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Deutschlands erste Juniorprofessorin

Nach langen Diskussionen gilt ab dem 1.1.2002 ein neues Dienstrecht an den Hochschulen. Das bedeutet unter anderem, dass der wissenschaftliche Nachwuchs auch ohne die Habilitation zu einer Professur kommen kann. Die erste Juniorprofessorin Deutschlands ist die aus St. Petersburg stammende Chemikerin Svetlana Tsogoeva. Ab heute forscht und lehrt die 28jährige an der Universität Göttingen.

02.01.2002
    Im Lebenslauf von Svetlana Tsogoeva wimmelt es bereits von Preisen und wissenschaftlichen Auszeichnungen. Besonders hervorgetan hat sich die Chemikerin bei der Entwicklung von Naturstoffen, die für die Herstellung von metallfreien Katalysatoren verwendet werden können. Vor drei Jahren kam sie von St. Petersburg an die Universität Frankfurt, als Stipendiatin der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Eineinhalb Jahre lang arbeitete sie als Postdoktorandin bei einem großen Chemiekonzern. Eine lehrreiche Zeit, wie Svetlana Tsogoeva erzählt: "Hier konnte ich erfahren, welche Anforderungen an einen jungen Akademiker gestellt werden, und ich konnte sehen, wie wichtig die Kooperationen zwischen Industrie und Hochschule sind."

    Auf ihrer Suche nach einer Habilitationsstelle erfuhr sie von der Möglichkeit, sich in Niedersachsen als Juniorprofessorin zu bewerben. Das bedeutet: Ähnlich wie eine wissenschaftliche Assistentin kann sie sich innerhalb von sechs Jahren für eine Vollprofessur qualifizieren. Die Qualifikation wird aber nicht auf traditionellem Weg über die Habilitation sondern über die Leistungen in Forschung und Lehre erreicht, die in dieser Zeit erzielt werden. Von diesem Modell erhofft man sich Schubkraft für den wissenschaftlichen Nachwuchs, erklärt Niedersachsens Wissenschaftsminister Thomas Oppermann. Und: "Wir sind besonders stolz darauf, dass die erste Juniorprofessur mit einer Frau aus dem Ausland besetzt werden kann, und noch dazu in einem harten Fach wie der Chemie. An der chemischen Fakultät der Universität Göttingen gibt es weder eine Frau auf einer C3- noch auf einer C4-Stelle."

    Neu ist, dass sich Juniorprofessoren auf frei werdende Stellen an der eigenen Universität bewerben können. Dass dies bislang nicht möglich war, führte oft zum Abwandern junger Wissenschaftler, die nicht selten ihre berufliche Zukunft im Ausland suchten. Svetlana Tsogoeva aber gefällt es in Niedersachsen. Hier sieht sie für ihre weitere Karriere gute Möglichkeiten.

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