Bei erwachsenen Menschen wie bei ausgewachsenen Mäusen ist die Sache klar. Die modernen Antidepressiva, die so genannten Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer, sind in der Lage Depression und Ängstlichkeit zurückzudrängen. Furchtsame Nager, die sich sonst kaum zu rühren wagen, rennen unter Prozac auf gefährliche, hell erleuchtete Flächen, um an einen Leckerbissen zu kommen. Im Gehirn verstärken Prozac und verwandte Substanzen die Wirkung des Botenstoffes Serotonin und schwächen so die Symptome einer Depression. Mark Ansorge von der Columbia Universität in New York wollte wissen, ob sich Mäuse während ihrer Gehirnentwicklung sozusagen auf mutig programmieren lassen, einfach indem man ihnen für kurze Zeit Antidepressiva verabreicht.
Wir haben den Mäusen täglich Prozac gegeben. Dann haben wir drei Monate lang gewartet. Die Mäuse haben ganz normal weitergelebt und wir haben nach drei Monaten die Mäuse verhaltensbiologisch analysiert und gesehen, dass die Mäuse ängstlich, depressiv waren.
Es war paradox, erwachsenen Mäusen flößen diese Medikamente Mut ein, die Jungtiere dagegen wurden ängstlicher, und das Monate nach dem Absetzen der Pillen. Mark Ansorge vermutet, dass dafür eine Doppelrolle des Serotonin verantwortlich ist. Im erwachsenen Gehirn wirkt Serotonin als Neurotransmitter: Es überträgt Signale von einer Zelle zur nächsten. Während der Entwicklung des Gehirns ist Serotonin aber auch ein wichtiger Wachstumsfaktor, der die Vermehrung und Verschaltung der Nerven beeinflusst.
Die Manipulation des serotonergen Systems während dieser frühen Entwicklungsphase, in der Serotonin auch als Wachstumsfaktor wirkt, ist wahrscheinlich die Grundlage dafür, dass wir diese unterschiedlichen Effekte sehen.
Das Gehirn der Mäuse wurde auf Dauer verändert, sie waren weniger neugierig, weniger wagemutig, dafür reagieren sie empfindlicher auf Stress. Insgesamt hatte sie das Antidepressivum depressiv gemacht, soweit sich das bei Mäusen eben sagen lässt. In den Experimenten in New York erhielten die Nager das Medikament kurz nach ihrer Geburt. Was die Gehirnentwicklung betrifft, ähneln sie zu dieser Zeit menschlichen Feten am Ende des zweiten Drittels der Schwangerschaft. Ob das ungeborene Kind leidet, wenn die Mutter Antidepressiva erhält, weiß aber auch Mark Ansorge nicht:
Es ist extrem schwierig, darüber irgendwelche Aussagen zu machen, da wir diese Untersuchungen in einem Modellsystem gemacht haben, das vom Menschen ziemlich weit weg ist. Deswegen ist es auch extrem gefährlich, da irgendwelche Aussagen zu machen. Aber es ist in jedem Fall klar, dass wir hoffen, dass durch unsere Arbeit humane Studien gefördert und verstärkt werden, die sich diese spezifischen Auswirkungen anschauen.
Solche Studien sind wichtig, schließlich sind die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Medikamente der Wahl, wenn sich die Depression einer Schwangeren nicht mit einer Psychotherapie allein in den Griff bekommen lässt.
An der Emory Universität untersucht Professor Paul Plotsky die Wirkung der Antidepressiva auf das sich entwickelnde Kind. Für sichere Aussagen ist der Beobachtungszeitraum noch zu kurz, aber es deutet sich an, dass zumindest das Stresssystem dieser Kinder ein klein wenig aktiver ist. Ob das die Kinder in zehn, zwanzig Jahren beeinträchtigen wird, kann noch niemand sagen. Diesem nur möglichen Risiko steht aber ein ganz direkter Nutzen der Behandlung von depressiven Schwangeren gegenüber meint Paul Plotsky:
Die Mehrheit dieser Frauen fordert eine Behandlung von uns. Manche hatten bei einer früheren Schwangerschaft eine Depression, sie wollen das nicht noch einmal durchmachen. Sie hatten Selbstmordgedanken oder wollten ihr Kind sogar töten. Man steckt in einem Zwiespalt, denn sie sind wirklich behandlungsbedürftig. Medizin ist immer eine Güterabwägung, und wir denken, eine depressive Mutter zu haben, ist schlimmer für das Kind als die kaum erforschten Effekte der Serotonin Wiederaufnahme Hemmer.
