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Dicke Luft bei Lufthansa

Besseres Angebot oder Streik: Die Flugbegleiter der Lufthansa haben die Weichen für einen Arbeitskampf gestellt. Doch zunächst wollen sie ein Angebot der Airline abwarten. Wie sieht es eigentlich aus beim Verdient der Flugbegleiter?

Von Michael Braun |
    In einer Urabstimmung der Kabinengewerkschaft UFO stimmten 97,5 Prozent der Teilnehmer für Arbeitsniederlegungen. Ein Streik der 18.000 Lufthansa-Beschäftigten steht aber noch nicht unmittelbar bevor, weil die Gewerkschaft erst ein für Donnerstag angekündigtes Angebot der Fluggesellschaft abwarten will. Wie sieht es eigentlich aus beim Verdient der Flugbegleiter?

    So schlecht sind die Gehälter der Flugbegleiter nicht. Das Einstiegsgehalt einer Stewardess liegt bei gut 1530 Euro monatlich. Es kommt aber einiges hinzu: Größter Brocken ist eine pauschale Schichtzulage, die unregelmäßigen Dienst und etwa den Nachteil abgelten soll, abends nicht daheim, sondern im Hotel übernachten zu müssen. Andere Beträge und das Urlaubsgeld anteilig auf den Monat heruntergerechnet, kommen dann 1700 Euro zusammen. Das kann nach knapp 20 Dienstjahren auf gut 4000 Euro monatlich ansteigen - für Flugbegleiter. Deren Chefs in der Kabine, die Purser, verdienen mehr, in der Spitze 7000 Euro.

    Richtig unzufrieden ist die Flugbegleitergewerkschaft UFO mit den Gehältern nicht. Sie hat andere Sorgen:

    "Da geht es auch nicht um den letzten Cent. Es geht vor allem darum, dass die Lufthansa-Kabinenmitarbeiter eine gesicherte Zukunftsperspektive haben wollen, die eben bedeutet, dass das Classic-Produkt nicht vollständig erodiert wird, dass es eine Vergütungsstruktur gibt, die alle umfasst und nicht bestimmte Gruppen ausschließt, und dass man natürlich die Lufthansa-Kabinenarbeitsplätze auch für Lufthanseaten erhält, indem nicht eben ausgeflaggt wird."

    Sagt Dirk Vogelsang, der Verhandlungsführer bei UFO. Erste Erfahrungen haben die festangestellten Flugbegleiter mit Kollegen in Zeitarbeit schon machen müssen, vor allem auf den Strecken von und nach Berlin.

    Auch bei Billigairlines wird scheinbar weniger verdient, jedenfalls auf den ersten Blick. Dem Einstiegshalt festangestellter Lufthansa-Flugbegleiter von gut 1530 Euro steht etwa bei Easyjet eines von gut 1060 Euro gegenüber – 30 Prozent weniger. Doch dieser erste Blick sei zu oberflächlich, erklärt Ingo Kronfoth, der bei der Gewerkschaft Verdi die Fachgruppe Luftverkehr leitet:

    "Man kann nicht zwingend sagen, dass ein niedrigeres Grundgehalt im Endeffekt bedeutet, dass die Kolleginnen und Kollegen von einer Fluggesellschaft weniger als die von einer anderen bekommen. Man muss sich anschauen, was insgesamt das Vergütungssystem enthält und was konkret geflogen wird. Im Ergebnis kann das sein, dass unter dem Strich für bestimmte Dienste dann genauso viel im Monat gezahlt wird bei einer Fluggesellschaft, obwohl das Grundgehalt am Anfang weniger ist. Man kann nicht sagen, dass die Easyjet-Beschäftigten weniger bekommen als die Lufthansa-Kolleginnen und –Kollegen."

    Das gilt aber nicht für Airlines wie Ryanair. Die stehen im Ruf, deutlich schlechter zu bezahlen.

    Ein Flugbegleiter mit vier Jahren Berufserfahrung kommt bei der Lufthansa monatlich auf rund 2000 Euro. Eine gleich erfahrene Krankenschwester erreicht gut 2600 Euro, jeweils brutto und einschließlich des anteiligen Weihnachtsgeldes.

    Trotz des Unterschieds haben auch die Interessenvertreter der Pflegekräfte weitere Probleme: So wie es die Lufthansa mit Zeitarbeitern versucht, klagt der Deutsche Pflegerat, werde beim Pflegepersonal die Zahl der ausgebildeten Pflegefachkräfte zu hoch angegeben. Außerdem nehme die Teilzeitbeschäftigung zu – dies nicht so sehr, weil die Beschäftigten es wollten, sondern weil die Arbeitgeber nach flexiblem Arbeitskräfteeinsatz für ansonsten unterbesetzte Kranken- und Pflegestationen suchten.

    Vielleicht ein Trend, dass weniger gute Arbeitsplätze nur durch mehr schlechter entlohnte gehalten werden können. Dem will sich die Flugbegleitergewerkschaft UFO in ihrem Bereich widersetzen.

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