Wo heute gigantische Schubverbände oder Schaufelraddampfer wie die American Queen die Fluten des Mississippi teilen, taten das Boote verschiedener indianischer Stämme bereits vor weit mehr als 1000 Jahren. Solche Boote, mit denen die indianischen Stämme die Wasserwege befuhren, konnten durchaus mehr als zehn Meter lang sein, bis zu 20 Passagiere aufnehmen und sie waren seetüchtig.
Einer der wichtigsten Wasserwege, die aus dem Golf von Mexiko ins Binnenland führen, ist der Mississippi. Lange bevor die Einwanderer aus Europa die fruchtbaren Landstriche an seinen Ufern besiedelten, war dies das Land verschiedener Indianerstämme. Alleine im Norden Mississippis befinden sich elf Siedlungen, die archäologisch dokumentiert, gesichert und besuchbar sind.
Wir haben uns mit Mark Howell an einer Holzbrücke verabredet, die zur Siedlung in Winterville führt. Er ist einer der führenden Archäologen in diesem Gebiet und Direktor der Winterville Mounds.
"Wir beginnen jetzt eine Wanderung durch die gesamte Anlage. Die innere Lagune ist von einem Wasserkanal umgeben, die wir über diese Holzbrücke erreichen. Wir haben sie entsprechend den Funden rekonstruiert. Dieser Wasserweg war früher mit dem Mississippi verbunden, sodass die Bewohner von hier aus mit Booten bis in den Golf von Mexiko paddeln konnten. Auf der Lagune mündet unser Weg auf einer großzügigen Plaza. Die Winterville-Anlage hat zwei dieser öffentlichen Plätze. Das ist in Mississippi einzigartig. Die meisten Anlagen haben nur eine Plaza."
Die Plazas waren einerseits von Wohnhütten umgeben, aber auch von einem oder mehreren sogenannten Mounds. Mounds sind meistens pyramidenförmige Erdhügel, die in vielen Fällen bis zu 30 Meter hoch waren und größtenteils heute noch vorhanden sind.
"Winterville wurde zunächst vom Stamm der Coles-Creek-Indianer gebaut. Die Coles-Creek-Kultur, die im Südosten nördlich von Natchez lebte, bauten Anlagen mit einem oder mehreren Mounds um eine Plaza herum. Typischerweise waren diese Mounds auf dem Gipfel abgeflacht und meistens befand sich auf dieser Plattform ein Gebäude."
Wir beginnen den Aufstieg auf den größten Mound der Anlage, der rundherum mit meterhohem Gras bewachsen ist. Das Klettern ist in der Sommerhitze zwar etwas schweißtreibend, aber der großartige Überblick über die unter uns liegende Plaza und die gesamte Siedlung belohnt uns für die kleine Anstrengung.
"Plazas waren eingeebnete Bereiche auf den Märkte und kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Tänze stattfanden, aber auch Spiele."
Mark Howell ist auch Musikarchäologe und hat die typischen Instrumente und Gesänge der indianischen Stämme über viele Jahre erforscht.
"Das ist das Beispiel eines Spring- oder Stampftanzes der Chactaw-Indianer. Es ist der wichtigste Tanz der Mais-Zeremonie beim Erntedankfest. Wir nennen diese Form des Gesangs "Ruf"- und-"Antwort"-Gesang. Ein Anführer ruft und die Gruppe antwortet. Das sind interessanterweise keine wirklichen Worte aus der Chactaw-Sprache. Wir nennen sie "Vocalbles" oder "Non Sence Sylables". Diese Silben haben vordergründig keinen Sinn. Möglicherweise haben sie eine Art Bedeutung, die wir noch nicht verstehen."
Nach den Coles-Creek-Indianern wurde diese Anlage von den Stämmen der Cahokia beeinflusst, erzählt Mark Howell, die nördlich von St. Louis mit über 100 Mounds die größte Siedlung nördlich von Mexiko erbaut und bewohnt hatten.
"Der archäologische Befund zeigt uns, dass die Bewohner, bevor sie einen dieser Mounds bauten, die gesamte Anlagenfläche einebneten, indem sie Unmengen an Erde hierher bewegten. Allein die Grundfläche ist bis zu zwei Meter höher als das ursprüngliche Erdreich. Erst dann begannen sie mit den Erdarbeiten oberhalb der Ebene. Es war ein Mammutprojekt und es ist unglaublich, wie sie das bewältigt haben."
