Verbeugung. Teil eins der Körpersprache des Wahlkämpfers Schröder:

    Meine sehr verehrten Damen und Herren, Liebe Freundinnen und Freunde...

    Der Kanzler on the road, gestern Wiesbaden und Saarbrücken, heute Schwerin und Kiel, morgen in Hamburg. Und niemand weiß, ob dies, nach gerade einmal vierjähriger Amtszeit, nicht vielleicht die Abschiedstournee des Kanzlers Gerhard Schröder sein wird.Die Stimmung im Wahlvolk, was die Chancen der SPD angeht, ist seit Herbst letzten Jahres alles andere als euphorisch. Der SPD-Sturz in der Wählergunst um zeitweise bis zu 9 Prozentpunkte hat viele Gründe. Ganz obenan rangieren die enttäuschende Konjunkturentwicklung und, damit verbunden, die elende Lage am Arbeitsmarkt. Unter diesen bescheidenen Voraussetzungen präsentieren sich seit Jahresbeginn die SPD-Macher Machnig und Müntefering mit äußerst mäßigem Erfolg als leidgeprüfte Gesundbeter:

    Wir haben uns auseinandergesetzt mit den letzten demoskopischen Zahlen, die uns natürlich überhaupt nicht kalt lassen... Wir waren kurz vor der Sommerpause auf ein bis zwei Punkte heran, dann gab’s eine Reihe von auch schwierigen Diskussionen für uns. Entschieden ist die Sache noch nicht. Wir müssen uns anstrengen, aber gewählt wird am 22.9... Na gut, wenn man hinten liegt, dann hat man sicherlich auch Fehler gemacht. Ich glaube, wir hätten an der ein oder anderen Stelle vielleicht eher noch klarer machen sollen...

    Nichts aber hat die SPD klar gemacht. Der Wahlkampf vom hohen Roß als erfolgreiche Regierungspartei wird verhagelt durch das Anwachsen der Arbeitslosenzahlen, die von der SPD erwartete ideologische Konfrontation mit Stoiber bleibt Fehlanzeige dank exorbitanter Geschmeidigkeit des Herausforderers. Das Resultat, das die Meinungsforscher Ende Juli präsentieren, ist eindeutig:

    Die Wähler reagieren sehr heftig in dieser Woche. Die SPD muss erhebliche Stimmungseinbrüche hinnehmen...

    Acht Wochen vor der Wahl zieht Franz Müntefering, der SPD-General, die Reißleine:

    Jetzt muss zugespitzt werden, das muss man nicht mehr aussprechen. Das ist ganz einfach. Man kann zuspitzen, es gibt genügend Argumente... Trompete

    Attacke also! Die SPD krempelt ihr Wahlkampf-Konzept um. Vorbei die traditionelle Beschaulichkeit, wo die Regierung das Wahlvolk mit stolzen Bilanzen beeindrucken wollte, mangels Masse Verzicht auch auf spektakuläre Wahlgeschenke. Da übt sich Opposition, die milliardenschwere Steuersenkungen in Aussicht stellt und ansonsten mit ihrer Rote-Laternen-Attacke auf Offensiv-Kurs segelt. Die SPD wird schmallippig und scheint im Wahlkampf auf ein Zwei-Mann-Team reduziert, den Kanzler und seinen General. Und die werfen das Steuer herum.5. August Wahlkampfauftakt in Hannover. Das Müntefering-Vorgabe vom Zuspitzen, für Wahlkämpfer Schröder eine der leichtesten Übungen:

    Mein Appell an die deutsche Wirtschaft: Spielt Euch nicht als fünfte Kolonne der Opposition auf, sondern sorgt für die Ausbildungsmöglichkeiten in den Betrieben. Das ist Eure Pflicht. Beifall.

