Stadje:
" Leute, die uns nicht mögen, die würden uns eine Spatenwissenschaft nennen. Das sind wir auch in der Tat: Der Quellengewinn liegt halt darin, dass wir graben."
Struwe:
" Da kann ich zurück denken bis zum Jahr '68. Das ehemalige Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität kam zur Sektion Geschichte. Wir waren die Urtierchen. Wir waren die Urtierchen, wir wurden schon belächelt mit unserer Art wissenschaftlich zu arbeiten: Ja, was kann man denn aus Scherben machen? Kann man denn wirklich aus Scherben Geschichte rekonstruieren?"
Callmer:
" Wir sind in diesem Institut ein Fremdkörper."
Wie lasse ich ein Orchideenfach eingehen? Erstens: Sparauflagen des Senats für die Uni. Zweitens: Aufteilung der Sparsumme auf die einzelnen Institute. Drittens: Suche innerhalb eines Instituts nach dem Lehrstuhl, von dem am wenigsten Widerstand erwartet wird. Johan Callmer, Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität:
" Das ist ein sehr einfaches Machtspiel. Die großen Fächer greifen die kleineren Fächer an."
Der gebürtige Schwede ist der einzige und letzte ordentliche Professor seines Fachs. Denn das übergeordnete Institut für Geschichtswissenschaften hat beschlossen, die archäologische Spezialrichtung spätestens in sechs Jahren "zu begraben". Ruth Struwe ist Privatdozentin am bedrängten Lehrstuhl:
" Es betraf also nicht die Kernrichtungen des Faches Geschichte, sondern es betraf das Orchideenfach Ur- und Frühgeschichte. Es ist einfach das schwächste Glied, was es da erwischt hat."
Die Wissenschaftlerin betont, dass die "Spaten-Sparte" mit ihren rund 200 Haupt- und Kernfachstudenten rein fachlich gut da stehe. Die Ur- und Frühgeschichte habe bei einer Uni-Evaluation sogar besser abgeschnitten als die meisten anderen Lehrstühle des Geschichtsinstituts. Dennoch werde sie nun zerschlagen:
" Also in solchen Zeiten, wenn wenig Geld vorhanden ist, dann kommen alle solche Dummheiten in den Vordergrund und es wird nicht rationell überlegt."
Stadje:
" Wir als studentische Fachschaftsvertretung merken, dass wir das kleinste Rad am Wagen sind. Wir können in diesem großen Zirkus der Hochschulpolitik nicht viel bewegen. Das sind kleine Schritte, die wir gehen können, um im Zirkus doch mitzuspielen."
Nils Stadje kämpft zusammen mit seiner Kommilitonin Katrin Misterik dafür, dass das Orchideenfach weiter blüht. Ihr Hauptargument: Der Sparbeschluss fußt eigentlich auf der Zusage der benachbarten Freien Universität, die humboldtschen Ur- und Frühgeschichtler zu übernehmen. Die FU hat mittlerweile kein Interesse mehr, aber der Sparbeschluss ist geblieben.
Misterik:
" Wir machen Sturm, mit den Studenten gehen wir in die ganzen Sitzungen rein, wo Entscheidungen gefällt werden. Einfach um zu zeigen: Nein, wir sind noch da, wir sind lebendig und wir lassen das nicht einfach mit uns machen. "
Die Archäologie-Studenten haben nun einen Förderverein gegründet, um bei Sponsoren Gelder für ihr Fach "abzustauben". Ein gemeinsames Projekt mit den Dozenten.
Stadje:
" Die Dozenten, der Professor, haben immer eine offene Tür für einen, man kennt sich hier, die Dozenten kennen einen mit dem Namen, es ist hier sehr familiär, sehr klein, jeder kennt jeden. Hat auch manchmal Nachteile, kann sehr stressig sein, aber ansonsten ist es hier eine sehr schöne Atmosphäre, die andere Fächer meiner Meinung nach nicht zu bieten haben. Also große Fächer wie zum Beispiel Germanistik."
Die Ur- und Frühgeschichtler wollen demnächst auch im Web protestieren. Über die Homepage der Humboldt-Uni, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften, Rubrik "Bereiche".
Stadje:
" Auch daran sieht man, dass wir ein Orchideenfach sind. Wir sind so schwierig zu finden im Internet. Es gibt oft Anfragen von Wissenschaftlern aus aller Welt, die unsere Homepage brauchen. Es ist so schlecht verlinkt das Institut - ja man will nicht, dass wir gefunden werden. "
" Leute, die uns nicht mögen, die würden uns eine Spatenwissenschaft nennen. Das sind wir auch in der Tat: Der Quellengewinn liegt halt darin, dass wir graben."
