Es war eine Mutter, die hatte vier Kinder, den Frühling, den Sommer, den Herbst und den Winter, der Frühling bringt Blumen, der Sommer bringt Klee...
Die Klasse 2b der Aziz-Nesin-Grundschule in Berlin-Kreuzberg beim Deutschunterricht. Heute sind Wortschatzübungen an der Reihe – ganz auf die aktuelle Wetterlage abgestimmt.
Sehr schön, und welche Jahreszeit haben wir jetzt?...Winter!...Genau...
Lehrerin Renate Welsch hat sich für heute die Kleidungsstücke vorgenommen, die man in der kalten Jahreszeit braucht.
Die Mütze, die Mütze, die Handschuhe, der Pullover, der Schal, die Stiefel, der Mantel die Hose...
In der 2b sind hauptsächlich Kinder, die ihr Deutsch verbessern müssen, weil sie zwar zweisprachig erzogen werden, die dominante Sprache zu Hause aber türkisch ist.
Ich brauche im Winter...Mantel...wie heißt es richtig? Ich brauche im Winter einen Mantel.
Die Sieben- bis Achtjährigen sind konzentriert bei der Sache. In ihrem Lerneifer lassen sie sich auch nicht bremsen, wenn die Artikel-Zuordnung manchmal noch nicht so richtig klappt:
Der Kleid – ist das richtig: der Kleid? aus dem Off: das Kleid... Tamara: das Kleid...was brauchst Du dann für eine Farbe? Grün...Das Kleid...genau...
Dass Artikel und Präpositionen im Deutschen nicht einfach zu lernen sind - darüber stöhnen auch Schüler höherer Jahrgangsstufen der Aziz-Nesin-Schule. Wie beurteilen sie den Umgang mit beiden Sprachen? Welche ist leichter?
Eigentlich türkisch, weil da muss man nicht immer alles groß schreiben, fast immer nur am Anfang des Satzes und das ist eigentlich besser.
Ich fühl mich in der deutschen Sprache wohler, weil türkisch, da weiß man ja noch nicht so viel, und dann spricht man die falsche Endung oder so.
Eigentlich beide gleich, bei dem Deutschen ist es mit den Artikeln manchmal schwierig.
Mit meinem Vater rede ich türkisch mit meiner Mutter Deutsch.
Deutsch, weil ich weiß nicht so gute türkische Schimpfwörter, ich schimpf auch nicht so doll.
Im Geographieunterricht der 6b lesen die Schüler aus einem Text über die Industrie in Deutschland. Welche Rohstoffe gibt es in der Bundesrepublik fragt Lehrerin Aische Jarmurderele.
Petrol.
Tja, das war knapp daneben. "Petrol", also Erdöl, ist in Deutschland nun mal nicht als Rohstoff zu finden. Aber macht nichts, dafür sind Geographiestunden ja da, daß man sich zum Schluss das Richtige merkt. Inhaltlich unterliegt der Unterricht der staatlichen Aziz-Nesin-Schule - einer von 15 Europaschulen in Berlin - dem normalen Rahmenplan des Landes. Einziger Unterschied: Strikte Zweisprachigkeit in allen Fächern. Dass gerade Türkisch gleichberechtigt neben dem Deutschen steht, bedeutet für Christel Kottmann-Mentz, Rektorin der Schule, mehr als nur Sprachkompetenz – sowohl für Kinder aus zweisprachigen Familien, als auch für Schüler aus reinen Migrantenfamilien:
Das heißt, dass sie ihr Türkischsein über diese Sprache und über die Anerkennung der Kultur hier bei uns akzeptiert sehen und sich selbst auch akzeptiert fühlen.
In Berlin, wo die türkische Sprache oft mit sozialen Brennpunkten in Zusammenhang gebracht wird, bedeutet das eine Aufwertung der türkischen Kultur – für Kottmann-Mentz eine dringend notwendige Image-Verbesserung. Mehrsprachige Erziehung – egal in welchen Sprachen – hat für sie nur Vorteile. Denn Sprache ist Kulturträger und Vermittler von Weltwissen. In den fast zehn Jahren an ihrer Schule hat sie Zweisprachigkeit nie als Problem bei Schülern erlebt. Eines gibt sie jedoch zu bedenken:
Viele Eltern sagen von sich aus: Ich spreche doch mit meinem Kind deutsch. Aber dieser Wille allein – wenn ich es nicht richtig kompetent mache – der führt nicht dazu, dass das Deutsche verbessert wird. Dann ist es auf jeden Fall sinnvoller, mit dem Kind die Muttersprache richtig konsequent zu sprechen.
