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Die Demokratisierung des Wissens

Die Geschichte des Onlinenachschlagewerkes ist eine der größten Erfolgsgeschichten des Internets. 2001 riefen der Internetunternehmer Jimmy Wales und der damalige Doktorand der Philosophie Larry Sanger die Wikipedia ins Leben. Der Zuspruch war gewaltig.

Von Martin Hartwig | 14.01.2011
    Das Nasobēm
    Auf seinen Nasen schreitet
    einher das Nasobēm,
    von seinem Kind begleitet.
    Es steht noch nicht im Brehm.
    Es steht noch nicht im Meyer.
    Und auch im Brockhaus nicht.
    Es trat aus meiner Leyer
    zum ersten Mal ans Licht.

    Das Nasobēm ist ein klassisches Beispiel der Literaturwissenschaft dafür geworden, wie eine übermütige Idee eines Dichters zahlreiche Folgeschriften hervorgerufen hat.

    So berichtet die Wikipedia von jenem Fabeltier, das Christian Morgenstern sich ausdachte. Dass es dort einen eigenen Beitrag bekommt, stand nicht lange zur Debatte, wie man im Diskussionsteil, der jedem Eintrag angefügt ist, nachlesen kann. Denn das Onlinenachschlagewerk protokolliert die Entstehungsgeschichte von jedem einzelnen der über eine Million Artikel, die derzeit in der deutschsprachigen Wikipedia stehen.

    "Die Wikipedia ist eine seit dem 15. Januar 2001 abrufbare freie Online-Enzyklopädie in zahlreichen Sprachen. Der Name Wikipedia ist ein Kofferwort, das sich zusammensetzt aus "Wiki", der mit dem hawaiischen Wort für "schnell" bezeichneten Technik zur kollektiven Erstellung von Internetseiten, und "Encyclopedia", einer der englischen Schreibweisen des Wortes Enzyklopädie."

    … heißt es in der Audioversion des Wikipediaartikels über Wikipedia.

    "Die Artikel der Online-Enzyklopädie werden von einer weltweiten Autorengemeinschaft kollektiv und unentgeltlich erstellt. Jeder Internetbenutzer kann Wikipedia-Artikel nicht nur lesen, sondern auch bearbeiten, auch formal anonym. In einem offenen, nicht notwendigerweise konfliktfreien Bearbeitungsprozess hat letztlich Bestand, was von der Gemeinschaft der Mitarbeitenden akzeptiert wird."

    Die Geschichte des Onlinenachschlagewerkes ist eine der größten Erfolgsgeschichten des Internets. 2001 riefen der Internetunternehmer Jimmy Wales und der damalige Doktorand der Philosophie Larry Sanger die Wikipedia ins Leben - eigentlich als Nebenprojekt der Nupedia, einer großen Internetenzyklopädie, die sie aufbauen wollten. Das Hauptprojekt war allerdings ins Stocken geraten– vor allem, weil die Artikel dort von einem überschaubaren Kreis von Fachautoren geschrieben wurden und eine aufwendige Prüfung durch andere Experten durchliefen, was sich als sehr teuer und sehr zweitaufwendig erwies. Das Nebenprojekt Wikipedia wandte sich dagegen ausdrücklich an alle Internetnutzer, die irgendetwas wussten, was ihrer Meinung nach in eine Enzyklopädie gehört. Und sie durften sofort loslegen. Möglich wurde das durch eine neue Software, die es jedem ermöglichte, Internetseiten nicht nur zu lesen, sondern direkt selbst zu verändern. Der Zuspruch war gewaltig und schon im ersten Jahr stieg die Zahl der Artikel von 25 auf 16.000 an. Und das war erst der Anfang. Heute sind es nach Zählung der Wikipedia weltweit etwa 17 Millionen und täglich kommen neue hinzu. Eine solche Informationsflut kann keine Redaktion der Welt sichten und kontrollieren, das muss die Wikigemeinde selbst tun:

    "Es kommen pro Tag mehr als tausend ich glaube 1500 gänzlich neue Artikel rein. Davon sind aber Hunderte Unsinnartikel, wo der Schüler über seine Klassenkameradin irgendwelche unschönen Sachen schreibt oder jemand Tastaturtests durchführt oder eben man schreibt über seine Garagenband oder irgendwelche Sachen, was offensichtlich nicht in so eine Enzyklopädie gehört."