Selbst wenn sich dieser Effekt bestätigen sollte, so erhöhen die Medikamente das Risiko, später an einer Depression zu erkranken, wohl nur geringfügig. Wenn die Krankheit aber tatsächlich ausbricht, sind die Patienten paradoxerweise auf die gleichen Medikamenten angewiesen, die als ein Faktor unter vielen an der Entstehung ihrer Depression beteiligt waren.
Wir haben den Mäusen täglich Prozac gegeben. Dann haben wir drei Monate lang gewartet. Die Mäuse haben ganz normal weitergelebt und wir haben nach drei Monaten die Mäuse verhaltensbiologisch analysiert und gesehen, dass die Mäuse ängstlich, depressiv waren.
Es war paradox, erwachsenen Mäusen flößen diese Medikamente Mut ein, die Jungtiere dagegen wurden ängstlicher, und das Monate nach dem Absetzen der Pillen. Mark Ansorge vermutet, dass dafür eine Doppelrolle des Serotonin verantwortlich ist. Im erwachsenen Gehirn wirkt Serotonin als Neurotransmitter: Es überträgt Signale von einer Zelle zur nächsten. Während der Entwicklung des Gehirns ist Serotonin aber auch ein wichtiger Wachstumsfaktor, der die Vermehrung und Verschaltung der Nerven beeinflusst.
Die Manipulation des serotonergen Systems während dieser frühen Entwicklungsphase, in der Serotonin auch als Wachstumsfaktor wirkt, ist wahrscheinlich die Grundlage dafür, dass wir diese unterschiedlichen Effekte sehen.
Das Gehirn der Mäuse wurde auf Dauer verändert, sie waren weniger neugierig, weniger wagemutig, dafür reagieren sie empfindlicher auf Stress. Insgesamt hatte sie das Antidepressivum depressiv gemacht, soweit sich das bei Mäusen eben sagen lässt. In den Experimenten in New York erhielten die Nager das Medikament kurz nach ihrer Geburt. Was die Gehirnentwicklung betrifft, ähneln sie zu dieser Zeit menschlichen Feten am Ende des zweiten Drittels der Schwangerschaft. Ob das ungeborene Kind leidet, wenn die Mutter Antidepressiva erhält, weiß aber auch Mark Ansorge nicht:
Es ist extrem schwierig, darüber irgendwelche Aussagen zu machen, da wir diese Untersuchungen in einem Modellsystem gemacht haben, das vom Menschen ziemlich weit weg ist. Deswegen ist es auch extrem gefährlich, da irgendwelche Aussagen zu machen. Aber es ist in jedem Fall klar, dass wir hoffen, dass durch unsere Arbeit humane Studien gefördert und verstärkt werden, die sich diese spezifischen Auswirkungen anschauen.
Solche Studien sind wichtig, schließlich sind die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer die Medikamente der Wahl, wenn sich die Depression einer Schwangeren nicht mit einer Psychotherapie allein in den Griff bekommen lässt.
An der Emory Universität untersucht Professor Paul Plotsky die Wirkung der Antidepressiva auf das sich entwickelnde Kind. Für sichere Aussagen ist der Beobachtungszeitraum noch zu kurz, aber es deutet sich an, dass zumindest das Stresssystem dieser Kinder ein klein wenig aktiver ist. Ob das die Kinder in zehn, zwanzig Jahren beeinträchtigen wird, kann noch niemand sagen. Diesem nur möglichen Risiko steht aber ein ganz direkter Nutzen der Behandlung von depressiven Schwangeren gegenüber meint Paul Plotsky:
Die Mehrheit dieser Frauen fordert eine Behandlung von uns. Manche hatten bei einer früheren Schwangerschaft eine Depression, sie wollen das nicht noch einmal durchmachen. Sie hatten Selbstmordgedanken oder wollten ihr Kind sogar töten. Man steckt in einem Zwiespalt, denn sie sind wirklich behandlungsbedürftig. Medizin ist immer eine Güterabwägung, und wir denken, eine depressive Mutter zu haben, ist schlimmer für das Kind als die kaum erforschten Effekte der Serotonin Wiederaufnahme Hemmer.
Selbst wenn sich dieser Effekt bestätigen sollte, so erhöhen die Medikamente das Risiko, später an einer Depression zu erkranken, wohl nur geringfügig. Wenn die Krankheit aber tatsächlich ausbricht, sind die Patienten paradoxerweise auf die gleichen Medikamenten angewiesen, die als ein Faktor unter vielen an der Entstehung ihrer Depression beteiligt waren.