Große Pause auf dem Hof der Mittelschule in Scampía. Der viereckige Platz, eingefasst von Betonmauern, gleicht einem Gefängnis. Keine Bäume, keine Bänke. Trotzdem ist dieses unfreundliche Areal für viele Kinder in Scampía der einzige Ort, an dem sie herumrennen und spielen können. Die Wohnungen, in denen sie leben, sind zu eng, die Straßen zu gefährlich.
"Selbst wenn du nur über die Straße gehst, hast du Angst, in eine Sache zu geraten, mit der du nichts mit zu tun hast", sagt eine junge Lehrerin. Was sie meint? Eine Schießerei zwischen verfeindeten Clans, einen Überfall. Gewalt gehört zum Alltag der Schüler in Scampìa, in Secondigliano und anderen berüchtigten Camorravierteln.
Maria ist erst 12 Jahre alt, aber sie weiß bestens Bescheid über das, was in ihrer Straße passiert.
"Nachts laufen die schmutzige Geschäfte. Einbrüche in Geschäfte, Drogenhandel, und dann kommt es immer wieder zu Schießereien, all das quasi unter meinem Fenster."
Maria redet darüber, als handle es sich um die normalsten Dinge von der Welt. "Wer hier geboren ist, hat sich daran gewöhnt", meint die Lehrerin niedergeschlagen. Ein großes Problem für die Schule. Viele Heranwachsende haben keinerlei Unrechtsbewusstsein, etablieren das Recht des Stärkeren auch auf dem Schulhof. Antonio, 14 Jahre:
"Man erkennt leicht, wer Macht im Rücken hat, die mit der großen Klappe. Die haben eine bestimmte Art, mit den anderen umzugehen, die haben vor nichts und niemandem Angst. Dann weißt du, dass sie gedeckt werden von der Camorra. Und wenn du dich mit einem von denen anlegst, dann hast du gleich 20 andere am Hals."
Antonio macht bei einem Theaterprojekt mit, das Lehrer verschiedener Schulen in Neapel mit finanzieller Unterstützung durch das italienische Anti-Mafia-Netzwerk "Libera" organisieren.
Die Schüler schreiben und spielen Stücke, in denen sie ihre alltäglichen Erfahrungen mit recht und Unrecht zum Thema machen. In ihren Geschichten, wie dieser von einem jungen Straßenräuber, der bei einem Diebstahl erschossen wird, trennen sie die Figuren nicht eindeutig in gute und böse. Es gibt keine Helden mit makellos reiner Weste. Und auch keine Camorra-Mitglieder ohne menschliche Züge. Das ist nicht unbedingt politisch korrekt, aber nah am Leben, meint Tonino Palmese, der die Theatergruppe betreut:
"Die Camorristi hier sind arme Schlucker. Leute, die in einer Saison vom Winter bis zum Frühjahr zu Geld gekommen sind durch den Drogenhandel und die dann, wenn das Geld längst weg ist für die neue Einbauküche oder das Motorrad, dann wissen sie nicht mehr, was sie essen sollen."
Was dem Vater das Motorrad ist dem Sohn das Handy und die Lederjacke. Um sich teure Statussymbole leisten zu können, stellen sich schon Minderjährige in den Dienst der Camorra. Stehlen auf Bestellung, legen Brandsätze und machen all die kleinen Arbeiten, die am Anfang einer kriminellen Karriere in Neapel stehen. Die Eintrittskarte in die Welt der Camorra ist aber nach wie vor ein Mord. Die Killer werden immer jünger. Und die Angst vor ihnen immer größer.
"Wir müssen diese Angst überwinden", sagt Marco, mit 12 Jahren das jüngste Mitglied der Theatergruppe, "sonst haben wir kein Leben mehr".
"Selbst wenn du nur über die Straße gehst, hast du Angst, in eine Sache zu geraten, mit der du nichts mit zu tun hast", sagt eine junge Lehrerin. Was sie meint? Eine Schießerei zwischen verfeindeten Clans, einen Überfall. Gewalt gehört zum Alltag der Schüler in Scampìa, in Secondigliano und anderen berüchtigten Camorravierteln.
Maria ist erst 12 Jahre alt, aber sie weiß bestens Bescheid über das, was in ihrer Straße passiert.
"Nachts laufen die schmutzige Geschäfte. Einbrüche in Geschäfte, Drogenhandel, und dann kommt es immer wieder zu Schießereien, all das quasi unter meinem Fenster."
Maria redet darüber, als handle es sich um die normalsten Dinge von der Welt. "Wer hier geboren ist, hat sich daran gewöhnt", meint die Lehrerin niedergeschlagen. Ein großes Problem für die Schule. Viele Heranwachsende haben keinerlei Unrechtsbewusstsein, etablieren das Recht des Stärkeren auch auf dem Schulhof. Antonio, 14 Jahre:
"Man erkennt leicht, wer Macht im Rücken hat, die mit der großen Klappe. Die haben eine bestimmte Art, mit den anderen umzugehen, die haben vor nichts und niemandem Angst. Dann weißt du, dass sie gedeckt werden von der Camorra. Und wenn du dich mit einem von denen anlegst, dann hast du gleich 20 andere am Hals."
Antonio macht bei einem Theaterprojekt mit, das Lehrer verschiedener Schulen in Neapel mit finanzieller Unterstützung durch das italienische Anti-Mafia-Netzwerk "Libera" organisieren.
Die Schüler schreiben und spielen Stücke, in denen sie ihre alltäglichen Erfahrungen mit recht und Unrecht zum Thema machen. In ihren Geschichten, wie dieser von einem jungen Straßenräuber, der bei einem Diebstahl erschossen wird, trennen sie die Figuren nicht eindeutig in gute und böse. Es gibt keine Helden mit makellos reiner Weste. Und auch keine Camorra-Mitglieder ohne menschliche Züge. Das ist nicht unbedingt politisch korrekt, aber nah am Leben, meint Tonino Palmese, der die Theatergruppe betreut:
"Die Camorristi hier sind arme Schlucker. Leute, die in einer Saison vom Winter bis zum Frühjahr zu Geld gekommen sind durch den Drogenhandel und die dann, wenn das Geld längst weg ist für die neue Einbauküche oder das Motorrad, dann wissen sie nicht mehr, was sie essen sollen."
Was dem Vater das Motorrad ist dem Sohn das Handy und die Lederjacke. Um sich teure Statussymbole leisten zu können, stellen sich schon Minderjährige in den Dienst der Camorra. Stehlen auf Bestellung, legen Brandsätze und machen all die kleinen Arbeiten, die am Anfang einer kriminellen Karriere in Neapel stehen. Die Eintrittskarte in die Welt der Camorra ist aber nach wie vor ein Mord. Die Killer werden immer jünger. Und die Angst vor ihnen immer größer.
"Wir müssen diese Angst überwinden", sagt Marco, mit 12 Jahren das jüngste Mitglied der Theatergruppe, "sonst haben wir kein Leben mehr".