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Diagnostizitis im fortgeschrittenen Stadium

Erst wurde geröntgt. Dann kam der Patient in die Röhre des Magnetresonanztomographen – oder war es ein Computertomograph? Immerhin ersparte das die Untersuchung mit dem Endoskop. Ultraschall ist nicht mehr nötig. Aber nächste Woche geht’s in den Positronen-Emissions-Tomograph...

Von Frank Grotelüschen |
    Die Medizin entwickelt immer mehr Methoden, immer neue bildgebende Verfahren, um unsere Körper bis in den letzen Winkel auszuleuchten. Das ehrbare Ziel heißt, Krankheiten im frühsten Stadium zu erkennen. Doch bei all den Fachbegriffen, all den Tomographen, Endoskopen und Röntgenapparaten verliert der Laie schnell den Überblick: Welches Verfahren bei welcher Krankheit? Welche Technik ist schonend, welche nicht? Und welchen Methoden gehört die Zukunft?

    Gestern war ich im Krankenhaus. Zur Untersuchung. Musste da in so eine Röhre. Hieß Magnetresonanztomograph oder so. Oder vielleicht auch Computertomograph? Weiß nicht mehr genau. Vorher jedenfalls war ich geröntgt worden, und dann hat der Arzt was von Ultraschall erzählt, mich dann aber doch in diesen Sonstwas-Tomographen gesteckt. War ganz schön eng in der Röhre - aber vielleicht besser, als wenn sie dir ein Endoskop sonst wo reinschieben. Na ja, übermorgen komm ich jedenfalls in den nächsten Tomographen: Positronen-Emissions-Tomograph – allein dieses Wort...!

    Man könnte meinen, die Patientin leide an fortgeschrittener Diagnostizitis. Denn die Medizin entwickelt immer mehr Methoden, immer neue bildgebende Verfahren, um unsere Körper auszuleuchten bis in den letzen Winkel – mit dem ehrbaren Ziel, Krankheiten schon im frühsten Keime zu erkennen. Doch bei all den Fachbegriffen, all den Tomographen, Endoskopen und Röntgenapparaten verliert der Laie schnell den Überblick: Welches Verfahren bei welcher Krankheit? Welche Technik ist schonend, welche nicht? Und welchen Methoden gehört die Zukunft? Sich auch nur einen ungefähren Überblick zu verschaffen, gleicht dem Blick in eine riesige Datenbank.

    R wie Röntgen

    Prinzip
    Röntgenstrahlen sind kurzwelliger als Licht. Gewebe durchdringen sie, Knochen nicht. Auf der Aufnahme zeichnet sich das Skelett hell ab. Das Gewebe erscheint dunkel und schemenhaft.

    Geschichte.
    1895. Wilhelm Conrad Röntgen untersucht das Glimmen einer Gasentladungsröhre. Am 8. November bleibt sein Blick an einigen liegengelassenen Kristallen haften. Obwohl der Raum dunkel ist, leuchten sie. Röntgen hat eine neue Art von Strahlen entdeckt. Wenige Jahre später gehört das Durchleuchten zur ärztlichen Routine.

    Einsatzgebiet.
    Skelett sowie Lufteinschlüsse. Knochenbrüche, Lungenschäden, Darmperforationen. Mit Kontrastmitteln auch Blutgefäße und Magen. Weniger gut zu erkennen: Weichteile wie Milz, Leber, Niere.

    Risiken und Nebenwirkungen.
    Röntgenstrahlen können Zellen und Erbgut schädigen – vor allem, wenn häufig oder mit veralteten Geräten durchleuchtet wird. In Deutschland verursacht das Röntgen pro Jahr geschätzte 2.000 Krebsfälle, die Hälfte davon mit Todesfolge.

    Schnell, effektiv und relativ preiswert – das sind die Pluspunkte des Röntgens, des Klassikers unter den bildgebenden Verfahren. Doch auch bei einem Klassiker gibt es Neues.

    In den letzten fünf Jahren hat sich die Technologie signifikant weiterentwickelt - mit einem Quantensprung in Form der Digitalisierung.

    Jochen Dick, Siemens Medical Solutions.

    Im digitalen Röntgen – das ist sehr ähnlich wie in der digitalen Fotografie – habe ich die Möglichkeit, eine Aufnahme elektronisch abzuspeichern, unmittelbar nach der Aufnahme zu kontrollieren, ob diese Aufnahme in Ordnung ist.

