Die Räume sind abgedunkelt, die schwarz-weißen Fotos auf Glas gezogen, von hinten beleuchtet - ihre Wirkung wird dadurch noch stärker. Fotos aus dem Archiv des Nazihetzblattes "Der Stürmer", aus tschechischen und russischen Archiven, private Fotos ehemaliger Zwangsarbeiter.
"Ich denke, es ist die wichtigste Ausstellung nach der Wehrmachtsausstellung aus den 1990er-Jahren, weil es ein Stück nationalsozialistischer Gesamtgeschichte in einer umfangreichen Dimension auffächert, wie es bislang noch nicht geschehen ist",
sagt Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin. Fotos, Dokumente, wenige Videos, kaum Artefakte. Moderne Medien unterstützen, ohne eine Realität nachträglich zu inszenieren. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Buchenwald:
"Sie werden in dieser Ausstellung nichts Pathetisches finden, Sie werden in dieser Ausstellung keine Moralkeule finden, oder einen erhobenen Zeigefinger. Wenn Sie etwas finden, dann - ich hätte fast gesagt - anteilnehmende Lakonie, im Sinne, das ist passiert, das mussten Menschen aus folgenden Gründen erfahren, aushalten und in ihrer Erinnerung auch damit irgendwie zurechtkommen."
60 Schicksale von 20 Millionen haben die Kuratoren herausgegriffen, an den Hörstationen in der Mitte der Räume erzählen diese 60 den Besuchern von der Zwangsarbeit in der Rüstungsfabrik, in der Landwirtschaft, im Straßenbau. Von schlechten, aber auch guten Erfahrungen mit den Deutschen - der polnische Jude Marian Turski, Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald:
"Wenn ein deutscher Vormann ein Auge zudrückte, wenn wir nicht arbeiteten, wenn ein deutscher Meister ein Butterbrot so zurückließ, dass die anderen nicht merkten, dass wir es mitnahmen, das ist sehr wichtig. Die guten Taten sind noch in unserem Gedächtnis."
Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft hat die Ausstellung über Zwangsarbeit in der NS-Zeit initiiert und finanziert. Vorstand Günter Saathoff erhofft sich eine Debatte darüber, wie die deutsche Gesellschaft, sprich, jeder einzelne, mit den Zwangsarbeitern damals umgegangen ist.
"Die wichtigste Dimension, die wir in der Diskussion erwarten können, ist die, dass nachgewiesen wird, wie intensiv die gesamte deutsche Gesellschaft einbezogen war. Nicht nur die staatlichen Organe, nicht nur die Wehrmacht, nicht nur Einsatzgruppen, sondern dass es alltägliches Unrecht war, das geht einem im doppelten Sinne nach."
Es ist eine Exposition über Opfer und Täter geworden, über Ursache und Wirkung. Und sie zeigt: Zwangsarbeit im NS-Staat war nicht einfach eine Begleiterscheinung des Kriegs. Volkhard Knigge:
"Es ist eine Ausstellung über die Tiefendurchdringung, die nationalsozialistische Tiefendurchdringung der deutschen Gesellschaft und den Rassismus als Kernbestandteil dieser Zwangsarbeit."
Die auch das lange zähe Ringen um eine Entschädigung der Zwangsarbeiter thematisiert. Erst nach massivem politischem und gesellschaftlichem Druck und mehrerer Sammelklagen in den USA zeigte sich die deutsche Wirtschaft bereit, insgesamt 5,4 Milliarden Euro in den Zwangsarbeiterfonds einzuzahlen, aus dem 1,7 Millionen Überlebende eine Entschädigung erhielten. Der Historiker Jens-Christian Wagner erinnert daran, dass nicht alle Zwangsarbeiter berücksichtigt worden sind.
"Bis heute sind große Gruppen von Zwangsarbeitern, man denke an die sowjetischen Kriegsgefangenen und die italienischen Militärinternierten, nicht entschädigt worden."
Bundespräsident Christian Wulff eröffnet heute Abend die Wanderausstellung im jüdischen Museum Berlin - nächste Station ist Warschau.
