Archiv


Die Angst der weißen Farmer

Wenn Mike Kibble früh um sieben das Scheunentor öffnet, hat er die erste Routinehandlung schon hinter sich: Den Funkspruch. Jeden Morgen nach dem Aufstehen vergewissern sich die Farmer im kargen Khomas-Hochland von Namibia, ob noch alles in Ordnung ist. Im Rundruf geht es um Wildschäden, umgestürzte Strommasten, aber immer öfter auch um die Landreform. Seit im Mai 19 weiße Großbauern den Brief erhielten, ist nichts mehr wie es war. Der Brief enthält die Aufforderung des Landministeriums, mit der Regierung in Verkaufsverhandlungen zu treten.

Von Carl Stäcker |
    Mike Kibble, Mitte 30, führt eine Rinderfarm. 8000 Hektar, knapp 1000 freilaufende Kühe. Mit leiser, fast weicher Stimme, weist er seine sechs Angestellten ein. Der Ton ist väterlich, von den Farmarbeitern spricht er stets als Team. Herrenmenschen, die ihre Arbeiter wie Sklaven behandeln, sehen anders aus.

    Wir kommen so gut miteinander aus – wir lachen viel zusammen als Team. Ich weiß nicht, wie das bei anderen ist, wie die mit ihren Angestellten umgehen. Aber wir haben ein tolles Team und ich hoffe, das bleibt so.

    Heute ist ein Kalb gestorben, irgendwo leckt Wasser, und es muss der Zaun repariert werden. Die Farm erstreckt sich in jede Richtung über mehrere Dutzend Kilometer – Innen- und Außenzäune zusammen würden von Kap Arkona bis zur Zugspitze reichen. Und ständig fressen irgendwo Termiten die Holzpfähle an, wühlen sich Warzenschweine und Gnus unten durch, nur die großen Kudu-Antilopen mit ihrem gedrechseltem Geweih springen elegant oben drüber. Irgendwo auf dem Riesenareal ist immer ein Stück Zaun kaputt. So heißt Farmen in Namibia immer auch Fahren – viel fahren.

    Mike Kibble hat nichts anderes gelernt als Landwirtschaft: Aber das von der Pieke auf. So schnell macht ihm keiner was vor, wenn es darum geht, aus der Buschsavannne mit ihren Abertausenden Dornengewächsen Weideland zu machen. Ein Europäer würde die Weiden kaum als solche erkennen: Zu sehen sind nur knochentrockenes Gestrüpp und ein paar fahlgelbe Grasbüschel. Auch Ställe gibt es nicht, die Kühe stehen draußen – bei 40 Grad plus genauso wie bei 10 Grad minus, erklärt Farmersfrau Sonja Kibble.

    Bei der großen Herde hast du nicht die Zeit, jede Kuh einzeln zu beobachten, wenn Kalbungszeit ist. Die Kühe müssen selbständig im Feld kalben. Wir schauen da jeden Tag oder jeden zweiten Tag in der Hauptkalbungszeit vorbei. Wenn die Kuh wirklich Probleme hat, müssen wir einspringen. Man kann es sich nicht leisten, nach jedem einzelnen Tier zu schauen, dafür sind die Entfernungen zu groß hier.

    Namibisches Rindfleisch gilt als kerngesund und wird auch in Europa immer beliebter. Viehfarmen wie hier in Seeeis, wo es zwei Jahre nicht geregnet hat, können nur funktionieren, wenn man äußerst umsichtig mit den knappen und äußerst empfindlichen Naturressourcen umgeht, erklärt Mike Kibble.

    Jede Rinderfarm hier ist unterteilt in Camps, wie wir das nennen. Sie sind zwischen 80 bis 200 Hektar groß, manche sogar 400 Hektar. Man hat zum Beispiel vier Camps, und in der Mitte steht die Tränke - Es hängt nun von der Größe ab, wie oft du die Rinder von einem Camp zum anderen umtreiben musst. Wir machen das im Normalfall alle 14 Tage.

    Andernfalls würde das sensible Ökosystem umkippen, der Boden wäre hoffnungslos überweidet, Parasiten machten sich breit. Die Faustregel der kommerziellen Rinderzucht in Namibia lautet: jede Kuh braucht etwa zehn Hektar Land. Bei Kibbles sind es acht – die Riesenfarm ist also eigentlich schon zu klein für die Herde. Alles hängt vom Wasser ab.