    Statt eines Films nimmt ein elektronischer Detektor das Bild auf. Der Arzt speichert es auf Festplatte und betrachtet es auf einem Monitor. Die Vorteile: Das Bild kann per Datenleitung an andere Stationen oder Krankenhäuser geschickt werden. Um Zusatzinformationen herauszukitzeln, lassen sich die Aufnahmen am Computer nachbearbeiten. Und der Patient kann die Bilder auf CD mitnehmen und seinem Hausarzt geben. Mittlerweile schaffen Digitalgeräte eine Bildauflösung von neun Megapixeln.

    Das kann ich ausnutzen zum einen, um eine bessere Bildqualität zu erreichen, also mehr Informationen zu haben. Oder auf der anderen Seite bei einer gleichen Bildqualität signifikant die Röntgendosis zu reduzieren.

    Der Haken: Die Technik ist teuer. Für 100.000 Euro ist ein passables Analoggerät zu haben, ein digitaler Apparat kostet das Dreifache. Deshalb lässt heute noch nicht jedes Krankenhaus digital röntgen, geschweige denn jeder niedergelassene Arzt.

    U wie Ultraschall

    Prinzip
    Ein Ultraschallgeber sendet hochfrequente, unhörbare Schallpulse in den Körper. Verschiedene Gewebearten werfen den Schall unterschiedlich stark zurück. Ein Empfänger nimmt die Echos auf; das Bild erscheint in Echtzeit auf dem Monitor.

    Geschichte
    Erfunden wurden Ultraschallgeräte zur zerstörungsfreien Werkstoffprüfung. 1958 kam der schottische Gynäkologe Ian Donald auf die Idee, Schwangere zu untersuchen. Das Experiment glückte. In den 60er und 70er Jahren setzte sich der Ultraschall allmählich durch.

    Einsatzgebiet.
    Aufnahmen von Embryonen. Untersuchung von Herz, Leber, Niere, Schilddrüse, zunehmend auch Muskeln, Skelett, Tumoren. Knochen und Luft kann Ultraschall nicht durchdringen. Ins Hirn oder ins Rückenmark lässt er deshalb nicht blicken.

    Risiken und Nebenwirkungen.
    Ultraschall ist sicher und unbedenklich. Zwar scheinen Föten zu reagieren, wenn Ultraschallpulse auf ihre Köpfe treffen: Im Experiment stieg ihre Herzfrequenz. Gefährlich ist das laut Expertenmeinung aber nicht.

    Wir brauchen Kontaktgel für den Ultraschall, um überhaupt den Ultraschall durch die Bauchdecken bis in die Fruchthöhle vordringen zu lassen, weil sonst wir kein Bild hätten.

    Allgemeines Krankenhaus Barmbek in Hamburg. Die schwangere Patientin ist mit Blutungen in die Klinik gekommen. Nun will Ärztin Monika Vetter per Ultraschall prüfen, ob das Kind unterversorgt ist und womöglich zu leicht. Vetter nimmt einen handtellergroßen Sensor in die Hand und drückt ihn auf den kugeligen Bauch.

    Man sieht auf dem Bildschirm jetzt den Kopf des Kindes. Wir kucken von oben drauf – praktisch Vogelperspektive. Und wir können messen, wie groß der Kopf etwa ist. Und am Ende entsteht dann eine Gewichtsschätzung.

    Nun dreht und wendet Monika Vetter den Ultraschallkopf solange, bis sie mit dem Bild zufrieden ist.

    Das ist jetzt ein Oberschenkelknochen in der vollen Länge. Der ist 62,1 Millimeter. So, und jetzt haben wir unten eine geschätzte Gewichtsmessung von 1930 Gramm. Also das Kind ist nicht zu klein.

    "Und was wir auch sehen können, ist das Geschlecht des Kindes.” "Ich weiß schon, was es wird.” "Was wird es denn?” "Ein Junge.” "Ein Junge. Kann ich nur bestätigen.”

    Dann richtet Vetter die Schallwellen auf das Herz des Juniors. 140 Schläge pro Minute – doppelt so viele wie bei einem Erwachsenen.

    Soweit wir das sehen, gibt es da keinen Anhalt für irgendwelche Auffälligkeiten am Herzen des Kindes.

