Archiv


Die Arbeit der Spechte im Frühjahr

Wenn man jetzt durch den Wald geht, hört man es bestimmt irgendwann: ein gleichmäßiges schnelles Hämmern: Das Trommeln eines Spechtes. Will man dem kleinen Zimmermann zuschauen, braucht man schon etwas mehr Glück: Meist bekommt man dann einen Buntspecht zu sehen. Doch in Deutschland gibt es noch einige andere Spechtarten: Britta Freith war in Schleswig-Holstein und Hamburg auf Spurensuche.

Von Britta Freith |
    Dieses Geräusch ist typisch für einen mitteleuropäischen Frühlingswald: Hier ist ein Buntspecht kräftig bei der Arbeit. Allerdings ist er nicht dabei eine Höhle zu bauen, sondern er schickt sozusagen seine Bewerbung ab: Dieses Buntspechtmännchen ist auf der Suche nach einem Weibchen, sagt Alfred Ortmann vom Naturschutzbund NABU in Bad Segeberg.

    Also, das Bauen der Höhle geht nicht geräuschlos vonstatten. Das hört man auch. Aber dieses weit durch den Wald schallende Trommeln der Spechte, das ist eine Form von Gesang mittels Musikinstrument Baum. Dazu sucht so ein Specht sich einen Baum oder Ast aus, der diese Schläge, die er dem Holz versetzt, auch weithin schallen lassen, also ein gespaltener, getrockneter Ast zum Beispiel ist ein idealer Resonanzboden.

    Im jetzt noch blattlosen Wald kann man die trommelnden Spechte noch relativ leicht entdecken. Fünf verschiedene Arten gibt es in Norddeutschland: Drei davon sehen sich relativ ähnlich erklärt Sven Baumung vom NABU in Hamburg-Bergedorf:

    Man nennt es ja auch großer Buntspecht, Mittelspecht ist eben mittelgroß und dann kommt der Kleinspecht. Das ist ein ganz, ganz kleiner, niedlicher Specht, den erkennt man schon an der Größe, und dann hat der keine weißen Flügelfelder wie der Buntspecht, und sonst sieht er eben auch schwarzweiß, mit ein bisschen rot, so kann man den erkennen. Das sind eben die bunten Spechte, die drei: Buntspecht, Mittelspecht, Kleinspecht.

    Neben diesen drei Arten kommen in den nördlichen Bundesländern noch der krähengroße Schwarzspecht und der etwas kleinere Grünspecht vor. Beide haben wie ihre Verwandten eine rote Kappe, ansonsten sind sie schwarz beziehungsweise grün gefärbt. Wenn man die verschiedenen Spechte entdecken will, ist es gut, wenn man weiß wo man suchen muss. So bevorzugen sie alle unterschiedliche Bäume.

    Hier sieht man eine sehr schöne alte Eiche, die ist ganz wichtig für den Mittelspecht. Der liebt eben rauborkige alte Bäume, wie Eichen oder auch Eschen und sehr gerne hat er eben auch einen hohen Totholz-, Altholzanteil in den Wäldern.

    Typisch für den Mittelspecht ist übrigens, dass er gar nicht trommelt. Ihn erkennt man an einem ganz charakteristischen Quäken. Der Grünspecht trommelt zwar, aber noch lieber setzt er seine Stimme ein - sein Ruf klingt ein wenig wie Gelächter.

    Ein Grünspecht mag mehr parkartiges Gelände. Der Grünspecht ist in Schleswig-Holstein nicht so häufig, weil es wenige von diesen Strukturen gibt. In Hamburg ist er fast häufiger, wir haben viele alte Villengegenden in der Stadt. Der Schwarzspecht der liebt auch reich strukturierte Wälder, aber das müssen vor allen Dingen alte Wälder sein, alte Buchen, und auch Nadelhölzer. Weil der sehr spezialisiert ist auch auf Ameisen.

    Und das ist ein weiterer Hinweis, wenn man einen Specht sehen will: Die Vögel halten sich nicht nur in den Bäumen auf: Genau wie der Schwarzspecht geht auch der Grünspecht gerne auf Jagd nach Ameisen. Auch die bunten Spechte sind oft am Boden unterwegs, haben Sven Baumung und Alfred Ortmann festgestellt.

    Kann sogar sein, dass er unten an irgend so einem alten Stubben sitzt: Die haben ja auch sogenannte Spechtschmieden, wo sie dann zum Beispiel einen Tannenzapfen oder eine Nuss reinlegen, um den bearbeiten zu können. Da hämmern sie drauf rum, um eben bei den Zapfen die Samen raus zu holen oder die Nuss zu öffnen. Das ist Totholz, aber sie sehen hier, wenn sie hier mal schauen, Löcher, von Käfern, wo eine Larve dann rauskommt. Und danach suchen die Spechte. Und dann hört sich das so an: Klopf, Klopf, Klopf.

    Und noch ein anderes unregelmäßigeres Hämmern ist zur Zeit im Wald zu hören: Dann baut ein Spechtpaar eine Höhle - meistens wenigstens, so Alfred Ortmann.

    Manchmal ist ein Weibchen mit einer Höhle zufrieden, die schon vorhanden ist. Die wird dann auch besetzt. Aber oftmals zimmert das Männchen eine neue Höhle und das Weibchen bezieht diese Höhle aber zimmert auch noch daran rum. Und auch das ist ein Unterscheidungsmerkmal: Die Form des Einflugloches und die Lage der Höhle, sagt Nabu-Experte Baumung

    Der Schwarzspecht macht ja eine ganz eigene Form, das ist mehr so oval im Gegensatz zu den anderen, die machen alle runde Löcher. Ein Grünspecht muss ein größeres Loch haben als ein Buntspecht. Und ein Mittelspecht, den habe ich häufiger schon mal gesehen, dass der nicht direkt am Stamm das Loch gebaut hat, sondern an einer Abzweigung, und viel größer als beim Buntspecht.

    Die Höhlen der Spechte sind begehrt bei Nachfolgemietern: Tiere, die nicht selbst zimmern können, nutzen sie gern als Wohnung: verschiedene Meisenarten oder auch der Siebenschläfer mögen die Höhlen der kleineren Spechte; in eine Schwarzspechthöhle ziehen zum Beispiele Hohltaube oder Raufußkauz ein. Und wenn die wieder draußen sind, wird die Behausung oft noch ein drittes Mal genutzt: Von Fledermäusen nämlich.