Sushma Seth vom Miami Workers Center hat die Last-Minute-Aktion in Miamis Schwarzenviertel Liberty City organisiert.
Wir sind hier, weil unser Bezirk 2000 auf die übelste Weise Geschichte gemacht hat. Wir haben eine Attacke erlebt, jede dritte schwarze Stimme wurde nicht gezählt
Wir sind hier, weil wir das nicht hinnehmen. Die Wut ist längst nicht verraucht in Liberty City über die gestohlene Wahl, wie Rosalie Wylie sagt. Unsere Vorfahren haben so hart für unser Wahlrecht gekämpft, sagt sie. Sie haben ihr Leben dafür gegeben. Wir müssen sicherstellen, dass uns das bleibt.
Und Wut über die Konsequenzen des zweifelhaften Wahlausgangs. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Situation speziell der afro-amerikanischen Minderheit dramatisch verschlechtert, sagt Roderick Harrison vom Joint Center for Political and Economic Studies, einer Organisation schwarzer Intellektueller, die sich unter anderem mit wirtschafts- und sozialpolitischer Forschung befasst.
Afroamerikaner mussten in dieser Periode wirtschaftlicher Stagnation nachweislich häufiger den Verlust ihres Jobs hinnehmen. Das hat sich bisher noch nicht voll in der Armutsstatistik niedergeschlagen. Aber ganz eindeutig sind sie die Gruppe, die am meisten unter der konjunkturellen Talfahrt zu leiden hatten
Tyrone ist einer davon. Der Computerspezialist aus Washington, D.C. ist seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Job. Erfolglos. Seine letzten Stellen waren alle an ein bestimmtes Projekt gebunden und damit zeitlich befristet. Man macht sich selbst überflüssig, sagt er bitter. Es ist schwer, regelmäßig seine Rechnungen zu bezahlen und man bekommt auch keine Zusatzleistungen
D.h. vor allem keine Krankenversicherung. Inzwischen bekommt Tyrone auch keine Arbeitslosenunterstützung mehr. Um Geld zu sparen, ist er bei seiner Mutter eingezogen, und er verhandelt mit seinen Gläubigern um Stundung der offenen Rechnungen - in der Hoffnung, dass sich doch noch ein neuer Job findet. Nicht einfach für einen Menschen mit seiner Hautfarbe, sagt Roderick Harrison
Es gibt eindeutige Beweise, dass Diskriminierung nach wie vor ein Problem ist. Für Schwarze ist die Gefahr, keinen Job zu finden, doppelt so groß wie für Weiße. Das gilt auch für Schwarze mit Collegeabschluss. Und es gibt immer noch Einkommenunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen, egal welche Ausbildung sie haben.
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Armen in den USA kontinuierlich gewachsen. Seit dem Amtsantritt von George W. Bush sind über 4 Millionen Menschen neu unter die Armutsgrenze gefallen, d.h. sie verdienen nicht mal 19.000 Dollar im Jahr für eine vierköpfige Familie. Betroffen sind alle Bevölkerungsgruppen quer durch das ganze Land, aber auch in dieser traurigen Statistik steht die afroamerikanische Minderheit an der Spitze.
Hier gibt es eine Menge Familien, die in Sozialwohnungen leben und trotzdem eine Schwester oder einen Bruder aufnehmen, um sie von der Strasse zu bekommen. Das ist eigentlich verboten, aber sie tun alles, damit ihre Familie nicht obdachlos werden
Rosalie Wylie lebt selbst mit ihrer Schwester zusammen. Ihr geht es vergleichsweise gut, sagt sie. Sie hat ein regelmäßiges Einkommen, von dem sie Miete und Nebenkosten bezahlen kann, und sie bekommt sog. Food Stamps, Lebensmittelmarken als Unterstützung vom Staat. Es ist hart, aber man überlebt. Weil man Nachbarn hat, die teilen, wenn man ein Stück Fleisch braucht oder ein Stück Brot
Seit dem Jahr 2000 haben sich die sozialen Gräben zwischen der weißen Bevölkerungmehrheit und allen Minderheiten in den USA vertieft. Einer neuen Studie zufolge hatte im vergangenen Jahr jeder dritte schwarze Haushalt überhaupt keinen wertvollen Besitz wie etwa ein Auto, ein Haus, Aktien oder andere Ersparnisse. Roderick Harrison
Afroamerikaner und Latinos haben an Wohlstand verloren, Weiße haben gewonnen. Und das hat die ohnehin schon großen Wohlstandsunterschiede noch verschärft
In Liberty City gibt es viele solcher Haushalte mit einem Nettowert von Null, wie die Wissenschaftler das nennen. Dem Viertel sieht man die Armut an. Viele der farbenfroh gestrichenen Häuser sind in so miesem Zustand, dass die Bewohner in Mietstreik treten müssen, um die Vermieter zu dringend nötigen Reparaturen zu zwingen. Und auf den Strassen gibt es unzählige Obdachlose. Sie schlafen überall, erzählen Rosalie Wylie und ihre Freundin Yvonne, in Pappkartons, an Bushaltestellen, in verlassenen Häusern – überall.