    Martin Rulsch ist in der Wikipedia seit 2005 unter dem Namen "Der Hexer" aktiv. Er ist einer der Besucher des Berliner Wikipediastammtisches, der diesmal in einem großen Lokal in Mitte stattfindet. Auf den Treffen können sich die Autoren - und die wenigen Autorinnen, die es gibt – persönlich kennenlernen und sich über Freud und Leid des Lebens in der größten Enzyklopädie der Welt austauschen. Themen des Abends sind dementsprechend Berichte vom Onlinekampf um bestimmte Sachverhalte und Artikel oder Klagen über das Unrecht, das einem ein Administrator zugefügt hat.

    Administratoren sind Benutzer, die über zusätzliche Werkzeuge verfügen, mit denen bestimmte Verwaltungsaufgaben vorgenommen werden können. Dazu gehört zum Beispiel das Löschen vonseiten oder das Sperren von Benutzern.

    Martin Rulsch ist so jemand und er darf sogar noch mehr als ein normaler Administrator.

    "Ich wurde Ende 2007 zum Steward gewählt, ein Steward hat in allen 750 Projekten sämtliche Rechte, darf sie aber nur anwenden, wenn jemand aus der dortigen Gemeinschaft einen Antrag stellt oder Gefahr in Verzug oder Not am Mann ist."

    Ein Steward kann allen Wikimedia-Projekten, also auch in den Schwesterprojekten der Wikipedia, weltweit Benutzerrechte geben und nehmen und so zum Beispiel auch die Administratoren, die im Tagesgeschäft der Wikipedia eine große Bedeutung haben, an- und abschalten. Die Stewards gehören ebenso wie die "Administratoren" und "Bürokraten", die "Oversights", "Checkuser" und "Bots" zum Apparat, der sich im Laufe der letzten 10 Jahre rund um die Wikipedia entwickelt hat. Mit etwa 10 Millionen Anfragen pro Tag ist sie eine der meistbesuchten Seiten im Internet - und das, obwohl kaum einer mit ihr Geld verdient. Ulrich Johannes Schneider, Direktor der Universitätsbibliothek Leipzig und Professor für Philosophie am Institut für Kulturwissenschaften der Universität Leipzig:

    "Wikipedia ist ein absoluter Erfolg, ja. Hat das Internet sehr verbessert, hat seriöse Inhalte ins Internet eingefügt und tut das ja immer noch und ist im Prinzip die richtige Entwicklung."

    Schneider, der über die Geschichte der Lexika geforscht hat, reiht die Wikipedia ohne Zögern in die große und stolze Reihe der alten Enzyklopädien ein:

    "Es ist eine Enzyklopädie, die ja, wenn man in die Geschichte zurückblickt, darin besteht, das Wissen klein zu hacken in lauter an Wörtern aufgehängten Sachartikeln, so fing das an im 18. Jahrhundert mit dem Konversationslexikon, mit dem Universallexikon, mit der Enclycopedie aus Frankreich, überall ging es darum, das Wissen zu portionieren und in kleine begreifbare Einheiten, die auch gut verständlich formuliert sind, zu zerlegen. Da ist Wikipedia genuiner Fortsetzer dessen, was im 18. Jahrhundert, im Zeitalter der Aufklärung, begann."

    Von Anfang an war die Offenheit der Wikipedia für Amateure aller Art in der Kritik. Am polemischsten und schärfsten wurde sie vorgetragen von Andrew Keen, der dieser Art der Wissensgenerierung ein eigenes Buch gewidmet hat: "Die Stunde der Stümper"

    "Wikipedia ist eine Online-Enzyklopädie, in der jeder mit opponierbarem Daumen und Grundschuldbildung einfach alles über jedes Thema von AC/DC bis Zoroastrismus veröffentlichen darf ... Blinde führen Blinde: Unendlich viele Affen bieten unendlich viele Informationen für unendlich viele Leser an und verstärken damit den Teufelskreis von Fehlinformationen und Unwissenheit.""