Die Erde wurde in Körben aus Zuckerrohrschilf mit einem Fassungsvermögen von 1,5 Kubikfuß transportiert. Einer der größeren Mounds hat alleine ein Volumen von einer Million Kubikfuß. Nach heutigen Erkenntnissen betrug die Bauzeit der gesamten Siedlung zwei Generationen. In einem kleinen Museum in der Nähe der Holzbrücke hat Mark Howell interessante Artefakte ausgestellt, die in verschiedenen Grabungen gefunden wurden und das Leben der Menschen in dieser Anlage dokumentieren.
Wir verlassen nun Winterville und folgen den alten Wegen, mit denen die Siedlungen in früheren Tagen miteinander vernetzt waren in südlicher Richtung. Die Landschaft am Ostufer des Mississippi ist flach wie am Niederrhein und solche Mounds sind auch nach Jahrhunderten von Weitem sichtbar. Am State Highway 7 führt uns Mark Howell zu den Jaketown Mounds.
"Die größte Anlage dieser Art in Mississippi sind die Jaketown Mounds, die übrigens seit ihrer Erbauung durchgehend von 1750 vor Christus bis 1500 nach Christus bewohnt war. In Belzoni kann man dazu ein kleines Museum besuchen. Am Ortseingang steht übrigens ein Schild mit der Aufschrift: Oldest City in America. Und das stimmt, denn Belzoni wurde in direkter Nachbarschaft gebaut."
Wenn die Relikte dieser frühen indianischen Siedlung auf der grünen Wiese am Waldrand auch eher unscheinbar aussehen, so wurde dieser Ort wie wir gelernt haben, über eine Zeitstrecke von 3.250 Jahren durchgehen bewohnt. Das ist in der Geschichte Nordamerikas wirklich herausragend. Unser nächstes Ziel liegt 55 Meilen weiter südlich. Der kleine Ort trägt den Namen Pocahontas und ist nach der berühmten Indianerprinzessin Pocahontas benannt, die allerdings nie in dieser Gegend gelebt hat.
"Eine wunderbare Mound Anlage sind die Pocahontas Mounds, die am Highway 49 nördlich von Jackson liegen. Die Siedlung ist zwar etwas kleiner, aber in einem neu eröffneten Museum findet man sehr interessante Artefakte, die man dort gefunden hat, beispielsweise Ohrspangen aus Kupfer."
Als Musikarchäologe hatte Mark Howell bei den Grabungen immer ein besonderes Augenmerk auf Musikinstrumente, die gefunden wurden. Eines dieser Instrumente gleicht einer Panflöte. Die einzelnen Rohre sind allerdings nicht verschieden, sondern gleich lang. Sie sind innen in unterschliedlichen Höhen mit organischem Material gestopft, wodurch die verschiedenen Tonhöhen entstehen.
Unsere Rundreise auf den Spuren und Wegen der indianischen Stämme führt uns nun von den Pocahontas Mounds in westlicher Richtung zu den Ufern des Mississippi, wo wir am südöstlichen Stadtrand der schon an sich geschichtsträchtigen Stadt Natchez die Mounds der "Grand Village Site" finden.
"Das ist das einzige Mound-Zentrum, das ungewöhnlich gut dokumentiert ist. Das haben wir den frühen französischen Einwanderern zu verdanken, die alles detailreich aufgezeichnet haben, was sie vorfanden. Die Mounds in der "Grand Village Site" von Natchez sind nicht besonders groß, aber die Siedlung ist kulturhistorisch betrachtet sehr bedeutend."
Die gefundenen Dokumente berichten beispielsweise von einem Musikinstrument, das eine ganz besondere Rolle spielte.
"Das ist ein Muschelhorn. Der Spitze wurde abgebrochen, damit man einen Ton erzeugen kann. Wir wissen aus historischen Quellen wie den Berichten von Hernando de Soto oder den französischen Forschern, dass diese Muschelhörner von den Bewohnern der Mound Siedlungen zu festlichen Anlässen gespielt wurden. Als beispielsweise der Häuptling Hernando de Soto empfing, so lesen wir, war der Anführer der Ehrenformation ein Muschelhornspieler."