    Früher waren Ultraschallbilder recht unscharf und verrauscht. Neue Geräte bewältigen mehr Messdaten und liefern schärfere Bilder mit einer Auflösung von bis zu einem halben Millimeter. Seit einiger Zeit ist der Ultraschall sogar dreidimensional:

    Beim 3-D-Ultraschall können wir uns das Gesicht des ungeborenen Kindes räumlich anschauen, um zum Beispiel Lippen-Kiefer-Gaumenspalten zu erkennen. Mittlerweile geht das sogar in Echtzeit. Man kann den Fötus beim Herumturnen im Mutterleib beobachten.

    sagt Paul Allen, Radiologe aus Edinburgh. Die werdenden Eltern interessieren sich oft aus anderen als aus medizinischen Gründen für den 3-D-Ultraschall: Sie sehen ihn als Babykino, als ersten Clip fürs heimische Videoarchiv. Ein Trend, der den Experten gar nicht schmeckt.

    Künftige Geräte werden noch detailreichere Bilder liefern. Damit sind auch neue Anwendungen möglich: So könnte man per Ultraschall beobachten, wie sich die Wände von Arterien beim Herzschlag bewegen. Das Ziel: die Früherkennung von Kreislauferkrankungen. Eine andere neue Methode heißt Elastographie.

    Bei der Elastographie massiert der Arzt mit dem Ultraschallkopf das Gewebe und presst es etwas zusammen. Dabei misst das Gerät, ob Teile des Gewebes im Körperinneren ungewöhnlich steif und verhärtet sind - ein Hinweis auf krankhafte Veränderungen etwa bei Krebs. Denn diese Regionen reagieren anders auf den Ultraschall als das gesunde, das elastische Gewebe.

    Paul Allen jedenfalls prophezeit dem Ultraschall eine glänzende Zukunft – und zwar vor allem aus einem Grund.

    Ultraschall wird es uns erlauben, mehr und mehr Untersuchungen ohne Strahlung zu machen - zum Vorteil für jeden einzelnen und für die gesamte Bevölkerung.

    C wie Computertomograph, kurz CT

    Prinzip
    Eine Röntgenröhre dreht sich um den Patienten herum. Gegenüberliegende Detektoren messen, wie stark die Strahlung durch den Körper abgeschwächt wird. Aus den Messdaten rekonstruiert der Computer eine Serie von Schichtbildern. Jedes Schichtbild enthält ausschließlich die Information aus einer millimeterfeinen Körperscheibe.

    Geschichte.
    Anfang der 60er Jahre dachte der US-Forscher Allan Cormack über die Theorie nach. 1972 präsentierte der Brite Godfrey Hounsfield den ersten Prototypen. Mitte der 70er Jahre eroberte der Computertomograph den klinischen Alltag. 1979 erhielten Cormack und Hounsfield den Nobelpreis für Medizin.

    Einsatzgebiet.
    Detaillierte Darstellung des Knochengerüsts. Komplizierte Knochenbrüche, Lungenschäden, Schlaganfälle. Gefäße und Weichteile mit Hilfe von Kontrastmitteln.

    Risiken und Nebenwirkungen.
    Die Strahlenbelastung ist relativ hoch. Eine einzige Untersuchung kann den Patienten mit dem Fünffachen der natürlichen Jahresdosis belasten.

    Die ersten Computertomographen oder CT-Scanner maßen nur eine Schicht zur gleichen Zeit. Anders die Geräte der jüngsten Generation.

    Man ist vor fünf Jahren dazu übergegangen, mehr als eine Schicht gleichzeitig zu messen. Der Detektor, der gegenüber der Röntgenröhre rotiert, besteht nicht nur aus einer Zeile von Detektorelementen, sondern heutzutage bis zu 16. Und dieses Jahr werden auch Scanner entwickelt, die bis zu 64 Zeilen gleichzeitig messen. Man kann damit 64 Mal so schnell messen wie mit den Scannern, die man vorher hatte.

    Marc Kachelrieß, Universität Erlangen-Nürnberg. Die Mehrschicht-CTs haben die Untersuchungen drastisch verkürzt. Manche gehen in Sekunden über die Bühne. Einige Geräte können sogar das schlagende Herz untersuchen. Ein Ganzkörper-Scan ist in Minuten geschehen. Und die Industrie hat bereits Prototypen im Labor, die 256 Schichten bewältigen. Wie sinnvoll solche extrem schnellen CTs sind, ist umstritten. Für Kachelrieß geht die Entwicklung in eine andere Richtung.