    Schon einmal in Fahrt, holt der Kanzler in seiner Eigenschaft als Sozialdemokrat weit aus beim Ringen um Profil für seine Partei. Auf das "Modell Deutschland", das Willy Brandt erfunden hatte, setzt Schröder den "deutschen Weg:

    Die Zeiten, in denen uns, was die Wirtschaft angeht, Amerika und andere als Vorbild dienen sollten, die sind nun wirklich zu überdenken. Pleiten, das Ausplündern kleiner Leute in den Vereinigten Staaten, die sich jetzt Sorgen um ihre Altersversorgung machen müssen, während ein paar Spitzenmanager Millionen und Milliarden nach Hause tragen, ich sage, das ist nicht der deutsche Weg, den wir für unser Volk haben wollen, meine Damen und Herren. .Beifall.

    Der "deutsche Weg" als Inkarnation der sozialen Gerechtigkeit, oder: der Versuch Schröders zu punkten gegen Verdrossenheit und Mobilisierungsdefizit im eigenen Lager und das Bemühen, sich abzusetzen von Konservativen und Liberalen.

    Dieses Land ist stark geworden und wird stark bleiben, wenn es im Inneren gerecht zugeht. Und Gerechtigkeit heißt, dass in den Unternehmungen, in den Betrieben selbstbewusste Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, ausgestattet mit eigenen Rechten den anderen, den Leitungen, auf gleicher Augenhöhe gegenübertreten wollen und können. Das ist unser Modell. Das ist das deutsche Modell, mit dem wir groß und stark geworden sind, und das trotz aller Schwierigkeiten Leitlinie bleiben muss und bleiben wird.

    Überhaupt ist viel von "deutsch" und "Deutschland" die Rede bei diesem Wahlkampfauftakt der SPD, die sich wappnet gegen ein vom politischen Kontrahenten gelegentlich als Kampfprügel in die Debatte geworfenes SPD-Defizit an Patriotismus. Schon einmal beim Versuch, zu stabilisieren, weit über die eigenen Reihen hinaus, setzt Schröder auch einen außenpolitischen Hieb. Unerwartet für Beobachter, aber konsequent angesichts der ihm vorliegenden Umfragedaten thematisiert der Kanzler das Thema Irak-Krieg, eindeutig:

    Druck auf Saddam Hussein: ja. Wir müssen es schaffen, dass die internationalen Beobachter ins Land kommen können. Aber Spielerei mit Krieg und militärischer Intervention, davor kann ich nur warnen, das ist mit uns nicht zu machen, meine Damen und Herren. Beifall.

    Mit deutschem Weg, deutschem außenpolitischen Sonderweg gar, hat dieses Kanzlervotum nichts zu tun, die Hannover-Rede gibt dazu keinerlei Anlass. Schröder stellt auch gelegentlich klar, ohne Erfolg. Dann lässt er's, überzeugt von der Erfolglosigkeit dieses Bemühens in der Hitze des Wahlkampfs. Im Wissen aber, dass 70 Prozent der Befragten seine Haltung ausdrücklich befürworten. Das Thema Irak, ständig aktualisiert, wird zu einem Hit im Schröder-Wahlkampf, die Haltung des Kanzlers stürmisch bejubelt. Stoiber muss schließlich wieder einmal eine Geschmeidigkeitsprobe liefern. Andere SPD-Hits sind spärlich. Die Hartz-Kommission, deren Ergebnisse Remedur auf dem Arbeitsmarkt schaffen sollen, büßt wegen allzu großer Nähe zum Wahltermin an Glaubwürdigkeit ein, und im Lager der Schröder-Freaks macht sich angesichts eines stabilen Umfragetiefs Verdrossenheit breit:

    Was er eindeutig braucht, ist ein großes gutes Thema, um am 22. September irgendetwas reißen zu können.

    Ein Thema also, um was reißen zu können. Die Wahlkampf-Gurus in der SPD-KAMPA, die schon einiges bei dieser Kampagne in den Sand gesetzt haben, melden Fehlanzeige. Niemand hat ein großes Thema. Doch dann fällt es buchstäblich vom Himmel.

