Dieter Dohmen: Die Kosten für ein durchschnittliches Studium sind, wenn man das jetzt auf den Monat herunter bricht, je nach Finanzierungsquelle 700 bis 800 Euro, wenn man jetzt beispielsweise die neueste Sozialerhebung zu Grunde legt. Wenn man jetzt fragt, ob ein Studium kostenlos ist, dann muss man zwei Perspektiven unterscheiden, einmal die Frage der Studierenden, die im Prinzip sagen können, wenn ich nicht studieren würde, würde ich erwerbstätig sein und würde darüber meinen Lebensunterhalt finanzieren, und essen und trinken muss ich sowieso, also formal kostenlos. Die Eltern haben aber eine Alternative. Sie können das Geld für den eigenen Konsum verwenden, für Geschwister, für andere Kinder. Sie können das für die Altersvorsorge verwenden, und für sie stellen sich da schon Kosten dar. Das Geld, was sie für das studierende Kind ausgeben, können sie nicht für andere Zwecke verausgaben. Wenn man sich der Sozialerhebung anguckt, dann geben Eltern 435 Euro monatlich im Durchschnitt an ihr studierendes Kind. Geld, das sie für andere Zwecke durchaus verwenden können, aber diese Durchschnittszahl verdeckt auch, dass ein gutes Drittel über 500 Euro und 20 Prozent gar über 600 Euro pro Monat an ihr Kind geben. Nachdem wir unsere Pressemitteilung letzte Woche zu einer anderen Studie vorgelegt haben und wir sagten, Eltern geben durchschnittlich 500 bis 700 Euro für das Studium ihrer Kinder aus, kriegte ich fast empörte Anrufe, und eine Mutter meinte, so wenig nur, wir geben 1100 bis 1300 Euro im Monat für unser Kind aus. Das zeigt einfach die gesamte Bandbreite. Wie gesagt, Eltern haben andere Verwendungszwecke. Darüber hinaus ist zu berücksichtigen, dass Studierende während ihres Studiums arbeiten könnten und ein höheres Einkommen erzielen. Dies ist, ökonomisch gesehen, als Opportunitätskosten eines Studiums zu betrachten. Um das einmal in Zahlen auszudrücken. Wenn jemand als nicht fertiger Akademiker im 11., 12., 13. Semester studiert, aber fertig sein könnte, dann müsste man alternativ das Einkommen eines fertigen Akademikers zu Grunde legen, und gehen wir mal von einem vergleichsweise niedrigen Gehalt von 2500 Euro brutto im Monat aus, wären das 1500 Euro monatlich, die netto entgehen, oder über das Jahr gerechnet 20.000 Euro. Das heißt, das sind effektive Kosten, die entstehen.
Honecker: Sie haben über die Sozialstudie des Deutschen Studentenwerks gesprochen. Die haben auch belegt, 42 Stunden arbeiten Studenten in der Woche, davon sieben Stunden, um Geld zu verdienen, also ein bisschen was wird ja von den Studierenden verdient. Unabhängig davon muss es ja auch mit der Gebührendebatte in Zusammenhang gesetzt werden. Warum?
Dohmen: Weil diese Gebühren unter Umständen als zusätzliche Ausgaben monatlich hinzukommen. Das heißt, wenn Eltern heute schon 435 Euro im Schnitt bezahlen, müssten sie nach den derzeitigen Gebührenplänen weitere 100 Euro monatlich an das Kind zahlen oder aber die Studierenden müssten dieses Geld zusätzlich über Erwerbstätigkeit verdienen. Also heißt das, wenn das Modell nicht vernünftig ausgestaltet wird, das heißt keine zusätzlichen Belastungen während des Studiums hinzukommen, würde sich dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erwerbstätigkeit der Studierenden erhöhen.
Honecker: Jetzt mal positiv gewendet, welches Gebührenmodell, welches Studienfinanzierungsmodell würden Sie denn vorstellen?
Dohmen: Ganz einfach: Wir schlagen vor, dass man sich an der neuen Studienstruktur orientiert und beispielsweise 20 Euro pro Credit bezahlt.
Honecker: Was sind Credits?
Dohmen: Credits sind die neue Studieneinheit. So wie wir früher Semesterwochenstunden hatten, wird jetzt alles in einer Arbeitsbelastung formal zumindest gerechnet, und pro Vollzeitsemester soll man 30 Credits erwerben. Das bedeutet jetzt für das Studiengebührenmodell, dass wir versucht haben, das auch flexibel zu gestalten. Es gibt einen Teil der Studierenden, die studieren tatsächlich Vollzeit, machen also ihre 30 Credits im Semester. Es gibt andere, die studieren deutlich weniger, weil sie Kinder erziehen müssen, weil sie erwerbstätig sind, oder aus welchen Gründen auch immer, die eine ganz andere Studienstruktur und damit auch ganz andere Voraussetzungen haben. Wenn man jetzt ein Modell anwenden würde, was häufig diskutiert wird, 1000 Euro pro Semester oder pro Jahr, würde das die Studierenden benachteiligen, die aus welchen Gründen auch immer eine andere Studienplanung haben. Deswegen haben wir gesagt, das Studienmodell muss flexibel sein. Der einfachste Ansatzpunkt wären dann die Credits. Wer schneller studiert, zahlt etwas mehr, kommt auf den gleichen Betrag wie jemand, der nur die Hälfte der Zeit pro Semester wegen Erwerbstätigkeit studieren kann, kommt aber auf die Gesamtsumme hinaus, die der andere auch zahlt. Also ist das Sinnvollste zu sagen, wir machen das pro Credit und sagen, 20 Euro pro Credit, oder, um das in Semesterzahlen umzurechnen, wer Vollzeit studiert, zahlt 600 Euro pro Semester, wer Teilzeit studiert, zahlt zum Beispiel nur 300 Euro.