Struwe:
" Da kann ich zurück denken bis zum Jahr '68. Das ehemalige Institut für Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität kam zur Sektion Geschichte. Wir waren die Urtierchen. Wir waren die Urtierchen, wir wurden schon belächelt mit unserer Art wissenschaftlich zu arbeiten: Ja, was kann man denn aus Scherben machen? Kann man denn wirklich aus Scherben Geschichte rekonstruieren?"
Callmer:
" Wir sind in diesem Institut ein Fremdkörper."
Wie lasse ich ein Orchideenfach eingehen? Erstens: Sparauflagen des Senats für die Uni. Zweitens: Aufteilung der Sparsumme auf die einzelnen Institute. Drittens: Suche innerhalb eines Instituts nach dem Lehrstuhl, von dem am wenigsten Widerstand erwartet wird. Johan Callmer, Professor für Ur- und Frühgeschichte an der Humboldt-Universität:
" Das ist ein sehr einfaches Machtspiel. Die großen Fächer greifen die kleineren Fächer an."
Der gebürtige Schwede ist der einzige und letzte ordentliche Professor seines Fachs. Denn das übergeordnete Institut für Geschichtswissenschaften hat beschlossen, die archäologische Spezialrichtung spätestens in sechs Jahren "zu begraben". Ruth Struwe ist Privatdozentin am bedrängten Lehrstuhl:
" Es betraf also nicht die Kernrichtungen des Faches Geschichte, sondern es betraf das Orchideenfach Ur- und Frühgeschichte. Es ist einfach das schwächste Glied, was es da erwischt hat."
Die Wissenschaftlerin betont, dass die "Spaten-Sparte" mit ihren rund 200 Haupt- und Kernfachstudenten rein fachlich gut da stehe. Die Ur- und Frühgeschichte habe bei einer Uni-Evaluation sogar besser abgeschnitten als die meisten anderen Lehrstühle des Geschichtsinstituts. Dennoch werde sie nun zerschlagen:
" Also in solchen Zeiten, wenn wenig Geld vorhanden ist, dann kommen alle solche Dummheiten in den Vordergrund und es wird nicht rationell überlegt."
Stadje:
" Wir als studentische Fachschaftsvertretung merken, dass wir das kleinste Rad am Wagen sind. Wir können in diesem großen Zirkus der Hochschulpolitik nicht viel bewegen. Das sind kleine Schritte, die wir gehen können, um im Zirkus doch mitzuspielen."
Nils Stadje kämpft zusammen mit seiner Kommilitonin Katrin Misterik dafür, dass das Orchideenfach weiter blüht. Ihr Hauptargument: Der Sparbeschluss fußt eigentlich auf der Zusage der benachbarten Freien Universität, die humboldtschen Ur- und Frühgeschichtler zu übernehmen. Die FU hat mittlerweile kein Interesse mehr, aber der Sparbeschluss ist geblieben.
Misterik:
" Wir machen Sturm, mit den Studenten gehen wir in die ganzen Sitzungen rein, wo Entscheidungen gefällt werden. Einfach um zu zeigen: Nein, wir sind noch da, wir sind lebendig und wir lassen das nicht einfach mit uns machen. "
Die Archäologie-Studenten haben nun einen Förderverein gegründet, um bei Sponsoren Gelder für ihr Fach "abzustauben". Ein gemeinsames Projekt mit den Dozenten.
Stadje:
" Die Dozenten, der Professor, haben immer eine offene Tür für einen, man kennt sich hier, die Dozenten kennen einen mit dem Namen, es ist hier sehr familiär, sehr klein, jeder kennt jeden. Hat auch manchmal Nachteile, kann sehr stressig sein, aber ansonsten ist es hier eine sehr schöne Atmosphäre, die andere Fächer meiner Meinung nach nicht zu bieten haben. Also große Fächer wie zum Beispiel Germanistik."
Die Ur- und Frühgeschichtler wollen demnächst auch im Web protestieren. Über die Homepage der Humboldt-Uni, Philosophische Fakultät I, Institut für Geschichtswissenschaften, Rubrik "Bereiche".
Stadje:
" Auch daran sieht man, dass wir ein Orchideenfach sind. Wir sind so schwierig zu finden im Internet. Es gibt oft Anfragen von Wissenschaftlern aus aller Welt, die unsere Homepage brauchen. Es ist so schlecht verlinkt das Institut - ja man will nicht, dass wir gefunden werden. "