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DHB-Strukturreform
Ringen ums Geld

Mehr Trainer, mehr Mitglieder, "Haus des Handballs": Der Deutsche Handballbund will sich mithilfe einer Strukturreform zukunftsfähig machen. Dafür ist viel Geld nötig. Das soll von den aktiven Handballern kommen, die jährlich zehn Euro an den DHB entrichten sollen. Die Landesverbände fürchten eine Kannibalisierung.

Von Erik Eggers | 20.07.2019
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) nimmt beim Empfang für die deutsche Handball-Nationalmannschaft im Bundeskanzleramt ein Poster von Teamkapitän Uwe Gensheimer entgegen. im Hintergrund Bundestrainer Christian Prokop (l) und Handball-Präsident Andreas Michelmann.
Der deutsche Handball will sich auch in Zukunft für seine Erfolge feiern lassen (Michael Kappeler/dpa )
Der Präsident ist begeistert. Er sei beeindruckt, wie engagiert das große Gemeinschaftsprojekt vorangetrieben werde, erklärte in dieser Woche der Präsident des Deutschen Handballbundes (DHB), Andreas Michelmann. Gemeint war die sogenannte "Strukturreform 2.0" des Dachverbandes, deren Schwerpunkte zuvor in diversen Regionalkonferenzen diskutiert worden waren und die 2020 beschlossen werden soll.
Das klingt sehr harmonisch, so als würden alle Landesverbände, die im DHB eine große Mehrheit stellen, die Ideen sämtlich mittragen. Die Reaktionen aber waren nach Informationen des Deutschlandfunks gemischt.
Vieles hängt am Geld
Im Bemühen darum, den deutschen Handball zukunftsfähig zu machen, geht es im Kern um zwei Bereiche. Einerseits soll der Leistungssport, für den der DHB zuständig ist, durch mehr qualifizierte Trainer gestärkt werden. Andererseits will der DHB, wie Michelmann in einer Regionalkonferenz erklärte, die Zahl seiner Mitglieder von aktuell 757.000 auf 800.000 steigern - dafür sollen die derzeit 22 Landesverbände sorgen.
Außerdem hat DHB-Präsident Michelmann bekanntlich den Bau eines "Hauses des Handballs" nach französischem Vorbild ins Spiel gebracht. Über die Ziele ist man sich weitgehend einig. Aber über den Weg dahin wird debattiert.
DHB-Präsident Andreas Michelmann 
DHB-Präsident Andreas Michelmann (dpa / picture alliance / Friso Gentsch)
Jahresgebühr von jedem Handballer
Vieles hängt am Geld. Derzeit verfügt der DHB über einen Jahresetat von rund neun Millionen Euro, das sind drei Millionen weniger als der des Rekordmeisters THW Kiel. Erhöhen will der DHB seine finanziellen Spielräume mit der Einführung eines Lizenzmodells: Demnach soll jeder aktive Handballer zehn Euro jährlich an den DHB entrichten, um die Spielberechtigung zu erhalten.
Mit diesem "denkbaren Modell" erhöhe sich der DHB-Etat um drei Millionen Euro jährlich, heißt es in dem Entwurf, der dem Deutschlandfunk vorliegt. Demnach geht der DHB aktuell von rund 300.000 aktiven Handballern aus.
Perspektivisch seien dadurch zusätzliche Erlöse etwa durch Werbeeinnahmen zu erwarten, heißt es in dem Papier. Erst mit den Spieler-Daten nämlich ist die Einführung eines CRM-Systems möglich. Mit diesem Kundenbeziehungsmanagement beabsichtigt der DHB mithin eine umfassende Vermarktung der Daten. Das Mitglied als Kunde: Das ist sehr betriebswirtschaftlich gedacht.
Das Problem der Landesverbände besteht darin, dass bisher nicht klar ist, wie viel Geld konkret für die Mitgliederwerbung vorgesehen ist. Zugleich befürchten einige Landesverbandsfunktionäre, dass durch das Lizenzmodell viele inaktive DHB-Mitglieder ihre Mitgliedschaft kündigen und dann die daran geknüpften Zuschüsse aus den Landessportbünden geringer ausfallen.
Viele Clubs seien nicht bereit, zehn Euro pro Mitglied mehr zu bezahlen, da das Geld jetzt schon überall knapp sei. Offensichtlich gibt es noch viele Fragen zu klären.