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Die Blütenträume sind aus

Regen, niedrige Temperaturen, aber zwischendurch auch Tage mit sengender Hitze - der diesjährige Sommer lud nicht gerade zu Aktivitäten unter freiem Himmel ein. Auch die Besucherzahlen der diesjährigen Bundesgartenschau konnte dem entsprechend die hohen Erwartungen nicht erfüllen. Das wurde den Verantwortlichen schon während der Sommerferien klar und so war die Frage nur noch, wie hoch das Minus ausfallen würde.

Von Wolfgang Nitschke |
    Es gab eine Menge Blütenträume im Vorfeld der Bundesgartenschau. Ein nie da gewesenes innovatives Konzept sollte vier Millionen Besucher anlocken, ein großer Badesee inmitten der BUGA den Gästen Erfrischung bieten, das Rahmenprogramm mit Konzerten und anderen kulturellen Highlights auch am Abend das Gelände füllen.

    Soweit die Theorie. In der Praxis stellte sich die Geschichte der Bundesgartenschau 2005 jedoch anders dar. Aus den vier Millionen Besuchern werden am Ende wohl nur drei Millionen werden, der See war in der Regel kaum genutzt und viele kulturelle Veranstaltungen fielen buchstäblich ins Wasser. Hanspeter Faas, Geschäftsführer der BUGA-GmbH 2005:

    "Es klingt immer so ein bisschen nach Ausrede, wenn man das Wetter einbringt. Tatsache ist, dass wir extrem widrige Wetterverhältnisse in diesem Jahr hatten. Wir hatten Schnee bis kurz vor der Eröffnung, beim Beginn der Bundesgartenschau am 28. April hat so gut wie nichts geblüht, die Bäume hatten noch keine Blätter und nach einem wunderschönen Eröffnungswochenende mit gutem Wetter, wo auch die Menschen sich wohl gefühlt haben, ist direkt danach eine Phase mit Kälte, mit Graupel, mit Regen gekommen.

    Und da hat sich natürlich unser etwas ungewöhnliches Konzept mit dem Wetter - wenn Sie so wollen - gegenseitig hochgeschaukelt und das wiederum hat bedeutet, dass wir am Anfang ein sehr negatives Image erhalten haben."

    Dieses Image ist der BUGA dann über den Sommer geblieben - sicher auch, weil auch der nicht vor Sonne gestrotzt hat. Doch trotz knapp fünf Millionen Minus in der Kasse fällt die Bilanz der BUGA-GmbH trotzdem positiv aus:

    "Wir haben eine Unterdeckung des Haushaltes, man muss aber auch die vielen Vorteile dagegenhalten, das will ich deutlich sagen, die natürlich durch diese Bundesgartenschau entstanden sind. Es sind Vorteile, die dahingehen, dass zum Beispiel der Tourismus im ersten halben Jahr dieses Jahres um 7,7 Prozent zugelegt hat in dieser Stadt, dass die Übernachtungszahlen um sieben Prozent angestiegen sind.

    Wir wissen, dass ein Großteil der Besucher auch in die Stadt gegangen sind zum Einkaufen, zum Essen. Also hier hat die Bundesgartenschau unheimlich viel ausgelöst in der Stadt und in der Region. Und insofern ist auch in der Stadt die Stimmung natürlich so: schade, dass wir nun etwas draufzahlen müssen, aber grundsätzlich nicht schlecht, weil man einfach die vielen Vorteile dagegen erkennt. Also insofern wird auch in der Stadt von einem nachhaltigen und außergewöhnlichen Erfolg dieser Bundesgartenschau gesprochen."

    Fünf Millionen Miese sind aber für den Stadtkämmerer nicht einfach zu verkraften und böse Zungen behaupten sogar, selbst ein Traumsommer hätte der BUGA kaum mehr Besucher beschert, weil das Konzept schlicht nicht aufgegangen sei. Hanspeter Faas will das aber so nicht gelten lassen:

    "Wir leben in einer Gesellschaft, bei der erstmal alles sehr kritisch hinterfragt wird. Das heißt, die Schlagzeile ist heute wichtiger denn je. Wir haben von Anfang an, und das ist uns ganz ganz wichtig, sehr sorgsam und sehr stark auf die Wünsche und die Reaktionen der Besucher reagiert, und es war uns sehr wichtig, wie der Besucher diese Bundesgartenschau empfindet. Wir haben dort, wo es möglich war, sofort auf diese Wünsche reagiert."

    Ob richtig oder falsch, interessiert nun bald wohl Niemanden mehr. Die BUGA GmbH wird liquidiert, schon Ende Oktober werden von den 60 Mitarbeitern nur noch 10 übrig sein. Der Park - immerhin 200 Hektar groß - wird wohl Anfang 2006 wieder eröffnet - als Naherholungsgebiet für den neuen Stadtteil Münchens auf dem ehemaligen Flughafengelände. Zumindest das ist eine positive Bilanz der BUGA 2005, denn ohne die Bundesgartenschau wäre zwischen Betonburgen und Fertighäusern in der so genannten Messestadt Riem wohl kaum ein Landschaftspark entstanden.