    Benutzer Sargoth zumindest ist kein Affe, der Schreibversuche macht, sondern zweifelsfrei ein Homo sapiens und ein studiertes Exemplar dazu. Der Politologe zeichnet dann auch ein anderes Bild vom typischen Wikiautor:


    ""Männlich, weiß, auch gebildet, das ist leider eine Voraussetzung, wenn man die deutsche Sprache nicht beherrscht, darf man nicht mitmachen. Du musst dich prinzipiell auseinandersetzen mit Quelle und mit Belegen und auch 'ne gewisse Neutralität an den Tag legen, das heißt, einen Gegenstand versuchen von der Distanz zu beschreiben außerdem ist es nötig, ähm, kein Arschloch zu sein. Es sogar so 'ne schöne Seite, die heißt "don't be a dick" und da ist halt das Allerwichtigste, dass du halt versuchst, dich mit den anderen zu arrangieren und halt kein Idiot bist, und nicht auf deinem Standpunkt verharrst ums Verrecken, sondern halt versuchst Kompromisse zu finden."

    Keen möchte mit seiner "Stunde der Stümper" vor allem den bezahlten Experten retten, dessen Existenz er durch das Treiben der Stümper bedroht sieht. Ulrich Schneider merkt dazu an, dass auch die altehrwürdigen Lexika nicht nur auf Fachleute setzten.

    "Ja, wer schreibt eigentlich eine Enzyklopädie? Wenn man in die Geschichte zurückblickt, da wird man durchaus Wikipedia-ähnliche Menschen finden, Leute, die aus Interesse beitragen, aus den obskursten Gegenden kommen, es gibt Gefängnisinsassen – das ist ein ganz berühmtes Beispiel aus der Encyclopedia Britannica, wo ein Gefängnisinsasse viele Beiträge geschrieben hat – es gibt arbeitslose Akademiker, Leute, die sich im Schreiben üben, Kenner, Leute, die Liebhaber sind und eine Sache ganz besonders gut beherrschen; Verleger haben schon immer gut daran getan, ein bisschen breit herumzugucken und nicht allzu stark zu definieren, was nun ganz genau im engeren Sinne reingehört und was nicht"

    Ein Lexikonmacher alter Schule ist Andreas Schneider, der bis vor zwei Jahren fest angestellter Redakteur bei Brockhaus war. Dort griff er, wenn Einträge zu erstellen waren, auf ein Netz von Experten zurück.

    "Erst mal waren die Fachredakteure ausgebildete Fachwissenschaftler und dann war das bei Brockhaus so organisiert, dass man ein Netz von Fachexperten hatte, die die Texte selbst verfasst haben, aktualisiert haben betreut haben. Und für die Organisation und für den Zufluss von diesem Fachwissen war eben der zuständige Fachredakteur für das jeweilige Gebiet selbst verantwortlich."

    Und so liest sich die Liste der Brockhausautoren wie ein Who is Who der deutschen Wissenschaft. Allerdings ist dieses Modell unter anderem durch die Gratiskonkurrenz der Wikipedia unter Druck geraten. Kaum jemand möchte noch 3000 Euro für ein 30-bändiges Nachschlagewerk ausgeben. 2008 kündigte Brockhaus an, dass die aktuelle 21. Auflage der Enzyklopädie die letzte in Buchform und das Lexikon zukünftig nur noch digital verfügbar sein wird. Zunächst war noch geplant, das ganze Lexikon gratis online zu stellen und durch Werbung zu finanzieren. Damit wäre der damals bereits allgegenwärtigen Wikipedia wohl eine ernsthafte Konkurrenz entstanden. Doch dazu kam es nicht mehr. Brockhaus baute in der Folge Stellen ab und Andreas Schneider verlor mitsamt 60 seiner Leipziger Kollegen die Arbeit. Unter dem Namen "Gruppe L" bieten sie heute ihr Fachwissen auf dem "freien Wissensmarkt" an. Schneider, der die Wikipedia durchaus schätzt, glaubt nicht, dass man auf Experten verzichten kann. Manche Artikel könne eben nicht jeder schreiben.

