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Die Bedeutung von Nachbarschaft heute

Sie sind keine Freunde und gehören nicht zur Familie. Und dennoch können sie uns den Alltag erleichtern oder das Leben bis zur Unerträglichkeit vermiesen: unsere Nachbarn.

Von Michael Roehl und Andreas Stopp (Moderation) |
    Ob Nothilfe in Krisenzeiten oder kurzfristige Kinderbetreuung heutzutage, in der Nachbarschaft kann man schnelle Unterstützung oder auch ein freundliches Wort finden. Ob in der Großstadt oder auf dem Land, gute Nachbarschaften bieten Heimatgefühl und lehren Toleranz. Für manche werden zufällige Nachbarn sogar zu Freunden oder zur Wahlfamilie, die das eigene Leben bunter und glücklicher machen.

    Trotzdem gab schon Schiller im Wilhelm Tell zu bedenken: "Es kann der Frömmste nicht im Frieden bleiben, wenn es dem bösen Nachbarn nicht gefällt." Denn der Spagat aus Nähe und Distanz, aus Toleranz und Eigensinn gelingt längst nicht in jeder Nachbarschaft und nicht zu allen Zeiten. Der Blick in die Geschichte zeigt, dass Nachbarn sich mitunter gegenseitig bespitzeln, verraten und dem Unrecht ausliefern können. Wie im Kleinen so im Großen: Auch die Nachbarschaft zwischen Völkern und Staaten kann nur dann funktionieren kann, wenn diese Beziehungen im gegenseitigen Einvernehmen und vorurteilsfrei gepflegt werden.

    Doch welche Bedeutung hat die Nachbarschaft heute noch? Heute, wo viele Menschen ständig umziehen, ihre Nachbarn kaum noch wahrnehmen und auch jene Freiheit zu schätzen wissen, sich nicht damit auseinandersetzen zu müssen, "was die Nachbarn denken". Und wo man selbst dann nicht mehr auf gute Nachbarschaft angewiesen ist, wenn Milch, Butter und Eier im eigenen Kühlschrank fehlen, denn die gibt es ja auch rund um die Uhr "an der Tanke".

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    Historikerin und Direktorin des Instituts für Didaktik der Geschichte an der
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    Stadtsoziologin und Direktorin des Instituts für Sozialwissenschaften an der Humboldt-Universität zu Berlin

    Christian Spoerhase
    Quartiersmanager im Stadtteil Gallus in Frankfurt

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    Bewohner auf dem Aegidienhof in Lübeck