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Die Bedeutung des Bibers für den Umweltschutz

Was den Naturschützer freut, ärgert mitunter Bauern und Teichwirte: Der Biber ist wieder da. Nachdem er in Deutschland fast überall ausgerottet war, konnte sich der Bestand durch gezielte Wiederansiedelung erholen. In Bayern führte der Bund Naturschutz in den 70er und 80er Jahren schwedische Biber ein.

Von Susanne Roßbach |
    Mittlerweile leben in Bayern an die 6000 Tiere. Doch mit dem wachsenden Biberbestand nehmen auch die Schäden zu, die der große Nager verursacht. Unter den Betroffenen macht sich Unmut breit. Um die Akzeptanz für den Biber zu verbessern, begannen Naturschützer Ende der 90er Jahre im Rahmen eines EU-Projektes ein professionelles Bibermanagement zu etablieren. Grundidee war, dass im Schadensfall direkt kompetente Ansprechpartner vor Ort gemeinsam mit den Betroffenen eine Lösung erarbeiten und auch die Mittel zur Umsetzung dieser Lösung zur Verfügung stehen.

    In extra entwickelten Seminaren wurden Landwirte, Jäger, Förster und Behördenmitarbeiter zu Biberberatern ausgebildet. Die Biberberatung ist mittlerweile bayernweit etabliert. Thomas Stahl ist Biberberater für den Landkreis Bamberg in Oberfranken.

    Die größten Probleme sind mit der Teichwirtschaft: Durchgraben der Dämme, das praktisch Weiher, Teiche ausgelassen werden und dann die Fische auf dem Trockenen sind. Oder aber in Bereichen, wo der Biber an landwirtschaftl. genutzten Flächen - also trockenen Flächen, Felder, Wiesen - so die Ufer untergräbt, dass die Maschinen einbrechen oder Feldfrüchte unter Wasser gesetzt werden. Dann gibt es noch Probleme bei technischen Anlagen, wo also Kläranlagen, Durchlässe, Brücken, zugebaut, "verklaust" werden und dadurch die Funktion nicht mehr gewährleistet ist.

    Dazu kamen Beschwerden über Fraßschäden an Gehölzen und Feldfrüchten. In jedem Einzelfall müssen Biberberater, Naturschutzbehörden und Betroffene zu einer individuellen Lösung kommen.

    Wichtig ist zu versuchen, die Konflikte zu bewältigen. Schau´n, dass man eventuell Streifen ausweist über verschiedene Förderprogramme, dass man also solche Uferrandstreifen liegen lässt, wo der Biber selbständig arbeiten kann, ohne Schaden anzurichten. Weil so was - Flächenankauf oder Pacht, Ausgleichszahlung für Flächen - ist oftmals billiger als immer wieder verschiedene Löcher zuzustopfen. Oder man kann durch entsprechende Baumaßnahmen, so Umleitungsrohre oder Metallzäune in die Dämme einarbeiten, wo der Biber dann die Dämme nicht mehr durchgraben kann.

    Bei Biberschäden besteht kein Anspruch auf staatliche Entschädigung. Ein seit Jahren von Betroffenen geforderter staatlicher Schadensfond ist bisher nicht eingerichtet. Für Einzelfälle gibt es ein freiwilliges Agreement zwischen der Staatsregierung und dem Bund Naturschutz, doch diese Mittel sind begrenzt. Oft bleibt keine andere Wahl, als den sogenannten "Problembiber" wegzufangen. So zum Beispiel im Landkreis Bayreuth. Dort und im angrenzenden Landkreis Tirschenreuth sind die Teichwirte nicht gut auf den Biber zu sprechen. Ralf-Dieter Freude, Naturschutzreferent der Unteren Naturschutzbehörde, versucht zu vermitteln.

    Größere Probleme sind zum Beispiel, wenn er im Winter in einer Teichhalterung drin ist, d.h. in einem Teich, in dem die Fische für das nächste Jahr gehalten werden. Die Fische sind in einer Winterruhe. Wenn der Biber durchschwimmt, dann werden die aufgejagt, brauchen Sauerstoff, wenn Eis drauf ist, haben sie keinen Sauerstoff und ersticken. Wenn so was festgestellt wird, dann muss der Biber weggefangen werden.

    Über 700 Tiere haben bereits in Rumänien, Ungarn, Bulgarien oder Serbien eine neue Heimat gefunden. Doch dies kann langfristig keine Lösung sein, meint Ralf-Dieter Freude.

    In Zukunft wird dem Biber-Management eine weitaus größere Bedeutung zugesprochen werden müssen. Wir müssen uns Gedanken machen: Wo kann er sein? Wo sind die Lebensräume geeignet? Sicherlich werden wir daran arbeiten, dass wir den Biber nicht überall haben können, in jedem Gewässer. Denn wenn Kläranlagen nicht mehr auslaufen, dann haben wir auch ein echtes Problem. Da wird man ihm auf die Sprünge helfen müssen, dass er dort wieder rauskommt. Wie das geschieht, dass wird die Zukunft zeigen. Es ist nicht ausgeschlossen, dass wir uns auch über gezielte Abschüsse durch legitimierte Personen Gedanken machen müssen.