Honecker: Woher bekomme ich das Geld?
Dohmen: Der einfachste Vorschlag wäre zu sagen, jeder Studierende macht automatisch einen Vertrag mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die finanziert das Ganze vor, damit die Hochschule das Geld automatisch kriegt, und die Refinanzierung erfolgt - und das ist zentral, um soziale negative Auswirkungen zu vermeiden - einkommensabhängig dann, wenn die Studierenden im Arbeitsmarkt aktiv sind und ein eigenes Einkommen haben. Um das Ganze jetzt mit unserem Modell zu kombinieren, haben wir gesagt, das Einkommen wird um 0,02 Prozent pro Credit belastet, oder - bei 30 Credits sind es 0,6 Prozent auf die gesamte Studienzeit - bei einem Bachelor und Master hochgerechnet, um das in Zahlen auszudrücken, sind es 6 Prozent, die jemand bezogen auf sein Einkommen zurückzahlen würde. Um auch das in Zahlen ausdrücken, bezogen auf das monatliche Nettoeinkommen, wer also ein Einkommen von 1000 Euro hat, zahlt 60 Euro pro Monat. Meines Erachtens vertretbar, wer 2000 verdient, zahlt 120 Euro pro Monat.
Honecker: Sie haben über die Sozialstudie des Deutschen Studentenwerks gesprochen. Die haben auch belegt, 42 Stunden arbeiten Studenten in der Woche, davon sieben Stunden, um Geld zu verdienen, also ein bisschen was wird ja von den Studierenden verdient. Unabhängig davon muss es ja auch mit der Gebührendebatte in Zusammenhang gesetzt werden. Warum?
Dohmen: Weil diese Gebühren unter Umständen als zusätzliche Ausgaben monatlich hinzukommen. Das heißt, wenn Eltern heute schon 435 Euro im Schnitt bezahlen, müssten sie nach den derzeitigen Gebührenplänen weitere 100 Euro monatlich an das Kind zahlen oder aber die Studierenden müssten dieses Geld zusätzlich über Erwerbstätigkeit verdienen. Also heißt das, wenn das Modell nicht vernünftig ausgestaltet wird, das heißt keine zusätzlichen Belastungen während des Studiums hinzukommen, würde sich dadurch mit hoher Wahrscheinlichkeit die Erwerbstätigkeit der Studierenden erhöhen.
Honecker: Jetzt mal positiv gewendet, welches Gebührenmodell, welches Studienfinanzierungsmodell würden Sie denn vorstellen?
Dohmen: Ganz einfach: Wir schlagen vor, dass man sich an der neuen Studienstruktur orientiert und beispielsweise 20 Euro pro Credit bezahlt.
Honecker: Was sind Credits?
Dohmen: Credits sind die neue Studieneinheit. So wie wir früher Semesterwochenstunden hatten, wird jetzt alles in einer Arbeitsbelastung formal zumindest gerechnet, und pro Vollzeitsemester soll man 30 Credits erwerben. Das bedeutet jetzt für das Studiengebührenmodell, dass wir versucht haben, das auch flexibel zu gestalten. Es gibt einen Teil der Studierenden, die studieren tatsächlich Vollzeit, machen also ihre 30 Credits im Semester. Es gibt andere, die studieren deutlich weniger, weil sie Kinder erziehen müssen, weil sie erwerbstätig sind, oder aus welchen Gründen auch immer, die eine ganz andere Studienstruktur und damit auch ganz andere Voraussetzungen haben. Wenn man jetzt ein Modell anwenden würde, was häufig diskutiert wird, 1000 Euro pro Semester oder pro Jahr, würde das die Studierenden benachteiligen, die aus welchen Gründen auch immer eine andere Studienplanung haben. Deswegen haben wir gesagt, das Studienmodell muss flexibel sein. Der einfachste Ansatzpunkt wären dann die Credits. Wer schneller studiert, zahlt etwas mehr, kommt auf den gleichen Betrag wie jemand, der nur die Hälfte der Zeit pro Semester wegen Erwerbstätigkeit studieren kann, kommt aber auf die Gesamtsumme hinaus, die der andere auch zahlt. Also ist das Sinnvollste zu sagen, wir machen das pro Credit und sagen, 20 Euro pro Credit, oder, um das in Semesterzahlen umzurechnen, wer Vollzeit studiert, zahlt 600 Euro pro Semester, wer Teilzeit studiert, zahlt zum Beispiel nur 300 Euro.
Honecker: Woher bekomme ich das Geld?
Dohmen: Der einfachste Vorschlag wäre zu sagen, jeder Studierende macht automatisch einen Vertrag mit der Kreditanstalt für Wiederaufbau. Die finanziert das Ganze vor, damit die Hochschule das Geld automatisch kriegt, und die Refinanzierung erfolgt - und das ist zentral, um soziale negative Auswirkungen zu vermeiden - einkommensabhängig dann, wenn die Studierenden im Arbeitsmarkt aktiv sind und ein eigenes Einkommen haben. Um das Ganze jetzt mit unserem Modell zu kombinieren, haben wir gesagt, das Einkommen wird um 0,02 Prozent pro Credit belastet, oder - bei 30 Credits sind es 0,6 Prozent auf die gesamte Studienzeit - bei einem Bachelor und Master hochgerechnet, um das in Zahlen auszudrücken, sind es 6 Prozent, die jemand bezogen auf sein Einkommen zurückzahlen würde. Um auch das in Zahlen ausdrücken, bezogen auf das monatliche Nettoeinkommen, wer also ein Einkommen von 1000 Euro hat, zahlt 60 Euro pro Monat. Meines Erachtens vertretbar, wer 2000 verdient, zahlt 120 Euro pro Monat.