    Das Jahrhunderthochwasser an der Elbe, das vom Erzgebirge her kommend eine milliardenschwere Spur der Verwüstung durch Sachsen und Sachsen-Anhalt zieht. Das Hochwasser, das niemand zum Wahlkampfthema macht, ist das Thema in den Wochen vor der Wahl, Schröder auf den Leib geschnitten. Campaining by Gouvernement – Wahlkampf durch Regieren, Profil durch Krisenmanagement, von der ersten Sekunde an.

    Es handelt sich um eine Notlage in einer Dimension, die nationale Verantwortung erfordert. Ich habe, was die Verteilung der Soforthilfe angeht, erste Entscheidungen getroffen. Ich stehe wirklich unter dem Eindruck dieses einstündigen Besuchs in dieser kleinen Stadt Grimma in Sachsen, die ja ein Juwel war, und ich stehe unter dem Eindruck, dass das gleichsam über Nacht zerstört worden ist. Und zwar mit einer solchen Wucht, ich habe das in meinem Leben so noch nicht gesehen, wenn ich jetzt mal von Zerstörung durch Krieg in anderen Ländern absehe.

    Schröder at his best, Krisenmanagement von Kanzleramt und Kabinettstisch aus, die Stunde der Exekutive ist da, und der Kanzler reitet die Flutwelle. Das Thema, parlamentarisch prolongiert, wird eine Weile halten, zieht die fast vergessene Umweltpolitik nach sich, gibt dem Kanzler einen Popularitätsschub und in Sachen Körperschaftssteuer Gelegenheit zu einem Kabinettsstückchen gegen einige, die bei Union und Verbänden übertaktiert haben. Gerhard Schröder, vorbei die Bruder-Leichtfuß-Zeit, präsentiert sich als Pflichtmensch:

    Ich habe hier eine Pflicht zu erfüllen, dafür zu sorgen, dass vonseiten meiner Regierung alles getan wird, um die Krise zu bewältigen.

    Der Wahlkampf vor Ort wird da zweiter Sieger, Termin-Absagen haben Konjunktur, selbst in der heißen Wahlkampfphase:

    Ich denke, es macht wenig Sinn, in den betroffenen Gebieten, sei das Magdeburg oder am 3. September auch Dresden, diese üblichen Großveranstaltungen zu machen...

    Den neuen Schröderschen Rigorismus hat auch Talle erfahren müssen, jenes 1200-Seelen-Dorf im Lippeschen, Schröders Heimat. Der Gerd hatte sich angesagt, und Talle war gerüstet:

    Hey Gerhardt, Talle ist nicht weit...

    Einmal vorbeischauen in Talle, alles war vorbereitet zum Fußballspiel mit seiner alten Mannschaft, zum Match mit Pötti, Hente und Hennacken, und er, der Gerd, der den Tus Talle, 35 Jahre her, in die Bezirksliga geschossen hatte, sollte wieder die Nummer 9 tragen.

    Vielleicht später, das Hochwasser ist eben dazwischengekommen. Und in der 5. Etage der Kampa, dort, wo 19 Mitarbeiter des Teams Schröder-Tour-2002 Wahlkampfreisen organisieren, macht man sich mit stoischer Ruhe ans Werk - und plant wieder einmal um. Für Michael Rüter, den Boss des Schröder-Tour-Teams, ist es überhaupt keine Frage, was aktuell die meiste Arbeit macht.

    Den Terminkalender einzuhalten für just in time überall zu erscheinen, überall erscheinen zu können...

    Der Terminkalender als Hauptproblem. Alles andere ist in den Griff zu kriegen, ist genormt geradezu, wie etwa der Ablauf der Großveranstaltungen. Auftakt ein musikalisches Vorprogramm, Live-Auftritt einer Promi-Band, dann zwei, drei kurze Interviews mit Prominenz aus Kunst oder Kultur, die sich zur SPD bekennt, schließlich Vorredner, maximal zwei, und endlich, als Höhepunkt, der Kanzlerauftritt. Gesamtdauer: bei Nachmittagsveranstaltungen zwei, abends drei Stunden. Die Kanzlerreden am Nachmittag 30, am Abend 45 Minuten. Die Kosten: fünfstellig, am teuersten die Ausgaben für das technische Equipment der Band. Flexibel die Struktur der Kanzlerrede, die allerdings viele thematische Schubfächer hat, aus denen sich Schröder je nach Bedarf bedient. Ohne Manuskript. Schlußpunkt das Thema Irak, ganz vorn stehen derzeit die aktuelle Hochwasserproblematik und das Prinzip Hoffnung:

    In jeder Krise und in den von den Fluten bedrohten Regionen ist eine solche, ist immer auch ein Zeichen der Hoffnung.