    "Der Text Esskultur, den hat ein profunder Experte auf dem Gebiet verfasst. Das war der Dr. Günther Hirschfelder aus Bonn. Wir haben das Defizit erkannt, sagten auch nicht nur wegen der viele Kochshows und der zunehmenden Rolle der Kulinarik im öffentlichen Bewusstsein, haben wir gesagt ein Stichwort wie Esskultur gehört in den Brockhaus rein. Und da hab ich mir zehn Bücher aus der deutschen Bücherei hieß die damals noch, kommen lassen. Und hab mir gesagt: Das, was dir am besten gefällt, den Autor schreibst du an."

    Herausgekommen ist eine umfassende Darstellung der deutschen und europäischen Ernährungsgeschichte, gegen die der entsprechende Wikipediaeintrag zum Thema ausgesprochen kläglich wirkt. Bei Überblicksartikeln zeigt sich eine Schwäche der Funktionsweise der Wikipedia. Wenn immer neue Autoren neue Fakten und Aspekte in einen Artikel einfügen, steht dort zwar vieles was richtig und wissenswert ist, ein Beitrag aus einem Guss entsteht so jedoch nicht. Insgesamt hat Wikipedia in den letzten Jahren allerdings auch qualitativ ständig zugelegt. Zunächst als Ansammlung des Weltwissens der 13-Jährigen verspottet, schneidet sie heute bei Vergleichsuntersuchungen mit konventionell erstellten Werken fast immer gut bis sehr gut ab. Und so sieht es für die Enzyklopädien alter Schule derzeit nicht gut aus. Zumal die Wikipdia keine Geldsorgen hat. Die laufenden Kosten werden durch Spenden finanziert und die soeben beendete Kampagne 2010 brachte einen neuen Rekord. Weltweit kamen 16 Millionen Dollar zusammen. In Deutschland gaben knapp 70.000 Einzelspender über zwei Millionen Euro - drei Mal so viel wie im Vorjahr und mehr als genug um den Betrieb der technischen Infrastruktur sicherzustellen, die Öffentlichkeitsarbeit zu finanzieren und die Schulprojekte und die Konferenzen der Wikigemeinde zu unterstützen. Denn um die Artikel streiten sich Autoren nach wie vor gratis.

    Von Edit-War (wörtlich: Bearbeitungskrieg) spricht man, wenn zwei oder mehrere Benutzer abwechselnd die Änderungen anderer Benutzer rückgängig machen ("revertieren") oder überwiegend überschreiben.

    Politisch umstrittene Themen, so fast alle Artikel zum Nationalsozialismus, zur Atom- bzw. Kernenergie oder zu Scientology sind regelmäßig Gegenstand heftiger Edit Wars oft mit der Folge, dass sie von den Administratoren für die Bearbeitung gesperrt werden und einige Autoren eine zeitlich befristete Sperre erhalten - meist wegen Beleidigung des Opponenten. Der Benutzer Osika hat auf diesem Gebiet einige Erfahrungen gesammelt. Monate lang hat er mit anderen um die Gestaltung eines Artikel über die Rote Kapelle, einer kommunistischen Widerstandsgruppe gegen die Nationalsozialisten gerungen.

    "Das ging gleich mit dem ersten Artikel los, den ich geschrieben habe, der war in einer Löschdiskussion. Da wurde sehr scharf argumentiert und hab ich ein F-Wort benutzt war in dem Fall nicht ficken, sondern Faschist und nicht personenbezogen auf eine sondern sehr verallgemeinernd. Das hat gleich zu 'ner Zweiwochensperre geführt und am selben Tag hab ich mir natürlich mit 'nem neuen Account angemeldet und die Diskussion fortgesetzt, womit sehr schnell klar war, dass ich das wieder bin und dann wurde auch der gesperrt und das hat dann so einen Dominoeffekt. Dann gab es drei Monate lang ein Schiedsgerichtsverfahren mit sehr, sehr vielen Metadiskussionen und dann hätte sich auch das Schiedsgericht fast zerlegt. Allein die Seite mit dem Schiedsgerichtsverfahren ist, glaube ich, 20 Bildschirmkilometer lang. Das kostet sehr viel Zeit, hat dann aber schließlich dazu geführt, dass man mich dann relativ in Ruhe lässt."