Die Chancen, dass die schwarze Bevölkerungsminderheit die Wohlstandslücke in naher Zukunft schließen oder auch nur verkleinern könnte, stehen nicht gut. Zum einen haben die Kinder von armen Familien dank der ständig steigenden Studiengebühren deutlich schlechtere Aussichten auf eine gute Ausbildung, die ein besseres Einkommen garantieren würde. Zum anderen wäre auch ein kräftiger Wirtschaftsaufschwung wie er in den 90ern die Armutsquote extrem nach unten gedrückt hat, allein nicht hilfreich, so Roderick Harrison
In einem Aufschwung, der noetig wäre, damit die Armen Wohlstand ansammeln könnten, fahren Leute, die bereits Besitz haben, noch besser. D.h. zumindest zu Beginn des Aufschwungs wird die Wohlstandlücke erstmal noch größer
Und das für mindestens eine oder zwei Generationen. Rosalie Wylie sagt es einfacher: Wir brauchen Hilfe. Und wenn wir sie nicht kriegen, dann tun viele von uns vielleicht etwas Illegales. Alles, um zu überleben
Aber selbst die Aussichten auf mehr staatliche Hilfe sind nicht besonders gut, ganz egal, ob am 2. November George W. Bush wieder ins weiße Haus gewählt wird oder ob er von John Kerry abgelöst wird. Republikaner wie Demokraten halten nicht allzu viel von Hilfsprogrammen für Arme, beklagt Roderick Harrison
Seit den 60er Jahren sind wir genau in die andere Richtung marschiert. In der Annahme, dass unser Land genügend Aufstiegschancen bietet, dass Arme deshalb selbst Schuld sind an ihrem Schicksal und dass die Gesellschaft nicht verpflichtet ist, ihnen da rauszuhelfen.
Wir sind hier, weil unser Bezirk 2000 auf die übelste Weise Geschichte gemacht hat. Wir haben eine Attacke erlebt, jede dritte schwarze Stimme wurde nicht gezählt
Wir sind hier, weil wir das nicht hinnehmen. Die Wut ist längst nicht verraucht in Liberty City über die gestohlene Wahl, wie Rosalie Wylie sagt. Unsere Vorfahren haben so hart für unser Wahlrecht gekämpft, sagt sie. Sie haben ihr Leben dafür gegeben. Wir müssen sicherstellen, dass uns das bleibt.
Und Wut über die Konsequenzen des zweifelhaften Wahlausgangs. In den vergangenen vier Jahren hat sich die Situation speziell der afro-amerikanischen Minderheit dramatisch verschlechtert, sagt Roderick Harrison vom Joint Center for Political and Economic Studies, einer Organisation schwarzer Intellektueller, die sich unter anderem mit wirtschafts- und sozialpolitischer Forschung befasst.
Afroamerikaner mussten in dieser Periode wirtschaftlicher Stagnation nachweislich häufiger den Verlust ihres Jobs hinnehmen. Das hat sich bisher noch nicht voll in der Armutsstatistik niedergeschlagen. Aber ganz eindeutig sind sie die Gruppe, die am meisten unter der konjunkturellen Talfahrt zu leiden hatten
Tyrone ist einer davon. Der Computerspezialist aus Washington, D.C. ist seit Monaten auf der Suche nach einem neuen Job. Erfolglos. Seine letzten Stellen waren alle an ein bestimmtes Projekt gebunden und damit zeitlich befristet. Man macht sich selbst überflüssig, sagt er bitter. Es ist schwer, regelmäßig seine Rechnungen zu bezahlen und man bekommt auch keine Zusatzleistungen
D.h. vor allem keine Krankenversicherung. Inzwischen bekommt Tyrone auch keine Arbeitslosenunterstützung mehr. Um Geld zu sparen, ist er bei seiner Mutter eingezogen, und er verhandelt mit seinen Gläubigern um Stundung der offenen Rechnungen - in der Hoffnung, dass sich doch noch ein neuer Job findet. Nicht einfach für einen Menschen mit seiner Hautfarbe, sagt Roderick Harrison
Es gibt eindeutige Beweise, dass Diskriminierung nach wie vor ein Problem ist. Für Schwarze ist die Gefahr, keinen Job zu finden, doppelt so groß wie für Weiße. Das gilt auch für Schwarze mit Collegeabschluss. Und es gibt immer noch Einkommenunterschiede zwischen Schwarzen und Weißen, egal welche Ausbildung sie haben.
