Die Bilder der ermordeten Frauen von Ciudad Juárez gehören in den mexikanischen Nachrichten längst zur Normalität. Kaum noch jemand hofft auf Hilfe durch die Polizei, angesichts eines durch und durch korrupten Staatsapparates.
Comic "Luchadoras":
"- "Das ist schon die zweite diese Woche."
- "Jepp."
- "Andererseits, wenn man sich anzieht wie eine Nutte, muss man sich ja nicht wundern."
- "In so einem Fummel käme meine Frau gar nicht erst aus dem Haus.""
Anders als im mexikanischen Fernsehen sieht man in Peggy Adams Comic "Luchadoras" die Gesichter der ermordeten Frauen nicht, und nur Teile der Körper. Die Bilder der französischen Zeichnerin sind fast naiv und in harten schwarz-weiß-Kontrasten gehalten. Das macht das Grauen allerdings kaum erträglicher.
Comic "Luchadoras":
"- "Man hat ihr die Finger und die Arme zerschnitten, und das Handgelenk gebrochen. Wie konnte er nur so etwas tun?"
- "Wer?"
- "Na ihr Mann! Nicht irgendein Perverser, der Mann, der sie liebte, hat sie umgebracht!""
Peggy Adam sieht die Frauenmorde von Ciudad Juárez nicht als gesondertes Phänomen, sondern stellt sie in Zusammenhang mit der alltäglichen männlichen Gewalt. Die Hauptfigur der Geschichte heißt Alma, sie will sich von ihrem Freund trennen, der Mitglied einer Gang ist und Alma mit Gewalt und Drohungen an sich bindet. Peggy Adam hat erstmals in einer Broschüre von Amnesty International über die Hunderte von Frauenmorden gelesen:
"Ich dachte erst, sie hätten sich in der Zahl geirrt, aus Versehen eine Null zu viel drangehängt – ich konnte nicht glauben, dass dort so viele Frauen verschwinden."
Dann hat Adam angefangen zu recherchieren, Bücher und Presseberichte gelesen, sich Dokumentarfilme angeschaut – und festgestellt, dass niemand mehr sagen kann, ob es sich noch um eine Mordserie oder um einen mörderischen Alltag handelt. Sie hat sich schließlich entschieden, eine erfundene Geschichte zu erzählen:
"Eigentlich wollte ich nach Ciudad Juárez reisen. Aber ich sehe selbst aus wie eine Mexikanerin und hatte ganz einfach Angst, ein Mordopfer zu werden. Die Reise wäre auch schlicht zu teuer gewesen. Außerdem gibt es schon so viele Dokumentationen über das Thema, und die sind ohnehin viel tief gehender als alles, was ich zustande gebracht hätte."
Luchadores sind die mexikanischen Wrestler, die mit Masken auftreten. Mit ihnen vergleicht Peggy Adam im Titel "Luchadoras" ihre Protagonistinnen, die mit harten Bandagen kämpfen - und für ihre Freiheit auch selbst zu Gewalt greifen:
"Ich wollte nicht nur über Frauenfeindlichkeit sprechen, sondern auch über Gewalt allgemein. Die Hauptfigur Alma ist ja auch gewalttätig, sie schlägt ihre Schwester, und sie lässt ihren Freund umbringen. Sie ist kein Opfer. Es geht mir um diese Schwäche, die alle Menschen in sich haben."
Die Trennung von Gut und Böse vermeidet Peggy Adam bewusst, und sie möchte auch nicht, dass der Leser es sich mit einem Gefühl von Betroffenheit allzu bequem macht. Seine Position repräsentiert im Buch der französische Tourist Jean, in den sich Alma verliebt. Er scheint zunächst eine Hoffnung für sie und ihre Tochter zu sein, macht sich aber am Ende aus dem Staub – genauso wie der Leser, der mit einer Mischung aus Faszination und Unverständnis auf das Geschehen in Mexiko schaut, um sich am Ende wieder anderen Dingen zuzuwenden.
"Niemand ist in meinen Büchern am Ende ein Gewinner. In meinen Geschichten kann man überleben, aber nicht gewinnen. Voilá."
Für Peggy Adam, die das Buch schon im Jahr 2006 fertiggestellt hat, ist die Beschäftigung mit den Frauenmorden von Ciudad Juárez nicht abgeschlossen. Bis heute zeichnet sie Bilder verschwundener Frauen, die sie auf der Seite der Selbsthilfeorganisation Nuestras Hijas de Regreso a Casa findet – ihr spendet sie auch einen Teil ihrer Einnahmen.
"Ich zeichne gegen das Vergessen. Denn noch ein Buch über das Thema werde ich nicht machen, das war zu hart für mich. Die Geschichte hat mich so sehr beeinflusst, dass alle meine folgenden Bücher sehr pessimistisch wurden, das ist bis heute so."
