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Die Ausländer-Elite

Mit einem Stipendienprogramm versucht der Deutsche Akademische Austauschdienst Studenten mit besonders guten Deutschkenntnissen ins Land zu holen - etwa Absolventen Deutscher Auslandsschulen. Jetzt soll die Zahl der Elite-Stipendiaten von rund 60 auf 120 verdoppelt werden, denn die Erfahrungen sind überaus positiv.

Von Jens P. Rosbach | 12.11.2007
    Berlin-Mitte, im Vier-Sterne-Hotel Maritim pro Arte. Ein opulentes Buffet, Weinflaschen, Kerzen und Kellner mit weißer Uniform und goldenen Schulterstücken. An großen runden Tischen: rund 200 ausländische Studenten. Sie tragen dunkle Anzüge, schicke Abendkleider - und sprechen alle perfekt deutsch. Wie der Türke Burak Altintas.

    "Einige Freunde von mir nennen mich eingedeutscht, weil ich in der deutschen Kultur seit sehr langer Zeit exponiert bin. Ich würde mich eher einen Türken mit eine globalen Perspektive nennen."

    Altintas ist 23 Jahre alt und studiert Medizin in Heidelberg. Aufgewachsen ist er in Istanbul, wo er eine Deutsche Auslandschule besuchte.

    "Meine Schule war sehr berühmt wegen der guten Erziehung und Ausbildung. Und besonders wegen dieser internationalen Ebene habe ich sehr früh gelernt, wie man tolerant sein sollte. Und meine Schule war und ist immer noch eine der besten Schulen in der Türkei, also ich war da akademisch und in allen anderen Sachen gut abgedeckt. "

    Der türkische Jugendliche gehört zu den Besten der Besten: Er bestand die harte Aufnahmeprüfung der Deutschen Auslandschule, er machte dort ein ausgezeichnetes Abitur - und er wurde vor vier Jahren in ein DAAD-Programm aufgenommen, das seine Medizinerausbildung in Deutschland finanziert.

    "Wenn man das gesamte Studentenprofil unter den anderen Stipendiaten dieses Programms anschaut, da kann man sich schon unter der Elite, sogar unter der doppelten oder sogar Dreifach-Elite bezeichnen. Aber die Elite an sich, denke ich, macht eher weniger aus, sondern einfach der Versuch von jedem einzelnen, sich selbst zu entwickeln macht was aus. "

    Der DAAD fördert seit sechs Jahren rund 250 Top-Studenten, die in ihren Heimatländern eine deutsche Schulausbildung genossen haben. Sie stammen aus Mittel- und Osteuropa, aus Lateinamerika, Ägypten, der Türkei, China, Japan und den USA. Annette Julius, die zuständige Abteilungsleiterin im DAAD, betrachtet ihre Stipendiaten als besondere Bereicherung für die hiesigen Hochschulen.

    "An deutschen Hochschulen haben wir inzwischen zehn Prozent ausländische Studierende und es gibt nicht viele unter ihnen, die so gut vorbereitet sind auf ein Studium hier, die so gute Deutschkenntnisse mitbringen und die auch so gut geeignet sind, die Internationalität an unsere Hochschulen zu bringen, die wir uns erhoffen vom Ausländerstudium. "

    Die Stipendiaten erhalten fünf bis sechs Jahre lang 650 Euro pro Monat plus Versicherungskosten, Miet- und Fahrtkostenzuschuss. Die 20jährige Cai Yin, eine chinesische Biologie-Studentin aus Heidelberg, ist begeistert von der Förderung.

    "Diese Stipendium von DAAD ist sehr sehr gut für uns, dass wir dann ohne zu jobben, ohne Geldproblem studieren können und außerdem, wenn wir dann Zeit übrig haben, können wir dann auch ruhig die Kultur, und die Landschaft in Deutschland und in Europa kennen lernen."

    Der DAAD - und sein Hauptsponsor, die Bundesregierung - wollen das Programm für die Elite-Absolventen deutscher Auslandschulen ausbauen. Die Zahl der Neuaufnahmen pro Jahr soll verdoppelt werden - von rund 60 auf 120. Die Erfahrungen seien überaus positiv, betont DAAD-Verantwortliche Annette Julius. Die ersten 13 Absolventen des Programms machten bereits Karriere: Sie hätten in Deutschland einen Top-Job bekommen, seien in einem Drittland in der Forschung gelandet oder in ihr Heimatland zurück gekehrt.

    "Eigentlich ist die Erwartung, die wir im Rahmen der Auswärtigen Kultur- und Bildungspolitik in die Leute setzen, dass sie uns verbunden bleiben. Und zwar egal, ob sie jetzt hier bleiben oder in ihre Heimatländer zurück gehen und vielleicht sogar spielen sie eine viel wichtigere Rolle, wenn sie in die Heimatländer zurück gehen, für uns dann Partner und Kooperationsfiguren sind in Wissenschaft, aber auch in Politik, in der Wirtschaft oder auch in der Kultur: Leute, die Brücken bauen, in ihre Länder zurück. "