In den vergangenen drei Jahren ist die Zahl der Armen in den USA kontinuierlich gewachsen. Seit dem Amtsantritt von George W. Bush sind über 4 Millionen Menschen neu unter die Armutsgrenze gefallen, d.h. sie verdienen nicht mal 19.000 Dollar im Jahr für eine vierköpfige Familie. Betroffen sind alle Bevölkerungsgruppen quer durch das ganze Land, aber auch in dieser traurigen Statistik steht die afroamerikanische Minderheit an der Spitze.
Hier gibt es eine Menge Familien, die in Sozialwohnungen leben und trotzdem eine Schwester oder einen Bruder aufnehmen, um sie von der Strasse zu bekommen. Das ist eigentlich verboten, aber sie tun alles, damit ihre Familie nicht obdachlos werden
Rosalie Wylie lebt selbst mit ihrer Schwester zusammen. Ihr geht es vergleichsweise gut, sagt sie. Sie hat ein regelmäßiges Einkommen, von dem sie Miete und Nebenkosten bezahlen kann, und sie bekommt sog. Food Stamps, Lebensmittelmarken als Unterstützung vom Staat. Es ist hart, aber man überlebt. Weil man Nachbarn hat, die teilen, wenn man ein Stück Fleisch braucht oder ein Stück Brot
Seit dem Jahr 2000 haben sich die sozialen Gräben zwischen der weißen Bevölkerungmehrheit und allen Minderheiten in den USA vertieft. Einer neuen Studie zufolge hatte im vergangenen Jahr jeder dritte schwarze Haushalt überhaupt keinen wertvollen Besitz wie etwa ein Auto, ein Haus, Aktien oder andere Ersparnisse. Roderick Harrison
Afroamerikaner und Latinos haben an Wohlstand verloren, Weiße haben gewonnen. Und das hat die ohnehin schon großen Wohlstandsunterschiede noch verschärft
In Liberty City gibt es viele solcher Haushalte mit einem Nettowert von Null, wie die Wissenschaftler das nennen. Dem Viertel sieht man die Armut an. Viele der farbenfroh gestrichenen Häuser sind in so miesem Zustand, dass die Bewohner in Mietstreik treten müssen, um die Vermieter zu dringend nötigen Reparaturen zu zwingen. Und auf den Strassen gibt es unzählige Obdachlose. Sie schlafen überall, erzählen Rosalie Wylie und ihre Freundin Yvonne, in Pappkartons, an Bushaltestellen, in verlassenen Häusern – überall.
Die Chancen, dass die schwarze Bevölkerungsminderheit die Wohlstandslücke in naher Zukunft schließen oder auch nur verkleinern könnte, stehen nicht gut. Zum einen haben die Kinder von armen Familien dank der ständig steigenden Studiengebühren deutlich schlechtere Aussichten auf eine gute Ausbildung, die ein besseres Einkommen garantieren würde. Zum anderen wäre auch ein kräftiger Wirtschaftsaufschwung wie er in den 90ern die Armutsquote extrem nach unten gedrückt hat, allein nicht hilfreich, so Roderick Harrison
In einem Aufschwung, der noetig wäre, damit die Armen Wohlstand ansammeln könnten, fahren Leute, die bereits Besitz haben, noch besser. D.h. zumindest zu Beginn des Aufschwungs wird die Wohlstandlücke erstmal noch größer
Und das für mindestens eine oder zwei Generationen. Rosalie Wylie sagt es einfacher: Wir brauchen Hilfe. Und wenn wir sie nicht kriegen, dann tun viele von uns vielleicht etwas Illegales. Alles, um zu überleben
Aber selbst die Aussichten auf mehr staatliche Hilfe sind nicht besonders gut, ganz egal, ob am 2. November George W. Bush wieder ins weiße Haus gewählt wird oder ob er von John Kerry abgelöst wird. Republikaner wie Demokraten halten nicht allzu viel von Hilfsprogrammen für Arme, beklagt Roderick Harrison
Seit den 60er Jahren sind wir genau in die andere Richtung marschiert. In der Annahme, dass unser Land genügend Aufstiegschancen bietet, dass Arme deshalb selbst Schuld sind an ihrem Schicksal und dass die Gesellschaft nicht verpflichtet ist, ihnen da rauszuhelfen.