Die Klasse 2b der Aziz-Nesin-Grundschule in Berlin-Kreuzberg beim Deutschunterricht. Heute sind Wortschatzübungen an der Reihe – ganz auf die aktuelle Wetterlage abgestimmt.
Sehr schön, und welche Jahreszeit haben wir jetzt?...Winter!...Genau...
Lehrerin Renate Welsch hat sich für heute die Kleidungsstücke vorgenommen, die man in der kalten Jahreszeit braucht.
Die Mütze, die Mütze, die Handschuhe, der Pullover, der Schal, die Stiefel, der Mantel die Hose...
In der 2b sind hauptsächlich Kinder, die ihr Deutsch verbessern müssen, weil sie zwar zweisprachig erzogen werden, die dominante Sprache zu Hause aber türkisch ist.
Ich brauche im Winter...Mantel...wie heißt es richtig? Ich brauche im Winter einen Mantel.
Die Sieben- bis Achtjährigen sind konzentriert bei der Sache. In ihrem Lerneifer lassen sie sich auch nicht bremsen, wenn die Artikel-Zuordnung manchmal noch nicht so richtig klappt:
Der Kleid – ist das richtig: der Kleid? aus dem Off: das Kleid... Tamara: das Kleid...was brauchst Du dann für eine Farbe? Grün...Das Kleid...genau...
Dass Artikel und Präpositionen im Deutschen nicht einfach zu lernen sind - darüber stöhnen auch Schüler höherer Jahrgangsstufen der Aziz-Nesin-Schule. Wie beurteilen sie den Umgang mit beiden Sprachen? Welche ist leichter?
Eigentlich türkisch, weil da muss man nicht immer alles groß schreiben, fast immer nur am Anfang des Satzes und das ist eigentlich besser.
Ich fühl mich in der deutschen Sprache wohler, weil türkisch, da weiß man ja noch nicht so viel, und dann spricht man die falsche Endung oder so.
Eigentlich beide gleich, bei dem Deutschen ist es mit den Artikeln manchmal schwierig.
Mit meinem Vater rede ich türkisch mit meiner Mutter Deutsch.
Deutsch, weil ich weiß nicht so gute türkische Schimpfwörter, ich schimpf auch nicht so doll.
Im Geographieunterricht der 6b lesen die Schüler aus einem Text über die Industrie in Deutschland. Welche Rohstoffe gibt es in der Bundesrepublik fragt Lehrerin Aische Jarmurderele.
Petrol.
Tja, das war knapp daneben. "Petrol", also Erdöl, ist in Deutschland nun mal nicht als Rohstoff zu finden. Aber macht nichts, dafür sind Geographiestunden ja da, daß man sich zum Schluss das Richtige merkt. Inhaltlich unterliegt der Unterricht der staatlichen Aziz-Nesin-Schule - einer von 15 Europaschulen in Berlin - dem normalen Rahmenplan des Landes. Einziger Unterschied: Strikte Zweisprachigkeit in allen Fächern. Dass gerade Türkisch gleichberechtigt neben dem Deutschen steht, bedeutet für Christel Kottmann-Mentz, Rektorin der Schule, mehr als nur Sprachkompetenz – sowohl für Kinder aus zweisprachigen Familien, als auch für Schüler aus reinen Migrantenfamilien:
Das heißt, dass sie ihr Türkischsein über diese Sprache und über die Anerkennung der Kultur hier bei uns akzeptiert sehen und sich selbst auch akzeptiert fühlen.
In Berlin, wo die türkische Sprache oft mit sozialen Brennpunkten in Zusammenhang gebracht wird, bedeutet das eine Aufwertung der türkischen Kultur – für Kottmann-Mentz eine dringend notwendige Image-Verbesserung. Mehrsprachige Erziehung – egal in welchen Sprachen – hat für sie nur Vorteile. Denn Sprache ist Kulturträger und Vermittler von Weltwissen. In den fast zehn Jahren an ihrer Schule hat sie Zweisprachigkeit nie als Problem bei Schülern erlebt. Eines gibt sie jedoch zu bedenken:
Viele Eltern sagen von sich aus: Ich spreche doch mit meinem Kind deutsch. Aber dieser Wille allein – wenn ich es nicht richtig kompetent mache – der führt nicht dazu, dass das Deutsche verbessert wird. Dann ist es auf jeden Fall sinnvoller, mit dem Kind die Muttersprache richtig konsequent zu sprechen.