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Die Beziehungen zu Karpow "sind auf ein Minimum beschränkt"

25.Oktober 1988: Garry Kasparow in der "Langen Schach-Nacht" im DLF.

    25. Oktober 1988: In der langen Schachnacht im Deutschlandfunk tritt der in Aserbaidschan geborene Schachweltmeister Garri Kasparow an, der 1985 mit 22 Jahren jüngster Titelträger aller Zeiten wurde. In der Sendung spielt er gleichzeitig gegen acht Gegner, gegen zwei davon simultan und blind – moderiert vom deutschen Schach-Großmeister Helmut Pfleger.

    Helmut Pfleger: Die Mehrheit der Hörer hat H sieben, H sechs gespielt und den Läufer auf G fünf angegriffen, und Garri Kasparow hat seinen angegriffenen Läufer von Gustav fünf nach Friedrich vier zurückgezogen ...

    Garri, hat sich eigentlich viel für Dich verändert, seitdem Du die Weltmeisterschaft gewonnen hast?

    Kasparow: Das ist natürlich ein wahnsinnig großer Unterschied, nur ein gewöhnlicher Großmeister gewesen zu sein und jetzt auf einmal Weltmeister zu sein.

    Pfleger: Garri, Du hast ja jetzt schon weit mehr als 100 Partien mit Karpow, Deinem Erzrivalen, gespielt, vier Weltmeisterschaftskämpfe inzwischen. Was war Dein schwerster Weltmeisterschaftskampf? Ich kann mir vorstellen, der erste, in dem Du lange am Rand des Abgrund standest.

    Kasparow: Jede Begegnung, jeder Wettkampf war natürlich schwer, aber das unangenehmste Treffen, das war sicherlich das erste. Aber unter dem Strich gerechnet war natürlich die letzte Begegnung, die entscheidende Begegnung, wohl die schwerste.

    Pfleger: Damit spielt er an auf das Match in Sevilla, wo er also mit Müh und Not in der allerletzten Partie gewonnen hat. Garry, wie ist jetzt Dein Verhältnis zu Karpow?

    Kasparow: Also diese Beziehungen, die sind auf ein Minimum beschränkt, eben gerade was meine Schach-Profession angeht.

    Sendezeichen aus 50 Jahren DLF
    50 Jahre Deutschlandfunk