"Ich denke, es ist die wichtigste Ausstellung nach der Wehrmachtsausstellung aus den 1990er-Jahren, weil es ein Stück nationalsozialistischer Gesamtgeschichte in einer umfangreichen Dimension auffächert, wie es bislang noch nicht geschehen ist",
sagt Cilly Kugelmann, Programmdirektorin des Jüdischen Museums Berlin. Fotos, Dokumente, wenige Videos, kaum Artefakte. Moderne Medien unterstützen, ohne eine Realität nachträglich zu inszenieren. Volkhard Knigge, Direktor der Stiftung Buchenwald:
"Sie werden in dieser Ausstellung nichts Pathetisches finden, Sie werden in dieser Ausstellung keine Moralkeule finden, oder einen erhobenen Zeigefinger. Wenn Sie etwas finden, dann - ich hätte fast gesagt - anteilnehmende Lakonie, im Sinne, das ist passiert, das mussten Menschen aus folgenden Gründen erfahren, aushalten und in ihrer Erinnerung auch damit irgendwie zurechtkommen."
60 Schicksale von 20 Millionen haben die Kuratoren herausgegriffen, an den Hörstationen in der Mitte der Räume erzählen diese 60 den Besuchern von der Zwangsarbeit in der Rüstungsfabrik, in der Landwirtschaft, im Straßenbau. Von schlechten, aber auch guten Erfahrungen mit den Deutschen - der polnische Jude Marian Turski, Überlebender der Konzentrationslager Auschwitz und Buchenwald:
"Wenn ein deutscher Vormann ein Auge zudrückte, wenn wir nicht arbeiteten, wenn ein deutscher Meister ein Butterbrot so zurückließ, dass die anderen nicht merkten, dass wir es mitnahmen, das ist sehr wichtig. Die guten Taten sind noch in unserem Gedächtnis."
Die Stiftung Erinnerung, Verantwortung, Zukunft hat die Ausstellung über Zwangsarbeit in der NS-Zeit initiiert und finanziert. Vorstand Günter Saathoff erhofft sich eine Debatte darüber, wie die deutsche Gesellschaft, sprich, jeder einzelne, mit den Zwangsarbeitern damals umgegangen ist.
"Die wichtigste Dimension, die wir in der Diskussion erwarten können, ist die, dass nachgewiesen wird, wie intensiv die gesamte deutsche Gesellschaft einbezogen war. Nicht nur die staatlichen Organe, nicht nur die Wehrmacht, nicht nur Einsatzgruppen, sondern dass es alltägliches Unrecht war, das geht einem im doppelten Sinne nach."
Es ist eine Exposition über Opfer und Täter geworden, über Ursache und Wirkung. Und sie zeigt: Zwangsarbeit im NS-Staat war nicht einfach eine Begleiterscheinung des Kriegs. Volkhard Knigge:
"Es ist eine Ausstellung über die Tiefendurchdringung, die nationalsozialistische Tiefendurchdringung der deutschen Gesellschaft und den Rassismus als Kernbestandteil dieser Zwangsarbeit."
Die auch das lange zähe Ringen um eine Entschädigung der Zwangsarbeiter thematisiert. Erst nach massivem politischem und gesellschaftlichem Druck und mehrerer Sammelklagen in den USA zeigte sich die deutsche Wirtschaft bereit, insgesamt 5,4 Milliarden Euro in den Zwangsarbeiterfonds einzuzahlen, aus dem 1,7 Millionen Überlebende eine Entschädigung erhielten. Der Historiker Jens-Christian Wagner erinnert daran, dass nicht alle Zwangsarbeiter berücksichtigt worden sind.
"Bis heute sind große Gruppen von Zwangsarbeitern, man denke an die sowjetischen Kriegsgefangenen und die italienischen Militärinternierten, nicht entschädigt worden."
Bundespräsident Christian Wulff eröffnet heute Abend die Wanderausstellung im jüdischen Museum Berlin - nächste Station ist Warschau.