    Dann das Hohe Lied auf die Solidarität der Deutschen, schließlich der Hieb auf den politischen Gegner:

    In dieser Gesellschaft ist nicht das Einzelinteresse, auf das Liberale und Neokonservative setzen, maßgebend, in dieser Gesellschaft steht man zusammen, wenn es ernst wird. Und das ist eine beglückende Erfahrung, die wir gerade jetzt miteinander machen können.

    Der Wahlredner Schröder hat seine Qualitäten. Schröder spricht frei, der Gedankengang präzise, die Stimme sonor und sicher, schon jetzt etwas angerauht, gegen Ende der Kampagne wird sie lädiert sein. Nicht nur deshalb erinnert sie gelegentlich an die Stimme Willy Brandts.

    Und ich bin dankbar dafür... Aber in einem bin ich sicher...

    Gekonnt die Modulation, sensibel das Eingehen auf die Reaktion im Publikum. Schröder, wie alle Wahlkampf-Profis, spricht lieber in Sälen und Hallen, weil er dort dem Publikum näher ist, direkter auf die Zuhörer eingehen kann, und – er variiert. Im Westen zieht er gelegentlich die verbale Keule, im Osten argumentiert er, wirbt, macht sich klein:

    Wenn wir, meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freundinnen und Freunde, diese Chance verpassten, aus der deutschen Einheit die Einheit der Deutschen zu machen, wenn wir verpassten, das, was sich da bewegt, nicht klein zu reden, über Steuerpolitik hin und her, sondern es als eine großartige Chance zu begreifen, unser Land zu einen, wenn wir das verpassten, würden wir einen riesigen Fehler machen, das darf nicht sein, dafür will ich arbeiten.

    Schließlich das Thema Arbeitslosigkeit. Schröder räumt Fehler ein, gibt sich zerknirscht, erläutert - und attackiert im gleichen Atemzug die Opposition:

    Nichts bedrückt mich mehr, als die Tatsache, dass wir die Ziffern, die wir uns vorgenommen haben bei der Reduzierung der Arbeitslosigkeit, nicht erreicht haben. Und meine Damen und Herren, wenn ich jetzt wie die anderen herkäme und statistische Wunschbilder vor Ihnen aufmalte, Sie würden es mir zu Recht nicht glauben. Ich sage, nach dem 11. September, und Sie kennen das Datum, ist die Weltwirtschaft in einer Weise eingebrochen, die uns unsere Ziele gründlich verhagelt hat. Aber eines ist genauso klar, deswegen aufzugeben, deswegen das Ziel nicht weiter zu verfolgen mit aller Kraft, zu der wir fähig sind, das wäre doch auch verkehrt. Deswegen das Land schlecht zu reden, wäre doch ganz verkehrt, würde doch nur Leute entmutigen. Beifall.

    Der Umgang des Wahlkämpfers Schröder mit der Opposition ist durchaus pfleglich. Für verbale Kraftakte sorgen die Vorredner, Schröder spricht weniger von Stoiber als von dem "anderen" und gibt sich eher spöttisch, etwa beim Thema Irak:

    Die Deutschen vor einer so wichtigen Wahl haben Anspruch darauf, was die relevanten Kräfte in diesem Land zu dieser Frage denken und wie sie sich verhalten wollen. Eine Politik des Wischiwaschi, eine Politik des Verspeisens von ganzen Kreidefelsen ist in lebenswichtigen Fragen nicht zu machen, meine Damen und Herren. Beifall.

