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Die Bio-Bananenrepublik

Mit der Dominikanischen Republik verbinden wir weiße, von Kokospalmen gesäumte Sandstrände, "all-inclusive"-Ferienhotels und das türkisfarbene Wasser der Karibik. Weniger bekannt ist dagegen, dass die Dominikanische Republik inzwischen zu den größten Anbietern von biologisch erzeugten Früchten gehört. Vor allem die in Deutschland beliebte Banane kommt immer häufiger von der Karibikinsel - zumindest, wenn sie biologisch angebaut wurde.

Von Johannes Beck | 13.04.2004
    Ein Blick auf die Handelsstatistik der Dominikanischen Republik eröffnet Erstaunliches: Beim Export nach Deutschland belegten die Bio-Bananen im Jahr 2002 mit über 2,2 Millionen Dollar den zweiten Platz nach Eisenerz. Thomas Kirbach, Geschäftsführer der Deutsch-Dominikanischen Industrie- und Handelskammer in Santo Domingo:

    Deutschland ist eindeutig Nummer eins für die Dominikanische Republik in der Abnahme von bio-organischen Bananen. Die EU sowieso ist Nummer eins, und Deutschland bezieht aus der ganzen Exportquote, die in die EU geht, alleine 60 bis manchmal 80 Prozent von organischen Bananen. Also, Deutschland ist als Handelspartner in bio-organischen Produkten Nummer eins.

    Neben Bananen gehören dazu Kakao, Kakaobutter und Kaffee - alle belegen einen vorderen Platz in der Exportstatistik. Der Babynahrungshersteller Hipp kauft hier zudem Mangos ein. Und bei Bio-Bananen hat sich die Dominikanische Republik sogar zum größten Produzenten in Mittelamerika und der Karibik hervorgearbeitet. In der Dominikanischen Republik werden derzeit mehr Bananen biologisch als konventionell angebaut. Sozusagen eine "Bio-Bananenrepublik".

    Dabei profitiert das Land vom so genannten AKP-Abkommen, mit dem die Europäische Union ehemaligen Kolonialstaaten in Afrika, der Karibik und dem Pazifik einen besonders guten Zugang zum Europäischen Binnenmarkt gewährt. Zwar gibt es auch Bio-Bananen aus den klassischen Exporteurländern, wie Costa Rica, Ecuador oder Peru, aber die haben stärker mit Pilzbefall zu kämpfen und verwenden daher traditionell mehr Fungizide als in der Dominikanischen Republik:

    Hier gibt es einfach von den klimatischen Bedingungen und von den Boden-Gegebenheiten her eine sehr günstige Ausgangsposition, so dass man von Haus aus mit weniger Aufwand rechnen muss.

    Sagt Ulrich Findel, Büroleiter von BCS Ökoservice in Santo Domingo. Der Dominikanischen Republik komme das trockene Klima in den Anbaugebieten im Nord- und Südwesten der Insel zugute.

    Seit 1995 ist das Nürnberger Unternehmen BCS im Land präsent und zertifiziert nach eigenen Angaben etwa drei Viertel der dominikanischen Bio-Exporte nach Europa. Eine Farm muss dafür je nach Größe rund 500 bis 1.000 Dollar pro Jahr investieren. Aber nur, wer sich von einem in der EU anerkannten Unternehmen wie BCS prüfen lässt, bekommt einen einfachen Zugang zu europäischen Bioläden und Verarbeitern von Bio-Produkten.

    In den vergangenen zehn Jahren ist die Bio-Produktion für zahlreiche Unternehmen, aber auch für viele Kleinbauern eine lukrative Einnahmequelle geworden. Ulrich Findel:

    Damit etwas nachhaltig und länger läuft, muss es auch die Lebensgrundlage garantieren. Und das war über die zusätzlichen Anreize möglich: Wenn es für eine Kiste Bananen zwei, drei oder vier Dollar sind, dann ist das besser wie der schwankende Preis am Weltmarkt, der oft nur das bare Überleben garantiert.

    Neben den Bananen sieht Findel noch weitere Chancen für Bio-Produkte: Er denkt dabei besonders an Kokosnüsse, die zu Tausenden an den Palmen im Norden des Landes wachsen. Oder auch an Limetten, die in Europa immer mehr für Cocktails wie die Caipirinha verwendet werden:

    Ich denke auf jeden Fall, dass es hier im Land noch ein großes Potential gibt. Der offizielle Sektor hat die Biomarkt-Nische noch gar nicht so wahrgenommen. Wenn sie heute zum Beispiel zur Cedopex gehen, zur offiziellen Exportinstitution, die die Statistiken hat, dann sind diese alle nur zum Teil richtig, da noch gar nicht alles erfasst wird. Auch die Förderung von staatlicher Seite hat noch gar nicht eingesetzt, obwohl es eigentlich in dem Moment sehr, sehr wichtig wäre, solche Devisen bringende Segmente zu unterstützen und zu fördern oder zumindest die Bedingungen zu schaffen, dass die weiter sich entwickeln können.