    Mike Kibble hat acht Wasserlöcher auf der Farm, jedes über 100 Meter tief. Zuletzt hat er dreimal umsonst bohren lassen und so mal eben 12.000 Euro in den Karst gesetzt. Eine neun Kilometer lange Wasserleitung sorgt dafür, dass die Tränke trotzdem gut gefüllt ist.

    In dieses Farmleben muss man hineinwachsen, neben Fachwissen und Fingerspitzengefühl braucht es beständige Wartung und dauerhafte Investitionen. Neubauern und landlose Farmarbeiter können das nicht auf Anhieb leisten. Die wenigen Ansiedlungsprojekte der Regierung sind, höflich ausgedrückt, unter den Erwartungen geblieben – andere sagen schlichtweg: in die Hose gegangen.

    Zäune und Wasserpumpen wurden geklaut, das Land völlig überweidet – jeder Farmer kann auf Anhieb mindestens ein Beispiel nennen. Kibble kann deshalb nicht verstehen, warum plötzlich der politische Druck so groß wird, warum alles falsch gewesen sein soll, was er bisher aus dem Ödland gemacht hat – wo sich manchmal Kühe und Kudus an der Wasserstelle treffen.

    Er hat zwar noch keinen Brief vom Ministerium gekriegt, aber allein schon der Gedanke, dass auch ihm, seiner Frau Sonja und den beiden Kindern Kara und Alec, die Farm weggenommen werden könnte, ist ihm unerträglich.

    Für mich persönlich ist das sehr beunruhigend. Ich versuche, positiv zu bleiben, einfach weiterzumachen wie immer. Wir zeigen, dass wir weiterfarmen, dass wir unserer täglichen Arbeit nachgehen. Das ist besser, als sich zurückzulehnen und der Regierung Ablehnung zu demonstrieren. Wenn wir alle gerade stehen, optimistisch bleiben, wenn wir weitermachen wie gehabt, wenn wir einkaufen und ausbauen – dann, denke ich, haben wir eine gute Zukunft hier. Aber es wird immer schwieriger. Bei unseren Versammlungen sehen von 40 Farmern vielleicht noch zwei oder drei die Dinge so positiv wie ich. Da hat man einen schweren Stand. Ich kann sie nicht beeinflussen, ich kann zwar mit ihnen reden. Aber es richtet sich doch keiner nach mir. Jeder sieht die Sache aus seiner Sicht – der eine positiver, der andere negativer. Aber ich muss doch irgendwie weitermachen.

    Es sind Leute wie Alfred Angula, die das Klima anheizen: Mit Argumenten, denen Farmer wie Mike Kibble nicht mal widersprechen würden - die zum Teil berechtigt sind, zum Teil aber auch aus der marxistischen Mottenkiste stammen. Wenn Genosse Angula von der 150.000 Mitglieder starken Farmarbeitergewerkschaft etwa über leibeigene und rechtlose schwarze Farmarbeiter referiert, hört es sich an, als hätte es das 20. Jahrhundert gar nicht gegeben. Angula gibt die Zahl der Landlosen, die gern eine eigene Scholle hätten, mit gut 240.000 an.

    Es muss jetzt was passieren. Wir können doch nicht leiden – in unserem eigenen Land. Ich bin überzeugt, dass es genug Land für alle gibt. Wir glauben, dass die Landfrage gelöst werden kann, wenn es den Willen dazu gibt. Dummerweise haben sich die, die das Land besitzen, bisher zurückgelehnt. Sie haben nie ernsthaft eine Initiative ergriffen. Sie machen sich lustig über das Prinzip" Williger Verkäufer, williger Käufer". Sie haben noch Geld damit gemacht.

    Seit die Landreform nach diesem Freiwilligkeitsprinzip 1995 begann, hat die Regierung nach eigenen Angaben ganze 134 Farmen erworben. Allerdings gab es Hunderte weitere Angebote, auf die sie nicht zurückgriff. Das werfen ihr heute die Farmer vor. Von der Regierung, die öffentliches Interesse an den privaten Ländereien anmeldet, um sie dann Neubauern oder auch Wohlhabenden, aber früher benachteiligten Schwarzen zur Verfügung stellt, von der Regierung heißt es zu den ausgeschlagenen Angeboten, sie seien für ihre Projekte ungeeignet, weil entweder zu steinig oder zu trocken. Nun schreibt das Landministerium gezielt Farmen an, ein Schritt, den Angulas Landgewerkschaft für überfällig hält.

