Mittwoch, 24. April 2024

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Die 17. Sitzung des Sportausschusses des Bundestags in Berlin

Auf der 17. Sitzung des Sportausschusses stellte der Mediziner und Sportwissenschaftler Perikles Simon die derzeitige Effektivität des Anti-Doping-Kampfes in Frage. So legte der Wissenschaftler von der Universität Mainz dar, dass - trotz immenser Kosten - durch die Dopinganalytik weltweit nur 0,3 Prozent der Dopingtests zu einer Sperre von Athleten führen, obwohl wissenschaftliche Studien davon ausgingen, dass die Dunkelziffer von Dopern im Spitzensport bei rund 30 Prozent liegen würde.

Von Robert Kempe | 10.11.2010
    Simon forderte im Ausschuss mehr Geld in die Weiterentwicklung der Analytik zu investieren sonst, so Simon, müsse man über andere Wege nachdenken und dem Dopingmissbrauch vielleicht auch mit einer schärferen Antidopinggesetzgebung entgegentreten. Simons Darlegungen sorgten im Sportausschuss für hitzige Debatten. Aus Kreisen der CDU/ CSU sowie der FDP wurde der Wissenschaftler ungewohnt heftig attackiert und seine Ausführungen als provokant dargestellt. Die Vorsitzende des Sportausschusses Dagmar Freitag SPD sagte dazu:

    "Ich denke schon, dass wir uns mit der einen oder anderen Anregung die Prof. Simon gegeben hat, noch einmal intensiv auseinander setzen sollten. Da stellt sich für mich natürlich auch die Frage in welche Richtung wir unsere Steuergelder ausgeben, müssen wir möglicherweise mehr Geld für Forschung und Analytik zur Verfügung stellen - das war eine seiner Kernforderungen – das ist politisch zu diskutieren und vor allem im Haushalt zu diskutieren."

    Schon vor der heutigen Debatte war in Medienberichten, unter anderem im Deutschlandfunk, der Antidopingbericht 2009 diskutiert worden. Dies kritisierte Staatsekretär Christoph Bergner, der ihn heute im Ausschuss vorstellte. Demnach werden nur gegen einen der 60 Deutschen Sportfachverbände Rückforderungen erhoben. 700 Euro werden vom American Footballverband für den Verstoß gegen Anti-Doping-Auflagen zurückgefordert. Noch einmal Dagmar Freitag SPD

    "Das entbindet uns natürlich nicht von der Pflicht nachzuschauen, sind tatsächlich all die Dinge, die schriftlich in den Verbandssatzungen niedergelegt worden sind, dann auch letztlich eingehalten worden. Das zeigt der Fall Bremer, den wir ja auch auf der Tagesordnung hatten."

    Der Fall des belasteten Sportdirektors des Bundes Deutscher Radfahrer soll im Januar neu diskutiert werden. Bis Mitte Dezember will der BDR den Fall geprüft haben.