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Die "Doktamed" für den Doktor

Auf der Messe "Doktamed" sollen Medizin-Studierenden Informationen für die Promotion finden. Zwar ist der "Dr. Med" für eine Zulassung oder Anstellung keine Voraussetzung, doch für fast alle zukünftigen Mediziner eine Selbstverständlichkeit. Doch wie findet man das richtige Thema für die Doktorarbeit?

Von Tanja Gronde | 25.06.2009
    Gespannt verfolgen rund 200 Studentinnen und Studenten die Checkliste von Professor Stefan Endress. Der Forschungsdekan an der Ludwig-Maximilians-Universität in München ist einer der Gastredner bei der Doktamed. Zwei Tage lang versuchen ehemalige Medizin-Studenten Licht in den Dschungel des Promotions-Wirr-Warrs zu bringen. Für Constantin Dimitriadis, mittlerweile Assistenzarzt in der Neurologie, waren die Jahre mit der Doktorarbeit eine schwierige Zeit.

    "Das Thema war nicht so wie erwartet, die Betreuung war nicht so, wie man dachte, die Methoden nicht so etabliert. Es hat viel länger gedauert und nicht zu so guten Ergebnissen geführt."

    Deswegen hat Constantin Dimitiadis zusammen mit Kollegen des Mentoring-Programms an der LMU die "Doktamed" ins Leben gerufen, als Art Doktoranden-Messe.

    "Wenn man Mediziner miteinander sprechen hört und wenn das Wort Doktorarbeit angesprochen wird, dann sieht man in der Gesichtsmuskulatur die entsprechende Mimik. Das ist einfach ein Leidensthema."

    Eine Umfrage im Vorfeld hat gezeigt: 98 Prozent der rund 800 befragten Medizinstudentinnen und Studenten an der LMU wollen promovieren, wissen aber nicht, wie sie es angehen sollen. Sie nehmen das erstbeste Thema, teilweise ohne den Doktorvater oder die Forschungsmethodik zu kennen. Da wird der Doktorhut zum Speck in der Mausfalle, weiß Organiator Philipp von der Borch.

    "Es kann vorkommen, dass Studenten damit gelockt werden, dass sie diesen Doktor machen und dafür viel Arbeit investieren und dafür dann verbraucht werden, statt dass mit ihnen auf ein Ziel hin gearbeitet wird. Außerdem ist man auch in einem Abhängigkeitsverhältnis mit dem Doktorvater und kann sich nicht einfach auf die Straße stellen und sagen: Dieser Prof beutet einen aus."

    Diese Erfahrung hat Philipp von der Borch bei seiner Promotionsarbeit nicht machen müssen. Nach nur einer Woche hat er die korrigierte Version wieder. Neben dem Hörsaal haben die Arbeitsgruppen ihre Stände aufgebaut und erklären das Angebot. Benjamin Luchting tut dies für die Anästäsiologie. Die eine fragen, die andere stehen Rede und Antwort.

    "Ich bin Doktorandin, ich habe das alles selbst miterlebt und ich sage den Leute schon was die Vor- und Nachteile sind. Klar müssen die sich bei einer experimentellen Arbeit darauf einstellen, dass sie nicht innerhalb von drei bis sechs Monaten fertig sind, sondern dass sie zusätzlich noch zeit brauchen werden. Dafür ist die Betreuung bei uns super."

    In den Gängen sind Poster aufgebaut, an denen die künftigen Ärzte und Forscher über ihre Arbeit reden, zum Beispiel über eine Doktorarbeit in Houston. Denn mit internationalen Erfahrungen und einer Publikation im Fachmagazin "Nature" oder "Science" kann der junge Doktor punkten, ob im Krankenhaus oder im Labor.

    Workshops in Time-Managment, Rhetorik und wissenschaftlicher Arbeit runden das Angebot der "Doktamed" ab. Die 150 Plätze waren im Nu ausgebucht, so die Veranstalter, doch das Wichtigste der Messe ist der Austausch mit den anderen, sagen diese Sechstsemester:

    "Eine sehr gute Anlaufstelle, weil einem hier Namen genannt werden, die ich noch nicht auf dem Zettel hatte. Hier hat man direkte Ansprechpartner, die einem sagen können: Hier ist eine andere Doktorandin, die Du gleich befragen kannst."

    "Dass es hier gut ist, weil man mit den verschiedenen Leuten ins Gespräch kommt. Es gibt auch viele Ansprechpartner und man kann Informationen bekommen, an die man in einem frühen Stadium des Studiums nicht denken würde."

    Denn am Ende zählt für die Auswahl der richtigen Doktorarbeit: Das Bauchgefühl.