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Die Ampel für Lebensmittel

Rot steht für viel Fett und Zucker, gelb für durchschnittlich, grün für gesund: Eine solche Kennzeichnung auf Lebensmitteln sorgt bei Spitzenverbänden und Ernährungsindustrie für Unmut. Sie lehnen die sogennante Ampelkennzeichnung als Scheinlösung ab. Jetzt widmen sich die Verbraucherschutzminister bei ihrer Konferenz in Berchtesgaden dem Thema.

Von Dieter Nürnberger |
    Das Thema Ampelkennzeichnung bei Lebensmitteln ist schon seit längerem in der politischen Diskussion. Verbraucherschutzverbände haben in den vergangenen Tagen auch die Gelegenheit genutzt, im Vorfeld der Verbraucherschutzministerkonferenz in Berchtesgaden für ihr Anliegen zu trommeln. Bislang ist es ja so, dass die Hersteller keine Verpflichtung haben, Nährwertangaben für ihre Produkte auszuweisen.

    Wenn dies geschieht, dann ist es oft irreführend - so gibt es bei vielen Produkten zwar Hinweise, doch sind die nicht selten auf Portionen heruntergerechnet, die wenig aussagekräftig sind: beispielsweise auf 30 Gramm Gummibärchen. Doch erfahrungsgemäß essen gerade Kinder erheblich mehr, sodass man die Angaben mal zehn multiplizieren müsste, um eine realistische Nährwertangabe für eine ganze Packung zu bekommen.

    Das soll sich also ändern. Die Verbraucherorganisation Foodwatch beispielsweise fordert die Ampelkennzeichnung schon lange. Cornelia Ziehm ist Rechtsberaterin bei Foodwatch.

    "Beim Ampelmodell, nach britischem Vorbild, würde der Zucker-, Fett- und Salzgehalt angezeigt. Zudem auch der Anteil an gesättigten Fettsäuren. Die Angaben wären dann rot, gelb und grün unterlegt. Auch der Kalorienanteil insgesamt müsste angegeben werden. Die Verbraucher könnte dann erkennen, wieviel Zucker in einem Produkt ist. Insbesondere versteckte Dickmacher könnten so leicht sichtbar gemacht werden."

    Wenn also auf einer Verpackung künftig überwiegend rot unterlegte Nährwertangaben zu sehen wären, dann sollte der ernährungsbewusste Verbraucher eher vorsichtig sein. Eine solche leicht verständliche Kennzeichnung fordert auch ein Bündnis, dem etwa der Bundesverband der Verbraucherzentralen angehört, aber auch der Bundesverband der Allgemeinen Ortskrankenkassen, der AOK. Deren Vorsitzender Hans-Jürgen Ahrens:

    "Ob man nun kalorienarme Lebensmittel oder Dickmacher in einen Korb tut, das muss man direkt am Supermarktregal erkennen können. Die AOK will allen Versicherten, sei es Kindern oder Erwachsenen, helfen. Deshalb unterstützen wir die Nährwert-Ampel als einen Vorstoß, um die Gesundheit der Bevölkerung zu verbessern."

    Das Thema steht in Berchtesgaden auf jeden Fall auf der Tagesordnung, und die Foodwatch-Rechtsberaterin Cornelia Ziehm erwartet auch eine endgültige Entscheidung, die hoffentlich für alle verpflichtend sei.

    "Das machen wir daran fest, dass Bayern - dieses Bundesland hat derzeit den Vorsitz in der Verbraucherschutzminister¬konferenz - ein Ampelmodell entwickelt hat: Es geht konkret um eine Kombination zwischen Ampelmodell und%angaben, ein Modell, welches verständlich und auch die farbliche Kennzeichnung enthält. Bayern will sich dafür einsetzen, dass diese Ampelkennzeichnung kommt. Die Frage ist, inwieweit sich die Länder gegenüber dem Bundesverbraucherschutzministerium durchsetzen können. Denn Horst Seehofer redet doch in dieser Frage lieber der Industrie das Wort."

    Der Spitzenverband der deutschen Lebensmittelwirtschaft, der Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde, ist in der Tat gegen eine solche Ampellösung - eine populistische Debatte werde hier geführt, heißt es aus dem BLL. Man müsse aufpassen, dass sich durch missverständliche Farbsignale nicht die Nährwertversorgung der Bevölkerung verschlechtere, so die Argumentation.

    Das Ampelmodell bei der Nährwertkennzeichnung ist aber auch nur ein Thema auf der zweitägigen Konferenz. Es wird beispielsweise auch um das Thema Gammelfleisch gehen - hier gibt es einen Antrag Niedersachsens, Schlachtabfälle in einem Modellversuch einzufärben, um Missbrauch zu vermeiden. Ein anderer Antrag kommt aus Rheinland-Pfalz, hier will man sich für einen bundeseinheitlichen Höchstwert für Uran im Trinkwasser einsetzen, das wäre ein Novum in Deutschland.

    Weitere Themen sind die Fahrgastrechte bei der Deutschen Bahn, Transparenz bei Handytarifen, und natürlich auch noch einmal das Thema der vergangenen Wochen - der Missbrauch von Bankdaten, Datenschutzaspekte also.