Um Mitternacht an der Eingangsstation zum Baulas-Tamarindo-Schutzgebiet geht es zu wie in einer Taxi-Rufzentrale. Während Ranger per Funk von diversen Strandabschnitten die Ankunft der urzeitlichen Riesen melden, werden Touristen in Gruppen von 10 bis 15 Personen über Verhaltensregeln aufgeklärt: Keine Lampen und keine Fotoapparate. Das würde die Tiere stören. Und immer hinter dem Ranger bleiben. Schautafeln informieren über die dramatische Situation der Riesen-Schildkröten. Dann kann es unter der Führung von Paolo losgehen:
Unser Schutz hier muss sehr streng sein. Nur so haben wir eine gute Kontrolle über die Population. Denn dieser Strand gehört zu den drei wichtigsten Nistplätzen auf der Pazifik-Seite dieses Kontinents.
In den letzten vier Jahren wurde die Region im Nordwesten für den Tourismus verkehrstechnisch erschlossen, mit einem leider negativen Effekt des Ökotourismus: Immer mehr Hoteliers boten Schildkrötentouren an, ohne Rücksicht auf die Tiere zu nehmen. Bis zu 50 Leute standen so mit Lampen, Film- und Fotokameras bewaffnet um eine Schildkröte herum. Außerdem war der unbeaufsichtigte Strand jetzt auch auswärtigen Wilderern leichter zugänglich, was dramatische Ausmaße annahm. Kein Gelege blieb mehr verschont.
Nach einer zehnminütigen Wanderung geht es durch die Dünen Richtung Meer. Ein letzter Kontrollposten, spätestens jetzt müssen alle ihre Taschenlampen ausmachen. In der stockdunklen Nacht orientiert sich nun jeder an seinem Vordermann. Nur Paolo hat eine Infrarot-Lampe. Man vermutet, dass die Tiere dieses Licht nicht wahrnehmen. Nach ein paar Metern durch den trockenen Sand taucht im diffusen rötlichen Licht ein zweieinhalb Meter großer Koloss auf. Lederschildkröten werden bis zu 800 Kg schwer. Diese hier versucht auf hartem Schilfboden ihr Nest zu graben.
Hier ist es wohl etwas schwierig für sie. Wir müssen uns zurückziehen, bis sie einen anderen Platz gefunden hat. Dann können wir zurückkommen, aber nur ihr Schwanzende anleuchten, das stört sie nicht.
Alle drei Jahre schwimmen die weiblichen Tiere tausende Seemeilen an den Ort zurück, an dem sie einst selber zur Welt kamen - mit einem noch immer rätselhaften präzisen Navigationsinstinkt. Dort paaren sich diese elegant durch das Wasser gleitenden Meeresbewohner, um sich dann mühsam aus ihrem Element heraus den Strand hoch zu schleppen.
Wenn die Flut zu hoch ist, kommen sie zwar heraus, aber sie graben dann kein Nest, sondern gehen wieder zurück ins Meer. Und ebenso, wenn die Gezeiten sehr niedrig sind, dann ist es für sie viel zu anstrengend überhaupt herauszukommen.
Inzwischen hat das Weibchen einen sicheren Platz gefunden. Oberhalb der Flutmarke gräbt es nun im Sand mit seinen Hinterflossen eine 50 Zentimeter tiefe Grube und legt bis zu 100 tischtennisgroße Eier hinein. Ein hörbarer Kraftakt, den sie in den nächsten Nächten noch mehrmals wiederholen wird.
Die Brutpflege überlässt sie der Sonnenwärme und dem schützenden Sand. Und mittlerweile auch freiwilligen Helfern der "Aktionsgemeinschaft Artenschutz" und "Earth Watch". Die Nationalparkbehörden sind personell und finanziell schlecht ausgestattet und somit auf die Hilfe international arbeitender Naturschutzorganisationen angewiesen. Nur so kann eine flächendeckende Kontrolle des Gebietes garantiert werden. Das scheinbar zwiespältige Geschäft mit den nunmehr kontrollierten nächtlichen Touristenführungen sehen die Helfer positiv. Zumal mit den Eintrittsgeldern von immerhin 17 Dollar pro Person auch der Schutz finanziert wird.
Nein, es ist nicht wirklich ein Konflikt. Die Besucher, die hier hinkommen, begreifen ganz gut, welcher Bedrohung diese Schildkrötenart ausgesetzt ist. Und es ist gut, dass sie so ins öffentliche Bewusstsein kommen und man auch erfährt, was wir hier leisten. Also gewöhnlich sind die Besucher sehr dankbar für diese Erfahrung.