    Einige der Edit-Wars haben es zu Ruhm gebracht. So verzeichnete die Diskussion, in welcher Reihenfolge die vier Beatles genannt werden sollten in der englischen Wikipedia sagenhafte 17.608 Einträge. Auch die Frage, ob die Stadt an der Weichselmündung Danzig oder Gdansk heißt, hat gleich in mehreren Landesektionen zu erbitterten Debatten geführt. Auch um die Frage, was eigentlich in eine Enzyklopädie gehört, wird in Wikipedia ständig gestritten.

    Mit Blick auf Verfassungsmerkmale, wie sie ähnlich zur Beschreibung politischer Gemeinwesen gedient haben und dienen, gilt für den Status quo der Wikipedia eine Art gemischter Verfassung, die neben Zügen von Demokratie und Anarchismus sowie von Oligarchie und Meritokratie auch Elemente von Technokratie, Plutokratie und Diktatur aufweist.

    Wobei die Meritokratie, die Herrschaft der Verdienten, sicher das vorherrschende Prinzip ist. Wer aktiv ist und viel online, kann halt viel entscheiden. Und einige Benutzer sind sehr aktiv. So kann etwa der Benutzer Aka, der die Liste mit den meisten Bearbeitungen in der deutschsprachigen Wikipedia anführt, mehr als 420.000 sogenannte Edits seit 2003 aufweisen. Wobei nicht jede Bearbeitung erwünscht ist. Christof alias Sargoth ist als sogenannter Oversight dafür zuständig, unerwünschte Informationen, die jeden Tag in die Enzyklopädie fließen, zu entfernen.

    "Wenn etwas in einen Artikel geschrieben wird, das eine lebende Person betrifft und ihr schaden kann, dann ist das wichtig, dass das gelöscht wird und raus genommen wird und das möglichst wenig Personen Zugang haben zu diesem Wissen. Admins sind wir ungefähr 300. Das ist schon 'ne relativ große halbe Öffentlichkeit und Oversights sind halt nur fünf und die können das dann als Einzige noch sehen, zusammen mit den Stewards."

    Ein Oversight kann Informationen herausnehmen und so verstecken, dass sie auch auf den Diskussionsseiten, auf denen normalerweise jede Änderung und Löschung nachzuvollziehen ist, niemand mehr lesen kann. Wichtig ist das, wenn etwa Adressen von Prominenten oder private Informationen in die Wikipedia gelangen. Unsinnsbekämpfung und "Vandalenjagd" sind ein Dauerthema in der Wikipedia. Immer wieder schreiben Schüler abfällige Artikel über ihre Mathelehrer, werden wüste Verschwörungstheorien verbreitet oder Artikel aus reiner Lust an der Provokation umgestaltet. Damit muss ein so offenes Projekt wohl leben. Die Liste der Pannen und Fehler der Wikipedia ist lang. Es gibt gute Gründe einem Nachschlagewerk zu misstrauen, in dem Politiker ihre Einträge selbst manipulieren können, in dem Pornostars längere Artikel haben als Nobelpreisträger und in dem 13-jährige Schüler die gleichen Rechte haben wie Professoren. Ulrich Schneider rät nicht nur deshalb zu einem vorsichtigen Umgang mit den Informationen, die man in der Wikipedia findet.

    "Ich prüfe natürlich alles, was ich lese, und ich prüfe auch einen Wikipedia-Artikel, und wenn er mir nicht besonders gut geschrieben scheint und wenn er auch nicht ausgezeichnet ist als exzellenter Artikel. Also das Lesen von Enzyklopädien ist wie das Lesen von allen Texten eine eigene kritische Tätigkeit, und die Tatsache, dass es Enzyklopädietexte gibt, sollte ja nicht gleichbedeutend sein damit, dass man das alles glaubt, was da steht. Das sollte man sowieso nie."