
"Stop war" oder "Stand with Ukraine". So steht es am Samstag in großen Buchstaben auf der Stadion-Leinwand und auf den Werbebannern am Spielfeldrand des Westfalenstadions. Das Ganze in blau-gelb unterlegt, den Farben der ukrainischen Flagge.
Das ist so auch in der Live-Übertragung des russischen Fernsehsenders Match TV zu sehen. Der übernimmt wie üblich das von der Deutschen Fußballliga produzierte Bildsignal und ein russischer Sprecher kommentiert das Spiel.
In der 13. Spielminute kündigt Kommentator Igor Kytmanov an:" Leider müssen wir die Übertragung abbrechen, aus Gründen, die nicht von uns abhängen. Fußball gilt ja üblicherweise als außerhalb der Politik stehend, aber, nun, in der Deutschen Bundesliga wird diese Regel leider nicht immer eingehalten. Also, während wir den Angriff sehen, bitten wir um Entschuldigung, dass wir die Übertragung abbrechen." Es folgt noch eine Zeitlupe, dann Werbung.
Sender gilt als regierungsnah
Die Solidaritätsbekundungen mit der Ukraine passten wohl nicht ins Bild. Der Sender Match TV wurde nach eigenen Angaben 1998 von Gazprom gegründet, dem staatlichen russischen Energiekonzern. Inzwischen ist der Sportkanal Teil der Gazprom Media Holding, die sich selbst als führenden Medienkonzern in Russland und Ost-Europa bezeichnet. Gazprom Media gilt als regierungsnah.
Während die französische und englische Liga ihr Fußball-Produkt wegen des Angriffskrieges gegen die Ukraine nicht mehr nach Russland verkauft, hat sich die deutsche Fußballliga Anfang März anders entschieden. Sie setzt den Vertrag mit Match TV zunächst fort, spendet die Einnahmen für humanitäre Hilfe in der Ukraine.
Voraussetzung: Match TV zeigt das Bildsignal ohne Veränderungen. So sollen die Anti-Kriegs-Bekundungen in den Bundesliga-Stadien die russische Bevölkerung erreichen.
Logo zensiert - Sender hält sich nicht an DFL-Vorgaben
Offensichtlich hält sich der Sender nicht an die vertraglichen Vorgaben. Bereits Anfang März zensiert Match TV das DFL-Logo - bereits da hat der Ligaverband DFL sein Logo aus Solidarität zur Ukraine blau-gelb unterlegt. Match TV zeigt kurzerhand das ursprüngliche Logo in rot-weiß.
Der Abbruch der Übertragung am Samstag ist ein weiterer Verstoß des russischen Senders gegen die Vertragsbestimmungen. Am Mittwoch (6.4.) gab die DFL bekannt, trotzdem weiter mit Match TV zusammenarbeiten zu wollen. "Die DFL setzt gegenwärtig weiterhin auf die Möglichkeit, mit Friedensbotschaften aus den Stadien die Menschen in Russland zu erreichen", so der Verband.
Gleichzeitig beobachte man, ob und inwieweit die Möglichkeit weiterhin gegeben sei. Die DFL verweist darauf, dass viele Spiele in voller Länge gezeigt worden seien. Man habe aber auch die teils massiven Einschränkungen zur Kenntnis genommen.