    Der Trend geht eindeutig zur Spezialanwendung – Spezialscanner mit hoher Auflösung. Eine hohe Auflösung für den Ganzkörper-Tomographen kann man nicht vertragen, weil die Dosis dann unermesslich ansteigen würde.

    Ein Spezialscanner etwa für die Hand soll das filigrane Knochengerüst extrem detailgetreu abbilden. Chirurgen werden dadurch ihre Eingriffe genauer planen können.


    M wie Magnetresonanztomograph, kurz MR

    Prinzip
    Ein starker Magnet richtet die Wasserstoffkerne im Körper aus. Radiowellen stupsen die Kerne an und bringen sie zum Torkeln. Die Kerne schwingen zurück und senden Signale aus. Empfänger registrieren die Signale, ein Computer setzt sie in dreidimensionale Bilder um. Sie lassen sich am Monitor hin- und herdrehen und aus allen Richtungen betrachten.

    Geschichte.
    Ursprünglich erfunden, um den chemischen Aufbau von Molekülen zu analysieren. In den 70er Jahren entdeckten der US-Chemiker Paul Lauterbur und der englische Physiker Peter Mansfield, dass man damit auch Bilder aus dem Körperinneren machen kann, und zwar auf schonendere Weise als beim Röntgen. Im Dezember 2003 erhielten sie dafür den Medizinnobelpreis.

    Einsatzgebiet.
    Innere Organe, Gehirn, Rückenmark, Krebstumoren. Der Magnetresonanztomograph eignet sich vorwiegend zur Abbildung des Gewebes, der Computertomograph zur Abbildung des Skeletts.

    Risiken und Nebenwirkungen.
    Magnetfelder und Radiowellen gelten als unschädlich. Aber die Bildaufnahme dauert relativ lange. Das Gerät ist laut, die Röhre eng. Träger von Herzschrittmachern können nur bedingt untersucht werden. Die Methode ist teuer. 1,5 Millionen Euro kostet ein Gerät, rund 600 Euro eine Untersuchung.

    Sie müssen sich jetzt bitte einmal auf den Tisch legen, mit dem Kopf nach oben auf das Kissen, mit den Füßen nach unten.

    Das Universitätskrankenhaus Eppendorf in Hamburg. Ärztin Ulrike Wedegärtner erklärt ihrem Patienten, was auf ihn zukommt.

    Dann gebe ich Ihnen noch diese Kopfhörer. Wenn das Gerät gleich läuft, dann ist das relativ laut, dass Sie die Lautstärke nicht so merken. Und über den Kopfhörer können Sie auch Musik hören.

    Die beiden stehen vor einem Magnetresonanztomographen, auch Kernspintomograph genannt. Ein mannshoher Klotz mit einer engen Röhre, in die der Patient gleich hinein muss.

    Und als zweites bekommen Sie diese Klingel in die Hand. Das ist eine Notfallklingel. Wenn Sie Platzangst haben, müssen Sie klingeln. Dann kommen wir sofort rein und fahren Sie raus und fragen, was los ist.

    Die Tür geht zu. Der Patient liegt in der Röhre, Kopfhörer auf, Musik an. Im Kontrollraum nebenan startet Prof. Gerrit Krupski die Untersuchung.

    Auf dem Schirm erscheint ein Schwarzweißbild. Es zeigt den Ellenbogen, zerlegt in lauter Schichten.

    Man erzeugt einen Stapel von einzelnen Schichten. Und die kann man sozusagen durchscrollen, indem man einfach entweder mit einer Maus oder mit der Tastatur einfach durchklickt und sich die Bilder hintereinander anguckt.

    Fett, Muskel und Knochen sind kaum zu sehen, um so genauer dafür die Körperteile, die viel Wasser enthalten.

    Es wird eigentlich alles dunkel bis auf Flüssigkeit. Und je mehr Flüssigkeit irgendwo ist, desto heller leuchtet das. Und dementsprechend kann man Veränderungen, Frakturen, Tumoren, die per se immer viel Flüssigkeit enthalten, sehr sensitiv erkennen.

    Ein kurzer Blick genügt, und Krupski erkennt:

    Der junge Mann hat nichts.