    Wir als Gewerkschaft haben den Farmern schon immer gesagt, sie sollen mit uns teilen. Wir müssen euch nichts abkaufen. Gebt uns einfach ein Stück Land, lasst die Regierung uns ausbilden. Und dann machen wir weiter wie vorher. Aber ihr habt nein gesagt und uns für verrückt erklärt. Jetzt kommt die Regierung und sagt: Okay, wir kaufen das Land. Wir nehmen die Farmen, aber wir entschädigen euch. Und was macht ihr? Sagt immer noch nein! Ihr wollt nicht teilen, ihr wollt nicht verkaufen, ihr wollt nicht, dass es jemand besetzt - so frage ich, was wollt ihr dann? Was wollt ihr?

    Die Antworten auf Angulas Fragen liegen auf der Hand: Fast alle wollen schlichtweg ihr Land behalten, um weiter zu farmen. Und wenn das nicht geht, wollen sie wenigstens einen fairen, marktgerechten Preis dafür, der auch alle Investitionen einschließt. Vor allem aber wollen sie Rechtssicherheit und nachvollziehbare Kriterien, warum gerade ihr Land für das öffentliche Interesse Namibias so wichtig ist. Angula bringt so etwas aus der Fassung.

    Nach welchen Kriterien haben sie sich denn das produktive Land angeeignet? Dass sie heute anfangen zu jammern, ist nichts weiter als ein ökonomischer Überlebenskampf. Jetzt, wo sie sehen, dass sie diese Schlacht verlieren, fangen sie an zurückzuschlagen. Jetzt, wo sich die Dinge ändern, fürchten sie die Veränderungen.

    4000 zumeist weiße Farmer halten gut die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche in der Hand – und das wirklich seit der Kolonialzeit. Aber die Frage ist doch ein bisschen komplexer: Die vorgefundenen Völker - auch die von den Deutschen so brutal niedergeschlagenen Hereros - kannten keine Landtitel. Sie waren Nomaden oder Halbsesshafte. Oft wurde das staubtrockene Ödland von den Eindringlingen überhaupt erst urbar gemacht und bewässert. Und viele der heutigen Landbesitzer haben mit den kolonialen Landnehmern nicht mal mehr in der entferntesten Verwandtschaft zu tun. Sie haben ihre Farmen schlichtweg gekauft.

    Kaum geredet wird in diesen Tagen auch über jene 40 Prozent der Agrarflächen, die schon heute in kommunaler oder Stammes-Hand sind. Im wasserreichen Norden, wo 70 Prozent der Bevölkerung leben, gibt es beispielsweise kaum einen weißen Farmer. Aber die Landfrage eignet sich zur Wählermobilisierung, weil das Thema jeden betrifft und der Sündenbock leicht identifiziert werden kann.

    Landminister Hifikepunye Pohamba ist dabei die Schlüsselfigur: Er wurde von Sam Nujoma, dem seit der Unabhängigkeit 1990 regierenden Staatschef, zum Nachfolger auserkoren. Die Regierungspartei SWAPO hat ihn für die Wahlen im November zum Präsidentenkandidaten ernannt. Dass die Briefe an die 19 gelisteten Farmer just vor dem Nominierungsparteitag verschickt wurden, ist kaum Zufall. Schließlich war die Landfrage eine der Triebfedern im Befreiungskampf. Und so changiert Pohamba immer wieder zwischen polternder Rhetorik nach innen und besänftigenden Worten nach außen. Auf der politisch aufgeheizten Bühne der Waterberg-Gedenkfeiern – 100 Jahre nach der blutigen Niederschlagung des Herero-Aufstandes – schlug er wieder starke Töne an:

    Enteignungen sind nichts Neues in Namibia! Schon in den 60er Jahren wurden über 400 Farmen enteignet – damals wollte das südafrikanische Apartheidsregime seine Homelands aufbauen. Warum also sollten die Menschen zittern, wenn es heute um Enteignungen geht - um legale Enteignungen!

