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Devisenmanipulation
Banken müssen Milliardenstrafen zahlen

Devisenhändler von Großbanken haben Wechselkurse manipuliert und so ihre Kunden um Millionen gebracht. Fünf Geldinstitute müssen deshalb insgesamt 2,7 Milliarden Euro Strafe zahlen. Gegen weitere Banken laufen die Ermittlungen noch. Die verantwortlichen Händler erwarten Strafprozesse.

Von Jochen Spengler |
    Das Logo der Schweizer Bank UBS in Zürich
    Die Schweizer Bank muss mit 642 Millionen Euro die höchste Strafe zahlen. (picture-alliance/ dpa / EPA / Steffen Schmidt)
    Sie nannten sich "das A-Team" oder "die drei Musketiere" - kleine Gruppen von Devisenhändlern mit krimineller Energie, die die Referenzkurse für Pfund, Euro oder Dollar manipulierten zugunsten der eigenen Banken und der eigenen Portemonnaies. Händler, die damit Millionen zulasten der Kunden verdienten, die sich abschotteten und die etwa einen Novizen nur mit der Drohung in den Mitwisser-Kreis aufnahmen, er solle besser mit einem offenen Auge schlafen, wenn er es vermassele.
    "Wir haben hier eine kleine Handvoll von Leuten, die uns wieder enttäuscht haben, indem sie zum eigenen Vorteil gehandelt haben und nicht im Interesse der Kunden",
    kommentiert Ross McEwan, Chef der RBS, einer der fünf betroffenen Großbanken, deren Kontrollen bei den Wechselkursmanipulationen versagt haben und die heute von den Aufsichtsbehörden in Großbritannien, den USA und der Schweiz mit insgesamt 2,7 Milliarden Euro Bußgeldern bedacht wurden.
    Ermittlungen gegen Deutsche Bank laufen noch
    Die höchste Strafe mit 642 Millionen Euro muss die Schweizer UBS zahlen. Mit kaum weniger Millionen werden Citigroup, JP Morgan und RBS zur Kasse gebeten. Am günstigsten kommt die britische HSBC davon mit immerhin noch 500 Millionen Euro. Gegen andere Banken wie Barclays oder die Deutsche Bank, den größten Devisenhändler der Welt, laufen die Ermittlungen noch.
    "Das ist schon sehr ernst, weil die Öffentlichkeit den Banken vertrauen können muss und es nicht das erste Mal ist, dass sie versagt haben. Schon mit der Libor-Manipulation vor einigen Jahren hat man die Standards nicht eingehalten. Es ist sehr wichtig, dass die Finanzindustrie Vertrauen zurückgewinnt",
    sagt Martin Wheatley, Chef der neuen britischen Finanzaufsicht FCA. Zugleich zeigte er sich gegenüber der BBC überzeugt, dass die FCA, die mit 1,4 Milliarden Euro die höchsten Strafen verhängte, den Skandal vollständig aufgeklärt hat.
    "Wir haben die Probleme auf den Börsenparketts sehr detailliert analysiert und ausgearbeitet, was wir noch tun müssen, um faire und effektive Märkte zu garantieren. Es geht nicht nur darum, Menschen zu bestrafen, die sich falsch verhalten haben, sondern auch die Strukturen und Bedingungen zu verändern, die es ihnen ermöglicht haben, so zu handeln."
    "Wir werden die Institute zur Verantwortung ziehen"
    Die heutigen Geldbußen für die fünf Institute werden Folgen haben. So verlangt Martin Wheatley, dass die Banken ihre Milliardenstrafen nicht nur auf die Kunden oder die Anteilseigner abwälzen, sondern dass sie sich auch in niedrigeren Gehältern und Boni niederschlagen.
    "Ich erwarte, dass das nicht nur für die Dividenden der Eigentümer oder für die Gebühren der Kunden Auswirkungen hat, sondern auch für die Angestellten der Bank. Wir werden die Institute zur Verantwortung ziehen und wenn sie hier nicht rangehen, werden wir ihre Bonuszahlungen überprüfen."
    Von den finanziellen Einbußen und Sanktionen abgesehen, müssen die Devisen-Manipulateure selbst mit Strafprozessen und Haftstrafen rechnen. Finanzminister George Osborne, an dessen Haushaltkasse die von der FCA verhängten Bußgelder fließen, erklärte:
    "Die Betrugsbehörde leitet die entsprechenden Untersuchungen und hat die volle Rückendeckung der Regierung. Ich bin entschlossen, mit der Korruption weniger in der City aufzuräumen, damit die Finanzmärkte für alle funktionieren und wir ein Bankensystem haben, das unserer Wirtschaft hilft - alles Mittel, um das zu korrigieren, was so fürchterlich schief gelaufen ist."
    Offenbar ist sogar die britische Notenbank nicht vor Skandalen gefeit. Die Bank of England hat heute ihren Chefdevisenhändler wegen "ernster Verfehlungen" gefeuert. Einen Zusammenhang mit dem Devisenskandal gebe es trotz des zeitlichen Zusammentreffens allerdings nicht.