    Seit den 80er Jahren sind Magnetresonanztomographen um ein Vielfaches schneller und genauer geworden. Heute stellen sie selbst bewegte Organe dar, etwa das Herz. Und jetzt gibt es sogar einen Tomographen, der nicht nur einzelne Körperteile ablichtet, sondern den ganzen Körper. Das Gerät hat besonders viele Spulen, d.h. Sensoren zum Aufspüren der Wasserstoff-Signale.

    Der Patient wird mit diesen Plastikspulen eingewickelt. Dann wird er in eine Röhre hineingefahren und langsam durchgefahren. Innerhalb von 12 Minuten hat man einen vollständigen Überblick.

    sagt Prof. Claus Claussen vom Universitätsklinikum Tübingen. Die dreidimensionalen Bilder zeigen das Körperinnere vom Scheitel bis zur Sohle: Skelett, Nervensystem, Blutbahnen, Organe.

    Sie kennen ja diese Ausstellung 'Körperwelten' dieses berühmt-berüchtigten Anatomen Herr von Hagens. Die fasziniert ja die Welt, dass Sie Bilder vom Inneren sehen können, mit den Gefäßen, mit den Muskeln. Wir können diese Bilder vom lebenden Menschen darstellen. Meiner Ansicht ist das das viel Faszinierendere als Menschen zu Ausstellungsobjekten zu machen, die schon längst gestorben sind.

    Ein weiterer Trend: Für noch feinere Aufnahmen bauen die Hersteller immer stärkere Magneten in die Geräte ein. Ein Standardtomograph arbeitet mit einem Magnetfeld von 1,5 Tesla. Neue Geräte schaffen drei, Laborexemplare sogar sieben Tesla. Andere Forscher versuchen, nicht Wasserstoff aufzuspüren, sondern Kohlenstoff, und damit Stoffwechselvorgänge sichtbar zu machen.

    P wie Positronen-Emissions-Tomographie, kurz PET

    Prinzip
    Der Arzt verabreicht eine Zuckerverbindung. Sie ist mit einem schwach radioaktiven Stoff gekoppelt, dem Tracer. Im Körper wird der Zucker von stoffwechselaktiven Zellen vertilgt, vor allem von Krebszellen. Der Tracer zerfällt, sendet Positronen aus, die kurz darauf Gammablitze abstrahlen. Detektoren registrieren die Blitze, ein Computer setzt die Daten in ein Bild um.

    Geschichte
    PET wurde in den 60er Jahren in den USA entwickelt. Die frühen Gerätschaften waren teuer, groß und benötigten vor Ort einen Teilchenbeschleuniger, der die Tracer herstellt. Seit 1987 sind günstigere und unkompliziertere Systeme auf dem Markt.

    Einsatzgebiet
    Stoffwechselvorgänge und Körperfunktionen. Früherkennung von Krebs, Diagnose von Alzheimer, Unterscheidung von toten und lebenden Herzmuskeln nach einem Infarkt.

    Risiken und Nebenwirkungen
    Die Radionuklide werden nur in kleiner Menge verwendet. Die Strahlenbelastung liegt im Bereich einer Röntgenuntersuchung. Beim Einspritzen des Präparates kommt es selten zu allergischen Reaktionen, gelegentlich werden Blutgefäße oder Nerven verletzt.

    PET kann Stoffwechselprozesse akribisch verfolgen. Ihr Nachteil: Die Bilder sind relativ verwaschen. Auf der Aufnahme vermag der Mediziner zwar zu erkennen, dass ein Tumor im Frühstadium da ist. Doch wo genau das Geschwür sitzt, verrät PET nicht. Bislang versuchen die Mediziner dieses Manko auszugleichen, indem sie das PET-Bild mit anderen Aufnahmen des Patienten vergleichen. Nun aber gibt es ein Gerät, das zwei verschiedene Bildverfahren kombiniert, sagt Prof. Peter Reimer vom Klinikum Karlsruhe: PET und CT, die Computertomographie.

    In einem Gehäusekasten ist ein CT und ein PET-Gerät untergebracht. Zusammen mit der PET-Untersuchung wird eine CT-Untersuchung gemessen. Und die beiden Untersuchungsvorgänge werden überlagert. Der Weg, den man heute geht, ist, dass man das Stoffwechselbild dem anatomischen Bild überlagert und direkt korreliert.
    Das Resultat: Ein Röntgenbild, in dem stoffwechselaktive Regionen als helle Flecken aufleuchten. In Zukunft geht es bei PET unter anderem darum, neue Arten von Tracern zu entwickeln – mit dem Ziel, weitere Arten von Stoffwechselprozessen sichtbar zu machen.