Comic "Luchadoras":
"- "Das ist schon die zweite diese Woche."
- "Jepp."
- "Andererseits, wenn man sich anzieht wie eine Nutte, muss man sich ja nicht wundern."
- "In so einem Fummel käme meine Frau gar nicht erst aus dem Haus.""
Anders als im mexikanischen Fernsehen sieht man in Peggy Adams Comic "Luchadoras" die Gesichter der ermordeten Frauen nicht, und nur Teile der Körper. Die Bilder der französischen Zeichnerin sind fast naiv und in harten schwarz-weiß-Kontrasten gehalten. Das macht das Grauen allerdings kaum erträglicher.
Comic "Luchadoras":
"- "Man hat ihr die Finger und die Arme zerschnitten, und das Handgelenk gebrochen. Wie konnte er nur so etwas tun?"
- "Wer?"
- "Na ihr Mann! Nicht irgendein Perverser, der Mann, der sie liebte, hat sie umgebracht!""
Peggy Adam sieht die Frauenmorde von Ciudad Juárez nicht als gesondertes Phänomen, sondern stellt sie in Zusammenhang mit der alltäglichen männlichen Gewalt. Die Hauptfigur der Geschichte heißt Alma, sie will sich von ihrem Freund trennen, der Mitglied einer Gang ist und Alma mit Gewalt und Drohungen an sich bindet. Peggy Adam hat erstmals in einer Broschüre von Amnesty International über die Hunderte von Frauenmorden gelesen:
"Ich dachte erst, sie hätten sich in der Zahl geirrt, aus Versehen eine Null zu viel drangehängt – ich konnte nicht glauben, dass dort so viele Frauen verschwinden."
Dann hat Adam angefangen zu recherchieren, Bücher und Presseberichte gelesen, sich Dokumentarfilme angeschaut – und festgestellt, dass niemand mehr sagen kann, ob es sich noch um eine Mordserie oder um einen mörderischen Alltag handelt. Sie hat sich schließlich entschieden, eine erfundene Geschichte zu erzählen:
"Eigentlich wollte ich nach Ciudad Juárez reisen. Aber ich sehe selbst aus wie eine Mexikanerin und hatte ganz einfach Angst, ein Mordopfer zu werden. Die Reise wäre auch schlicht zu teuer gewesen. Außerdem gibt es schon so viele Dokumentationen über das Thema, und die sind ohnehin viel tief gehender als alles, was ich zustande gebracht hätte."
Luchadores sind die mexikanischen Wrestler, die mit Masken auftreten. Mit ihnen vergleicht Peggy Adam im Titel "Luchadoras" ihre Protagonistinnen, die mit harten Bandagen kämpfen - und für ihre Freiheit auch selbst zu Gewalt greifen:
"Ich wollte nicht nur über Frauenfeindlichkeit sprechen, sondern auch über Gewalt allgemein. Die Hauptfigur Alma ist ja auch gewalttätig, sie schlägt ihre Schwester, und sie lässt ihren Freund umbringen. Sie ist kein Opfer. Es geht mir um diese Schwäche, die alle Menschen in sich haben."
Die Trennung von Gut und Böse vermeidet Peggy Adam bewusst, und sie möchte auch nicht, dass der Leser es sich mit einem Gefühl von Betroffenheit allzu bequem macht. Seine Position repräsentiert im Buch der französische Tourist Jean, in den sich Alma verliebt. Er scheint zunächst eine Hoffnung für sie und ihre Tochter zu sein, macht sich aber am Ende aus dem Staub – genauso wie der Leser, der mit einer Mischung aus Faszination und Unverständnis auf das Geschehen in Mexiko schaut, um sich am Ende wieder anderen Dingen zuzuwenden.
"Niemand ist in meinen Büchern am Ende ein Gewinner. In meinen Geschichten kann man überleben, aber nicht gewinnen. Voilá."
Für Peggy Adam, die das Buch schon im Jahr 2006 fertiggestellt hat, ist die Beschäftigung mit den Frauenmorden von Ciudad Juárez nicht abgeschlossen. Bis heute zeichnet sie Bilder verschwundener Frauen, die sie auf der Seite der Selbsthilfeorganisation Nuestras Hijas de Regreso a Casa findet – ihr spendet sie auch einen Teil ihrer Einnahmen.
"Ich zeichne gegen das Vergessen. Denn noch ein Buch über das Thema werde ich nicht machen, das war zu hart für mich. Die Geschichte hat mich so sehr beeinflusst, dass alle meine folgenden Bücher sehr pessimistisch wurden, das ist bis heute so."