Doch obwohl der Schutz der wichtigsten Nistplätze inzwischen gut organisiert ist - die Zahl der Tiere, die die Nistplätze aufsucht, nimmt rapide ab. Denn im Wasser sind die Lederschildkröten auf sich gestellt. Im Pazifik verenden die meisten Tiere in den Netzen der immer intensiver betriebenen Industrie-Fischerei oder sie ersticken qualvoll an Plastikmüll.
Unser Schutz hier muss sehr streng sein. Nur so haben wir eine gute Kontrolle über die Population. Denn dieser Strand gehört zu den drei wichtigsten Nistplätzen auf der Pazifik-Seite dieses Kontinents.
In den letzten vier Jahren wurde die Region im Nordwesten für den Tourismus verkehrstechnisch erschlossen, mit einem leider negativen Effekt des Ökotourismus: Immer mehr Hoteliers boten Schildkrötentouren an, ohne Rücksicht auf die Tiere zu nehmen. Bis zu 50 Leute standen so mit Lampen, Film- und Fotokameras bewaffnet um eine Schildkröte herum. Außerdem war der unbeaufsichtigte Strand jetzt auch auswärtigen Wilderern leichter zugänglich, was dramatische Ausmaße annahm. Kein Gelege blieb mehr verschont.
Nach einer zehnminütigen Wanderung geht es durch die Dünen Richtung Meer. Ein letzter Kontrollposten, spätestens jetzt müssen alle ihre Taschenlampen ausmachen. In der stockdunklen Nacht orientiert sich nun jeder an seinem Vordermann. Nur Paolo hat eine Infrarot-Lampe. Man vermutet, dass die Tiere dieses Licht nicht wahrnehmen. Nach ein paar Metern durch den trockenen Sand taucht im diffusen rötlichen Licht ein zweieinhalb Meter großer Koloss auf. Lederschildkröten werden bis zu 800 Kg schwer. Diese hier versucht auf hartem Schilfboden ihr Nest zu graben.
Hier ist es wohl etwas schwierig für sie. Wir müssen uns zurückziehen, bis sie einen anderen Platz gefunden hat. Dann können wir zurückkommen, aber nur ihr Schwanzende anleuchten, das stört sie nicht.
Alle drei Jahre schwimmen die weiblichen Tiere tausende Seemeilen an den Ort zurück, an dem sie einst selber zur Welt kamen - mit einem noch immer rätselhaften präzisen Navigationsinstinkt. Dort paaren sich diese elegant durch das Wasser gleitenden Meeresbewohner, um sich dann mühsam aus ihrem Element heraus den Strand hoch zu schleppen.
Wenn die Flut zu hoch ist, kommen sie zwar heraus, aber sie graben dann kein Nest, sondern gehen wieder zurück ins Meer. Und ebenso, wenn die Gezeiten sehr niedrig sind, dann ist es für sie viel zu anstrengend überhaupt herauszukommen.
Inzwischen hat das Weibchen einen sicheren Platz gefunden. Oberhalb der Flutmarke gräbt es nun im Sand mit seinen Hinterflossen eine 50 Zentimeter tiefe Grube und legt bis zu 100 tischtennisgroße Eier hinein. Ein hörbarer Kraftakt, den sie in den nächsten Nächten noch mehrmals wiederholen wird.
Die Brutpflege überlässt sie der Sonnenwärme und dem schützenden Sand. Und mittlerweile auch freiwilligen Helfern der "Aktionsgemeinschaft Artenschutz" und "Earth Watch". Die Nationalparkbehörden sind personell und finanziell schlecht ausgestattet und somit auf die Hilfe international arbeitender Naturschutzorganisationen angewiesen. Nur so kann eine flächendeckende Kontrolle des Gebietes garantiert werden. Das scheinbar zwiespältige Geschäft mit den nunmehr kontrollierten nächtlichen Touristenführungen sehen die Helfer positiv. Zumal mit den Eintrittsgeldern von immerhin 17 Dollar pro Person auch der Schutz finanziert wird.
Nein, es ist nicht wirklich ein Konflikt. Die Besucher, die hier hinkommen, begreifen ganz gut, welcher Bedrohung diese Schildkrötenart ausgesetzt ist. Und es ist gut, dass sie so ins öffentliche Bewusstsein kommen und man auch erfährt, was wir hier leisten. Also gewöhnlich sind die Besucher sehr dankbar für diese Erfahrung.
Doch obwohl der Schutz der wichtigsten Nistplätze inzwischen gut organisiert ist - die Zahl der Tiere, die die Nistplätze aufsucht, nimmt rapide ab. Denn im Wasser sind die Lederschildkröten auf sich gestellt. Im Pazifik verenden die meisten Tiere in den Netzen der immer intensiver betriebenen Industrie-Fischerei oder sie ersticken qualvoll an Plastikmüll.