    Die mit Zweidrittelmehrheit regierende SWAPO gilt als Partei der Ovambos. Aber mit der Landfrage kann Pohamba, der künftige erste Mann im Staate, auch bei den anderen Ethnien punkten. Schnapp dir das Land, rufen die Hereros, als er über die mangelnde Kooperation der weißen Farmer klagt, schnapp dir das Land! Erst im Zwiegespräch, nach dem politischen Auftritt, wird Pohamba differenzierter,

    Unsere Verfassung und unsere Gesetze erlauben die Zwangsenteignung – allerdings nur mit Entschädigung. Man enteignet und entschädigt dafür den Landbesitzer. Aber auch das wird nicht einfach so nach Gutdünken gemacht: Ich wache nicht in der Frühe auf und sage, der und der wird heute enteignet. Man muss sich schon umschauen, was dem öffentlichen Interesse entspricht. Uns geht es um die vielen Landlosen, unser erstes Ziel als Regierung ist, ihnen zu helfen. Denn unsere Verfassung erlaubt Enteignungen nur, wenn sie im Interesse des Volkes sind, im öffentlichen Interesse.

    Unter den ausgewählten Farmen sind auch solche, auf denen es zuletzt Lohnstreit oder arbeitsrechtliche Auseinandersetzungen gab. Besteht das "öffentliche Interesse" also darin, renitente Farmer zu bestrafen? Pohamba weist solche Motive zurück, auch jede andere Parallele zu Simbabwe. Aber natürlich weiß er in der Landfrage den halben Kontinent hinter sich. Simbabwe, Kenia, Tansania, Südafrika – die unrühmliche Vergangenheit und ungleiche Landverteilung schreit in diesen Tagen nach Antworten. Der innenpolitische Druck wird immer größer:

    Wenn wir diese Frage jetzt nicht angehen, haben wir bald eine Revolte der Landlosen in Namibia. Und wenn die Revolte hier losbricht, sind wir allesamt die Verlierer: Nicht nur die Landbesitzer, sondern auch wir, die die Verantwortung im Land haben und natürlich die Geschäftsleute, die in Namibia tätig sind. Wenn wir eine Revolte haben, oder nennen wir es eine Revolution, dann wird das Land unregierbar. So lasst uns doch lieber jetzt diese Probleme angehen – und auch auf dem Land für eine ökonomische Entwicklung sorgen.

    Der mächtige Minister ist enttäuscht über die Reaktionen der 19 angeschriebenen Farmer. Nur ein einziger habe wie gefordert einen Verkaufspreis für seine Farm genannt. Alle anderen spielten auf Zeit. Das Prozedere sieht vor, dass die Regierung ein Gegenangebot vorlegt und ein Landtribunal dann die Streitfälle verhandelt. Geht der Angeschriebene in Widerspruch, muss Pohamba vor Gericht darstellen, worin das öffentliche Interesse just an dieser Farm besteht. Noch sitzt niemand, wie 1990 bei der Unabhängigkeit, auf gepackten Koffern. Aber die Verunsicherung ist allerorten zu spüren.

    Dass der einzelne Farmer verunsichert sein mag, ist natürlich. Aber ich sage noch mal, in Namibia haben wir eine Kultur des Gesprächs. Wir halten nichts von überhasteten Aktionen und setzen uns nicht einfach so auf das Land. Wir reden miteinander und versuchen, einander zu überzeugen. Und wenn wir so weit sind haben, dann läuft auch alles bestens.

    So oder ähnlich bekommen es auch ausländische Besucher von offizieller Seite serviert. Zuletzt war es Heidemarie Wieczorek-Zeul, die von Präsident Nujoma mit überaus freundlichen Worten bedacht wurde – deutschen sogar:

    Nujoma und sein designierter Nachfolger Pohamba beteuerten ihr, dass es keinen Grund zur Besorgnis gebe. Die Landreform werde völlig gesetzeskonform vonstatten gehen, übermittelte die Bundes-Entwicklungsministerin der namibia-deutschen Bauernschaft.

    Wir haben ein sehr langes Gespräch mit Farmern gehabt. Da haben wir noch mal deutlich gemacht, dass auch Pohamba betont hat, dass es nach Recht und Gesetz geht. Und sie wollen Rechtssicherheit. Sie haben eigentlich auch von ihrer eigenen Position her ein Interesse, konstruktiv mit allen, auch mit den neuen Siedlern, zusammenzuarbeiten. Und ich hoffe und denke auch und arbeite in dem Sinne, dass für die notwendige Landreform alle zusammenarbeiten, denn es geht ja darum, die Landwirtschaft mehr zum Einkommen des gesamten Volkes zu nutzen.
    Dafür stellte die Ministerin sogar zehn Millionen Euro zusätzlich in Aussicht. Die Bundesregierung unterstützt vor allem eine technische Expertengruppe, die bis Ende des Jahres Vorschläge für die Landreform unterbreiten soll. Deutschland erwartet, dass die Ergebnisse auch umgesetzt werden. Dass etwas getan werden muss, das sehen die meisten Farmer inzwischen, auch dass sie viel Zeit verschlafen haben.