    Spott, gepaart auch mit der Schröderschen Gabe der Spontaneität, etwa nach der auch den Kanzler wenig befriedigenden, weil sterilen ersten Duell-Runde mit dem Herausforderer. Schröder auf Journalistenfragen am Tag danach:

    ...Ganz direkt, den Bundeskanzler, den ich jetzt erlebe und den ich gestern abend gesehen habe, dazwischen liegen Welten. Also die Kommunikationsfreude, mit der Sie uns heute begegnen und mit der Sie gestern sich präsentiert haben, da liegen einfach Welten dazwischen...

    ...Mit Ihnen kann man ja auch reden... Gelächter.

    Schröder als Wahlkämpfer und small-talk-Kommunikator. Der Wahlkampf läuft gut, der Zustrom optimal, schon beim Auftakt in Berlin. Organisator Rüter:

    Wir sind sehr, sehr zufrieden. Soweit ich weiß, war das die größte politische Kundgebung einer Partei in Berlin seit 20 Jahren, und es waren ja doch gut 18.000 Personen, schöne Bilder, gute Stimmung...

    Die demonstriert aus der Schusslinie, in die er geraten ist, auch SPD-Wahlkampfleiter Machnig.

    Es gibt ein hohes Interesse an den SPD-Veranstaltungen. Wir haben einen enorm hohen Zulauf, auch eine Kampfesbereitschaft gerade bei den SPD-Anhängern, und das ist gut. Und dieses Einfordern und diese Emotion, die dann auch in solchen Veranstaltungen, glaube ich, auch zum Ausdruck kommt, das ist ganz wichtig...

    Fehlt aber noch der letzte Wupp, wie Franz Müntefering zu sagen pflegt, der Kick, die entscheidende Kraftanstrengung also, um sich vor der Union über den Zielstrich zu werfen. "Der oder ich" hatte Schröder einst orakelt. Die SPD wird in der allerletzten Phase dieses Wahlkampfs darauf zurückkommen müssen. Denn die Umfragewerte des Krisenmanagers Schröder haben sich trotz eines langweiligen Fernsehduells mit dem Herausforderer weiter verbessert, und Stoiber muss plötzlich Probleme beim Wahlkampf in Ostdeutschland einräumen. Drei Wochen vor den Wahlen wittert die SPD wieder Morgenluft, und Matthias Machnig gibt die Linie für den Wahlkampfendspurt vor:

    Es geht darum, sich zu entscheiden für eine moderne Politik, für ein modernes Land, und dass man deswegen auch einen modernen Kanzler braucht, das werden wir noch mal sehr deutlich machen.

    Problem erkannt, und Schröder sieht auch, wie man es lösen muss:

    Wir müssen deutlich machen, dass wir ein Wahlsystem in Deutschland haben, in dem man den Bundeskanzler, den es jetzt gibt, Gerhard Schröder also, nur weiterbehält, wenn man SPD wählt. Das wird die Aufgabe sein...

    Schröder selbst gibt sich stabil, zuversichtlich, nicht nur nach außen. Er sieht die Sache nicht als verloren an und tut alles dafür, dass er als Kanzler die SPD noch nach oben ziehen kann. Die Parole heißt: Kämpfen und nicht verzagen:

    Wir sind alle ein bisschen gläubig, was die Daten angeht, die uns die Umfragemacher so bescheren. Aber für mich gilt wirklich, weder zur einen noch zur anderen Sache sich irremachen zu lassen. Für unsere Ideale, für unsere Vorstellungen und für die Weiterführung einer vernünftigen Politik zu kämpfen, das ist unsere gemeinsame Aufgabe. An all diejenigen, die da mitmachen wollen, sage ich: "Rühret die Trommel und fürchtet euch nicht". Beifall...

    "Trommle die Leute aus dem Schlaf" , so heißt es weiter bei Heinrich Heine, den Schröder da zitiert: "Marschiere trommelnd immer voran, das ist die ganze Wissenschaft". Der Wahlkämpfer Schröder – keine Frage - hat sie begriffen.