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Didacta ANALOG
Begreifen durch Anfassen

Touchen, wischen, scrollen, tippen. Auf der Didacta in Köln ist es digital in diesem Jahr, aber was ist eigentlich aus Anfassen, Umblättern und Schreiben geworden? Die Bildungsmesse liefert auch analoge Trends, denn das fördert viele Prozesse im Gehirn.

Von Friederike Müllender | 22.02.2019
In der Dorfschule in Görzig nahe Beeskow schreibt ein Mädchen im Unterricht das Wort "Schule" in ihr Heft.
Die Schule der Zukunft wird digital. Analog verschwindet trotzdem nicht. (ure alliance / dpa)
Whiteboards, Tablets, Apps, Beamer, Roboter, Virtual Reality… wie die digitale Schule der Zukunft aussehen soll, davon kann man sich auf der Didacta ein gutes Bild machen. Doch auch analog hat die Bildungsmesse einiges zu bieten, denn komplett unterrichten in der virtuellen Welt wollen nicht alle Lehrerinnen und Lehrer.
"Ich finde, dass ein gewisser Anteil an Kommunikation noch bleiben sollte, diese Interaktion miteinander. Ich glaube auch, dass die sozialen Kontakte, die entstehen, wenn man sich unterhält, durch Medien gar nicht richtig aufgenommen werden können."
"Ich finde, dass der klassische Atlas auch noch analog im Klassenzimmer sein sollte und das man darin auch noch arbeiten muss, weil darin Karten sind, die bei Google Maps jetzt nicht so enthalten sind."
Vom Screen zurück aufs Blatt Papier
Bei den Start-Up-Unternehmen fällt daher auch ein Angebot besonders auf, "Schnitzmit" von Gründer Sascha Kempter.
"Die Füße halten das Schnitzbrett, was auf den Schenkeln liegt, fest und wenn ich nicht im ganzen Körper eine gewisse Spannung hab, dann rutscht das Gerät weg, ich bin mit dem Gerät verbunden, das ist nicht wie ein Tisch, der vor mir steht, meine Füße sind die Tischbeine."
Schnitzen im Unterricht als Start-Up-Idee. Wieder etwas Kreatives mit den Händen gestalten, weg vom Screen zurück auf die Leinwand und aufs Blattpapier. Der analoge Trend zieht sich über die Messe.
"Wieder was mit der Hand machen"
"Es gibt im Prinzip diesen Gegentrend, man möchte mal wieder was mit der Hand machen, für sich machen, runter kommen und da spielt Handlettering eine große Rolle und gibt Zeit was zu machen, was weg ist vom Digitalen. Wenn man schreibt, fördert das ja auch viele Prozesse im Gehirn.", erklärt Filia Tzanidakis vom Stifte-Hersteller Pilot Pen.
In der Messehalle nebenan stehen Besucherinnen und Besucher mitten im Wald, genauer gesagt in der rollenden Waldschule. Das Motto: Natur zum Anfassen. Dazu gehören dann auch ausgestopfte Tierpräparate, so Jägerin Ines Langhorst. "Wenn sie das digital machen, sprechen sie alle visuellen Menschen an, wenn sie an die auditiven denken, können sie das auch digital machen, wenn sie an die Kinästheten denken, die möchten das anfassen. Die Haptik ist nach wie vor die Möglichkeit, wodurch der Mensch es am besten lernt, beziehungsweise begreift."