    Wir begreifen das jetzt, wie sehr das in Simbabwe ist, wir müssen etwas machen, um diese Bodenreform, dem Staat zu helfen, dass die mehr Boden und Land in die Hände kriegen können.

    Wie bei Ernst Ernie macht sich Einsicht breit. Initiativen schießen plötzlich wie Pilze aus dem Boden. Einzelbauern und Verbände sind bereit, schwarzen Landwirten auf ihrem Weg auf die eigene Scholle zu helfen.

    Wenn die Leute fähig und richtig unterstützt werden, egal von uns oder vom Staat aus, dann warum nicht? Es ist auch deren Recht, um Land und Boden zu besitzen. Deswegen ist es so wichtig, dass wir als der weiße Landwirtschaftsverein, dass wir unsere Mitarbeit geben. Wir nehmen das wirklich ernst, dass das nicht soweit geht wie in Simbabwe.

    Diese Haltung ist wohl auch ganz im Sinne von Heidemarie Wieczorek-Zeul, die in der ehemaligen Kolonie auf Versöhnungsmission unterwegs war. Verhaltensmaßregeln will sie Farmern aber nicht ans Herz legen.

    Da reagiert jeder auf seine Art und Weise. Es ist nicht an mir, da Empfehlungen zu geben. Unser Interesse ist, die rechtliche Sicherheit zu garantieren und die Rechtssicherheit, und darum sorgen wir uns genauso, was heißt sorgen, wir kümmern uns darum, so muss ich sagen.

    Junge Farmer wie Mike Kibble setzen darauf, dass dies keine leeren Worte sind. Deutschland als wichtigstes Geberland Namibias scheint ihm ein besonders wichtiger Garant. Kibble hat seine Leute immer gut behandelt, sagt er. Sie wohnen in anständigen Häusern mit Strom und Wasser. Er hat ihnen Jägerkurse und die Fahrschule bezahlt. Ihre Kinder werden zur Schule gebracht, und ihr Gehalt liegt deutlich über dem gesetzlichen Mindestlohn – außerdem bekommen sie täglich Milch und jede Woche vier Kilogramm Fleisch pro Person. Sie dürfen Gärten anlegen und ihre eigenen Kälber aus dem Bestand der Herde großziehen.

    Unsere Leute haben uns mal gesagt, sie merken, dass sie hier mehr Geld zur Verfügung haben als in der Stadt. Das ist ja wie eine Familie. Wenn wir nachts ein Feuer haben oder uns irgendwas passiert, sind wir ja auch oft auf die Hilfe von unseren Leuten angewiesen. Genauso sind sie auf unsere Hilfe angewiesen. Wenn es eine Verletzung gibt, müssen wir sie ins Krankenhaus fahren. Man ist aufeinander angewiesen, und man kann sich ja nicht in ein schlechtes Verhältnis mit seinen nächsten Nachbarn stellen. Man soll sich nie seine eigenen Nachbarn zum Feind machen, sage ich immer.

    Sonja und Mike Kibble hätten wohl auch kein Problem damit, ihren Angestellten Land abzugeben, also auch formell zu übereignen.

    Die Zeiten haben sich geändert, man muss flexibel sein heute, sagt Mike. - Vorerst haben sie alle größeren Investitionen zurückgestellt, wollen abwarten, bis das Wahljahr vorbei ist und der neue Präsident für Klarheit sorgt. Dass er eines Tages nicht mehr farmen könnte, das will Mike einfach nicht in den Kopf.

    Die Farm ist mein Brot und meine Butter, das ist meine Arbeit. Ich bin kein Akademiker, ich kann mich nicht noch mal auf die Schulbank setzen. Ich muss zwei Kinder großziehen und durch die Schule bringen. Ich brauche meine Farm, um weiterzumachen, Wenn sie mir die wegnehmen, was stelle ich dann in Windhuk an? Oder soll ich etwa nach Deutschland gehen – wenn ich Glück habe, kriege ich einen Putzjob da. Ich habe keinen College-Abschluss nichts – alles was ich habe ist meine Farm....