    E wie Endoskop

    Prinzip
    Die Minikamera im Inneren des Körpers. Ein Endoskop etwa zur Darmspiegelung ist biegsam, 1,5 Meter lang und fingerdick. Auf seiner Spitze stecken eine Chipkamera und ein Scheinwerfer mit Xenonlicht. Die Kamera überträgt ein Farbbild live auf einen Monitor.

    Geschichte
    1806 schaute Philipp Bozzini in Frankfurt mit einem Lichtleiter in verschiedene Körperhöhlen. 50 Jahre später verwendete der Franzose Antonin Desormeaux statt einer Kerze eine hellere Gasflamme. 1879 stellte Maximilian Nitze in Dresden den Blasenspiegel vor. Erste biegsame Endoskope gibt es seit etwa 1960.

    Einsatzgebiet
    Darmspiegelung zur Krebsvorsorge. Magenspiegelung zur Diagnose von Magengeschwüren. Gelenkspiegelung zum Aufspüren von Meniskusschäden. Bauchspiegelung zur Untersuchung von Leber, Gallenblase, Milz.

    Risiken und Nebenwirkungen.
    Endoskope dringen in den Körper ein. Zum Teil finden die Untersuchungen unter örtlicher Betäubung oder Vollnarkose statt. Selten kommt es zu Verletzungen, Infektionen oder Thrombosen.

    Es wird ein gewisses Bläh-Gefühl entstehen, weil wir da Luft reinblasen, um gut zu sehen. Und wenn das Bläh-Gefühl zu doll ist, dann bitte sagen Sie es mir gleich.

    Allgemeines Krankenhaus Altona in Hamburg, Prof. Friedrich Hagenmüller bei einer Darmspiegelung. Mit dem Endoskop schaut er nach, wie gut die Wunde einer Darmoperation verheilt ist.

    Wenn ich jetzt die Flüssigkeit absauge, blubbert’s ein bisschen in ihrem Bauch. Da sind noch Pfützen drin von dem, was sie getrunken haben. Jetzt zum Beispiel.

    Auf dem Monitor das Bild der Minikamera, wie sie sich mühsam ihren Weg durch den fleischig-rosanen Darm bahnt.

    Da ist `ne Tomatenschale, die da angeschwommen kommt. Gestern gab’s Tomaten, oder vorgestern, nicht?

    Mit einer mechanischen Fernsteuerung, mit Rädchen und Bowdenzügen kann Hagenmüller die Spitze des Endoskops bewegen. Mit ausladenden Gesten navigiert er sie durch den Darm.

    Und wenn ich jetzt rechts rum nicht komme um die Kurve, dann drehe ich mich links und versuche, dass ich so die Kurve kriege. Hier im unteren Teil ist der Darm ein bisschen kurvenreich. Nachher geht’s ein bisschen besser geradeaus.

    Dann, nach knapp zehn Minuten, ist das Ziel erreicht.

    Hier ist die Stelle, wo operiert worden ist. Sehen Sie das? Dieser weißliche Ring. Da sieht man, dass der Operateur gut operiert hat. Das sieht tipptopp aus, tadellos.

    Den Dünndarm per Endoskop zu untersuchen - das war bislang schwierig. Genau das kann ein neues Verfahren: eine verschluckbare Videokapsel, die durch den Verdauungstrakt reist und zwei Mal pro Sekunde ein Bild an einen Empfänger sendet. Das eigentliche Plus der Endoskopie ist jedoch ein anderes, meint Friedrich Hagenmüller.

    Das ist der große Vorteil der Endoskopie, dass wir eine Diagnose stellen können und diese sofort angehen können, wenn es notwendig ist. Der häufigste Befund, für den das zutrifft, ist der Darmpolyp. Also der Krebsvorläufer im Darm, nach dem wir fahnden mit dem diagnostischen Teil der Spiegelung. Und wenn wir einen Polypen feststellen, wird der sofort im selben Arbeitsgang entfernt durchs Endoskop.

