Das soeben erschienene Buch "Die Akte Ex" versammelt vierundzwanzig Erzählungen, die mit der Liebe von gestern abrechnen. Vierundzwanzig Texte von deutschsprachigen Autorinnen und Autoren, die zwischen 1960 und 1977 geboren wurden, und man kann sich natürlich fragen, warum die Altersgrenze so eng gezogen wurde. Ob es mit dem Kult zu tun hat, der mit dem Status des Jungseins verbunden wird? Dabei ist es Autoren wie Alex Capus, Alexander Häusser oder Karen Duve vielleicht nicht ganz recht, mit vierzig Jahren immer noch mit diesem Etikett belegt zu werden.
Verflossene Liebe - allein die Anzahl der Texte könnte nahelegen, man würde hier eine große Vielfalt an Tönen zu hören bekommen. So ist es leider nicht. Die Schreibweise der meisten Texte ist konventionell, austauschbar, oft gesucht munter: Bei Karen Duve gibt einer an wie eine Horde Schimpansen, bei John von Düffel sehen Leute aus, als wären sie hauptberuflich als Sandsack tätig. Und was eine Ingrid in Alex Capus´ Geschichte alles treibt, um die Räume zwischen den Dialogen zu füllen, verblüfft einen wirklich: Ingrid kramt nach ihrem Telefon, Ingrid steckt es in die Tasche, Ingrid lacht hell auf, Ingrid steckt sich eine Zigarette an, Ingrid schweigt. Glücklicherweise sind nicht alle Erzählungen von solcher Stereotypie: Marcel Beyer hat einen im Tonfall eigenständigen Text geschrieben, der weniger erzählt, als daß er das Phänomen "Abwesenheit" inszeniert; eine leise, man möchte sagen zartfühlende Geschichte, ein Rätsel, das als Rätsel belassen wird. Und Simone Meiers Impressionen über das "Liebesbrot, altbacken" sind leichtfüßig, selbstironisch, warmherzig - man spürt, daß es hier um Gefühle geht, um den Versuch, sie zu verstehen. Ganz anders, aber ebenfalls gelungen scheint der Text von Katrin Askan, eine Folge von Schnappschüssen, die Auflistung der Begegnungen mit diversen Liebhabern, sehr kühl und mit großem Abstand geschrieben.
Die Mehrzahl der Beiträge wirken so, als sei einfach ein Arbeitsauftrag erledigt worden. Man kann vielleicht sagen, ohne den Umstand moralisch zu bewerten: Die meisten der hier geschilderten Liebesbeziehungen sind derart flüchtig, daß eine "Abrechnung" entsprechend leidenschaftslos verläuft; die Protagonisten mögen Probleme haben, von wirklichen Konflikten aber ist kaum etwas zu lesen.
Möglicherweise liegt es auch an diesem Fehlen von Konflikten, an diesem Mangel an Gespanntheit, daß es in diesem Buch selten komisch wird - oder soll man es Komik nennen, wenn bei Denis Moschitto der Ich-Erzähler wütend feststellt, daß Tom anstatt im Büro in Lisa steckt, oder daß er in Gedanken die Visage des zweiten Nebenbuhlers Moritz in ein Müsli dippt?
Natürlich kann man froh sein, daß hierzuland keine Duelle mehr um Frauen ausgefochten werden, daß Ehebrecherinnen nicht mehr ins Feuer kommen und dergleichen. Dabei gibt es sicherlich auch heute immer noch den großen Kummer, die lodernde Rachgier, den wilden Schmerz - nur, man zeigt das nicht mehr so offen, bzw. die öffentliche Zurschaustellung von solchen Gefühlen etwa in den Talkshows nehmen ihnen jede Authentizität. Da gibt man sich vielleicht dann lieber cool. Und so muß man von dem Buch "die Akte Ex" wohl sagen, es ist ganz auf der Höhe der Zeit, es versammelt hauptsächlich Geschichten, die so recht "von heute" sind, undramatisch, kühl, schnell, - und schnell vergeßbar.
Verflossene Liebe - allein die Anzahl der Texte könnte nahelegen, man würde hier eine große Vielfalt an Tönen zu hören bekommen. So ist es leider nicht. Die Schreibweise der meisten Texte ist konventionell, austauschbar, oft gesucht munter: Bei Karen Duve gibt einer an wie eine Horde Schimpansen, bei John von Düffel sehen Leute aus, als wären sie hauptberuflich als Sandsack tätig. Und was eine Ingrid in Alex Capus´ Geschichte alles treibt, um die Räume zwischen den Dialogen zu füllen, verblüfft einen wirklich: Ingrid kramt nach ihrem Telefon, Ingrid steckt es in die Tasche, Ingrid lacht hell auf, Ingrid steckt sich eine Zigarette an, Ingrid schweigt. Glücklicherweise sind nicht alle Erzählungen von solcher Stereotypie: Marcel Beyer hat einen im Tonfall eigenständigen Text geschrieben, der weniger erzählt, als daß er das Phänomen "Abwesenheit" inszeniert; eine leise, man möchte sagen zartfühlende Geschichte, ein Rätsel, das als Rätsel belassen wird. Und Simone Meiers Impressionen über das "Liebesbrot, altbacken" sind leichtfüßig, selbstironisch, warmherzig - man spürt, daß es hier um Gefühle geht, um den Versuch, sie zu verstehen. Ganz anders, aber ebenfalls gelungen scheint der Text von Katrin Askan, eine Folge von Schnappschüssen, die Auflistung der Begegnungen mit diversen Liebhabern, sehr kühl und mit großem Abstand geschrieben.
Die Mehrzahl der Beiträge wirken so, als sei einfach ein Arbeitsauftrag erledigt worden. Man kann vielleicht sagen, ohne den Umstand moralisch zu bewerten: Die meisten der hier geschilderten Liebesbeziehungen sind derart flüchtig, daß eine "Abrechnung" entsprechend leidenschaftslos verläuft; die Protagonisten mögen Probleme haben, von wirklichen Konflikten aber ist kaum etwas zu lesen.
Möglicherweise liegt es auch an diesem Fehlen von Konflikten, an diesem Mangel an Gespanntheit, daß es in diesem Buch selten komisch wird - oder soll man es Komik nennen, wenn bei Denis Moschitto der Ich-Erzähler wütend feststellt, daß Tom anstatt im Büro in Lisa steckt, oder daß er in Gedanken die Visage des zweiten Nebenbuhlers Moritz in ein Müsli dippt?
Natürlich kann man froh sein, daß hierzuland keine Duelle mehr um Frauen ausgefochten werden, daß Ehebrecherinnen nicht mehr ins Feuer kommen und dergleichen. Dabei gibt es sicherlich auch heute immer noch den großen Kummer, die lodernde Rachgier, den wilden Schmerz - nur, man zeigt das nicht mehr so offen, bzw. die öffentliche Zurschaustellung von solchen Gefühlen etwa in den Talkshows nehmen ihnen jede Authentizität. Da gibt man sich vielleicht dann lieber cool. Und so muß man von dem Buch "die Akte Ex" wohl sagen, es ist ganz auf der Höhe der Zeit, es versammelt hauptsächlich Geschichten, die so recht "von heute" sind, undramatisch, kühl, schnell, - und schnell vergeßbar.