Der ersehnte Nachwuchs. Und das wichtigste: auch noch gesund. Was allerdings kaum jemand ahnt: jedes zehnte Neugeborene hat kaum Aussichten, später schlank und fit zu bleiben. Schon vor der Geburt sind seine Weichen falsch gestellt worden. Eine neue Studie aus Schleswig-Holstein belegt: schon vierzehn Prozent aller werdenden Mütter, darunter besonders viele Übergewichtige, haben ein Stoffwechselproblem. Der Blutzucker wird schlecht verwertet, eine Vorstufe des Diabetes. Davon ist zunächst nichts zu merken. Umso gravierender sind die Folgen. Das Ungeborene bekommt dadurch nämlich zuviel Zucker. Prof. Andreas Plagemann von der Berliner Charité:
Es ist tatsächlich so, dass ein Kind, dessen Mutter während der Schwangerschaft eben eine solche Störung des Glukosestoffwechsels aufwies, dass diese Kinder unabhängig von irgendwelchen genetischen Veranlagungen ein erhöhtes Risiko im späteren Leben haben, dick zu werden, selbst ein Diabetes zu entwickeln und all die damit verbundenen potentiellen Probleme, was auch das Herz-Kreislauf-System betrifft.
Zu diesem Schluss ist das Forscherteam durch verschiedene statistische Daten, klinische Beobachtungen und Tierversuche gekommen. Wenn beispielsweise trächtige Ratten eine Vorstufe des Diabetes haben, dann sind schon die Gehirne ihrer ungeborenen Nachkommen deutlich verändert. Das zeigen Präparate mit Hirngewebe der ungeborenen Nager unter dem Mikroskop. Dr. Thomas Hade vom gleichen Institut der Charité weist auf verfärbte Stellen, deutlich sichtbar in der starken Vergrößerung.
Was man hier sieht, sind Nervenzellen, also im Zwischenhirn eine Region, die letztendlich im Ergebnis eine Steigerung der Nahrungsaufnahme und sukzessive des Körpergewichts bewirkt.
Woher aber kommen diese Veränderungen im Gehirn? Zucker ist die Hauptnahrungsquelle für das Ungeborene. Um ihr Kind auf keinen Fall hungern zu lassen, stellt die Mutter dem Nachwuchs davon generell eher zuviel als zuwenig bereit. Wenn die Schwangere den Zucker allerdings nur schlecht verwerten kann, weil sie einen Diabetes entwickelt, steigt der Spiegel, dem ist der Fötus völlig ausgeliefert und muss für den Abbau selbst sehr viel Insulin ausschütten. Prof. Plagemann:
Also wir gehen davon aus, dass das Zuviel an Insulin dazu führt, dass während sogenannter kritischer Entwicklungsphasen, in denen der Organismus des Kindes, des Feten, seine Regulationsmechanismen quasi ausbildet, zu einer regelrechten Fehlprogrammierung von Regionen im Gehirn führt, die dafür verantwortlich sind, den Stoffwechsel zu regeln, das Gefühl von Hunger und Sättigung zu regeln und damit eben auch dass Körpergewicht zu regulieren, und dass also dieses Zuviel an Insulin dazu führt, dass diese Regelmechanismen ein dauerhaft veränderten Setpoint erlernen, was dazu führt, dass permanent ein zuviel an Insulinstimulation, ein zuviel an Hungergefühl die Folge sein kann.
Schon in jungen Jahren wird das Kind so selbst übergewichtig werden und einen Diabetes entwickeln. Mädchen können dann später als werdende Mütter diese Fehlprogrammierung erneut an die nächste Generation weiter geben. Um diesen verhängnisvollen Kreislauf zu unterbrechen, fordert Plagemann einen sogenannten Glukose-Toleranztest: für jede Schwangere in der 24. Woche.
Das entscheidende ist aus meiner Sicht, dass wir hier ein Problem in Raum stehen haben, das 10 Prozent aller Frauen betrifft, und es wird einfach nicht wahr genommen. Es wird nicht danach gesucht, es wird nicht untersucht, ob die Störung vorliegt, und deswegen tritt sie bei jeder 10. Schwangeren auf, ohne dass sie irgendwelche Konsequenzen hat, sie hat aber vermutlich fatale Konsequenzen für das Kind.