    Dazu besitzt das Endoskop sog. Arbeitskanäle. Durch sie bringt der Arzt chirurgische Instrumente zum Ort des Geschehens: Mit Zangen, Scheren und Elektroschlingen kann er Gewebeproben nehmen, Blutungen stillen oder als Schlüssellochchirurg den Meniskus im Kniegelenk reparieren. Ein weiterer Trend:

    Die Endoskopie strebt an, bis in mikroskopische Bereiche vorzudringen. Das, was heute der Pathologe macht mit der Gewebeprobe, die wir ihm in sein Institut liefern, kann in der Zukunft möglicherweise ersetzt werden. Es gibt inzwischen physikalische Verfahren, die einzelne Zellen sichtbar machen können.

    Das Endoskop wird zum Mikroskop, das Tumorzellen aufspürt und bösartiges Gewebe von gutartigem unterscheidet. Damit – so die Hoffnung – lassen sich Gewebeproben und Labortests einsparen.

    Im Augenblick ist es sehr schwer, über die weitere Entwicklung des deutschen Gesundheitssystems eine Prognose abzugeben, zumindest eine richtige Prognose. Ich würde es mir nicht getrauen.

    Welche Bildverfahren künftig wichtiger werden und welche an Bedeutung verlieren, lässt sich nur grob sagen. Das meint nicht nur Prof. Maximilian Reiser vom Klinikum der Universität München. Eines scheint klar: Magnetresonanztomographie und Ultraschall, die beiden schonenden Verfahren, werden immer besser und leistungsfähiger. Sie dürften sich immer neue Einsatzfelder erobern.

    Das Röntgen hingegen könnte an Bedeutung verlieren. Denn schon lange sind Kritiker der Meinung, dass in Deutschland zuviel geröntgt wird. Mehr als 100 Millionen Untersuchungen sind es pro Jahr - 1,2 Untersuchungen pro Kopf. In England kommt man dagegen mit 0,5 Untersuchungen aus.

    Die Computertomographie wird sich weiter als schnelles und genaues Verfahren etablieren – besonders wichtig bei Unfall- oder Schlaganfallpatienten. Die Endoskopie dürfte künftig vor allem bei der Behandlung zum Einsatz kommen, etwa der Schlüssellochchirurgie. Reine Diagnoseuntersuchungen etwa beim Darm wird man verstärkt mit anderen Methoden wie der Magnetresonanztomographie machen. PET schließlich ist und bleibt wohl eher eine Nischenanwendung, zum Beispiel für die Früherkennung bestimmter Tumoren.

    Oder wird uns die Zukunft ein Allzweckgerät bringen – einen Wunder-Scanner wie auf dem Raumschiff Enterprise, den der Doktor schnell mal über den Patienten fährt, und der Bordcomputer spuckt flugs die Diagnose aus? Nun: Die neuen Ganzkörper-Tomographen scheinen dieser Vision schon ziemlich nahe zu kommen. Sie zeigen ein verblüffend detailliertes Bild vom gesamten Körper. Doch Experten wie Claus Claussen sehen das mit gemischten Gefühlen. Das Problem: Die Geräte überfluten den Mediziner mit einer enormen Datenmenge.

    Von dem Menschen, also dem Radiologen, dem Arzt, erfordert es enorme Kenntnisse, mit diesen enormen Datenmengen überhaupt umzugehen. Die intellektuelle Herausforderung ist natürlich für den Arzt viel, viel größer geworden.

    Die Folge: Entweder übersieht der Arzt in dem Datenwust einen krankhaften Befund. Oder er meint umgekehrt etwas Schlimmes zu entdecken, wo in Wirklichkeit nichts ist. Eine Gefahr, die laut Maximilian Reiser schon heute real ist.

    In den USA gibt es so genannte Screening-Zentren neben der Kaufhalle, wo der Mensch reingeht, seinen Obolus entrichtet und dann mit einem Zettelchen wieder rausgeht, auf dem die Diagnosen stehen. Dabei muss man befürchten, dass dieses auf keinen Fall sinnvoll ist. Weil der Mensch dann unter Umständen allein gelassen wird mit einer Diagnose und ein nachbehandelnder Arzt damit nicht so sehr viel anfangen kann. Und – was das Schlimmste ist – dass unter Umständen Behandlungen, vielleicht auch Operationen durchgeführt werden, die gar nicht erforderlich sind, und man damit Kosten und einen gesundheitlichen Schaden verursacht.