Doch werdende Mütter können auch selbst einiges tun. Durch gesunden Lebensstil, insbesondere richtige Ernährung und ausreichenden Sport das Risiko im Vorfeld minimieren. Wenn möglich, nicht übergewichtig in die Schwangerschaft gehen. Viele Indizien sprechen dafür, dass Stress ebenfalls gefährlich für den Stoffwechsel ist. Und bei festgestellter Glukoseintoleranz helfen diätische Ernährung, Bewegung und in schwereren Fällen eine Insulintherapie während der Schwangerschaft.
Beitrag als Real-Audio
030805-muetter.ram
Es ist tatsächlich so, dass ein Kind, dessen Mutter während der Schwangerschaft eben eine solche Störung des Glukosestoffwechsels aufwies, dass diese Kinder unabhängig von irgendwelchen genetischen Veranlagungen ein erhöhtes Risiko im späteren Leben haben, dick zu werden, selbst ein Diabetes zu entwickeln und all die damit verbundenen potentiellen Probleme, was auch das Herz-Kreislauf-System betrifft.
Zu diesem Schluss ist das Forscherteam durch verschiedene statistische Daten, klinische Beobachtungen und Tierversuche gekommen. Wenn beispielsweise trächtige Ratten eine Vorstufe des Diabetes haben, dann sind schon die Gehirne ihrer ungeborenen Nachkommen deutlich verändert. Das zeigen Präparate mit Hirngewebe der ungeborenen Nager unter dem Mikroskop. Dr. Thomas Hade vom gleichen Institut der Charité weist auf verfärbte Stellen, deutlich sichtbar in der starken Vergrößerung.
Was man hier sieht, sind Nervenzellen, also im Zwischenhirn eine Region, die letztendlich im Ergebnis eine Steigerung der Nahrungsaufnahme und sukzessive des Körpergewichts bewirkt.
Woher aber kommen diese Veränderungen im Gehirn? Zucker ist die Hauptnahrungsquelle für das Ungeborene. Um ihr Kind auf keinen Fall hungern zu lassen, stellt die Mutter dem Nachwuchs davon generell eher zuviel als zuwenig bereit. Wenn die Schwangere den Zucker allerdings nur schlecht verwerten kann, weil sie einen Diabetes entwickelt, steigt der Spiegel, dem ist der Fötus völlig ausgeliefert und muss für den Abbau selbst sehr viel Insulin ausschütten. Prof. Plagemann:
Also wir gehen davon aus, dass das Zuviel an Insulin dazu führt, dass während sogenannter kritischer Entwicklungsphasen, in denen der Organismus des Kindes, des Feten, seine Regulationsmechanismen quasi ausbildet, zu einer regelrechten Fehlprogrammierung von Regionen im Gehirn führt, die dafür verantwortlich sind, den Stoffwechsel zu regeln, das Gefühl von Hunger und Sättigung zu regeln und damit eben auch dass Körpergewicht zu regulieren, und dass also dieses Zuviel an Insulin dazu führt, dass diese Regelmechanismen ein dauerhaft veränderten Setpoint erlernen, was dazu führt, dass permanent ein zuviel an Insulinstimulation, ein zuviel an Hungergefühl die Folge sein kann.
Schon in jungen Jahren wird das Kind so selbst übergewichtig werden und einen Diabetes entwickeln. Mädchen können dann später als werdende Mütter diese Fehlprogrammierung erneut an die nächste Generation weiter geben. Um diesen verhängnisvollen Kreislauf zu unterbrechen, fordert Plagemann einen sogenannten Glukose-Toleranztest: für jede Schwangere in der 24. Woche.
Das entscheidende ist aus meiner Sicht, dass wir hier ein Problem in Raum stehen haben, das 10 Prozent aller Frauen betrifft, und es wird einfach nicht wahr genommen. Es wird nicht danach gesucht, es wird nicht untersucht, ob die Störung vorliegt, und deswegen tritt sie bei jeder 10. Schwangeren auf, ohne dass sie irgendwelche Konsequenzen hat, sie hat aber vermutlich fatale Konsequenzen für das Kind.
Doch werdende Mütter können auch selbst einiges tun. Durch gesunden Lebensstil, insbesondere richtige Ernährung und ausreichenden Sport das Risiko im Vorfeld minimieren. Wenn möglich, nicht übergewichtig in die Schwangerschaft gehen. Viele Indizien sprechen dafür, dass Stress ebenfalls gefährlich für den Stoffwechsel ist. Und bei festgestellter Glukoseintoleranz helfen diätische Ernährung, Bewegung und in schwereren Fällen eine Insulintherapie während der Schwangerschaft.
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