Natchez ist übrigens der Ausgangspunkt des 444 Meilen langen "Natchez Trace Parkways", der einem alten Fußweg der Indianer bis nach Nashville, Tennessee, folgt. Die Indianer wiederum folgten einem Laufpfad der Bisons und anderer Tiere, die von den Auen am Mississippi entlang salzhaltiger Steine im Erdreich teils Jahrhunderte alte Wanderrouten hatten. Und entlang dieses Weges finden wir eine Reihe weiterer bemerkenswerter Mound Siedlungen.
"Eine andere Ära der indianischen Kulturen ist die "Marksville Ära". Sie steht für Mounds, die nicht wie Pyramiden mit Plateau, sondern wie Tiere geformt sind. Oder sie weisen andere geometrische Formen auf. Zwei dieser besonders interessanten Siedlungen findet man hier am "Natchez Trace Parkway". Das sind die Pharr Mounds und die Bynum Mounds. Dieser Parkway mit seinen historischen Siedlungen ist wirklich sehenswert."
Der Natchez Trace hat auf seinen 444 Meilen nur 50 Zugänge und führt durch landschaftlich reizvolle Gebiete, unter anderem auch entlang weiter fruchtbarer Felder, auf denen auch das Material für weitere Musikinstrumente wuchs, die dort gefunden wurden. Beispielsweise, die Gourd Rattle.
Die Gourd Rattle wurde aus einer Kürbisart hergestellt, die hier auf den Feldern wächst. Sie wurde ausgehöhlt, getrocknet und mit Getreidekörnern gefüllt oder anderen Materialien ähnlicher Größe, die dann auch unterschiedliche Rasselklänge erzeugten.
Von einer anderen Frucht, die in der Region am Mississippi auch heute immer noch angebaut wird, haben indianische Musiker möglicherweise ein Instrument gefertigt, dessen Verbreitung bis in unsere Schulen oder auch Orchester reicht. Die Frucht ist das Zuckerrohr und Mark Howell erzählt über seine Erkenntnisse.
"Das ist tatsächlich die älteste bekannte Blockflöte und sie stammt aus einer Zeit um 900 nach Christus. Sie wurde aus Zuckerrohr gefertigt. Außerhalb dieser Region sind keine Zuckerrohrflöten bekannt. Ich habe das Original exakt millimetergenau nachgebaut und die Tonlöcher mit den gleichen Abständen gebohrt. Sie ist also genau wie das Original intoniert. Wenn man sie anspielt, hört man genau die Noten, die vor tausend Jahren gespielt wurden."
Am Ende unserer Rundreise zu den Mounds in Mississippi wurde uns klar: Nicht nur die tausend Jahre alten Klänge, die wir hörten, auch das was uns diese Hochkulturen an den Orten hinterlassen haben, wo sie lebten, ist nach so vielen Jahren immer noch hautnah inmitten unserer modernen Siedlungen erlebbar. Man muss sich nur aufmachen und diesen Spuren folgen.
Einer der wichtigsten Wasserwege, die aus dem Golf von Mexiko ins Binnenland führen, ist der Mississippi. Lange bevor die Einwanderer aus Europa die fruchtbaren Landstriche an seinen Ufern besiedelten, war dies das Land verschiedener Indianerstämme. Alleine im Norden Mississippis befinden sich elf Siedlungen, die archäologisch dokumentiert, gesichert und besuchbar sind.
Wir haben uns mit Mark Howell an einer Holzbrücke verabredet, die zur Siedlung in Winterville führt. Er ist einer der führenden Archäologen in diesem Gebiet und Direktor der Winterville Mounds.
"Wir beginnen jetzt eine Wanderung durch die gesamte Anlage. Die innere Lagune ist von einem Wasserkanal umgeben, die wir über diese Holzbrücke erreichen. Wir haben sie entsprechend den Funden rekonstruiert. Dieser Wasserweg war früher mit dem Mississippi verbunden, sodass die Bewohner von hier aus mit Booten bis in den Golf von Mexiko paddeln konnten. Auf der Lagune mündet unser Weg auf einer großzügigen Plaza. Die Winterville-Anlage hat zwei dieser öffentlichen Plätze. Das ist in Mississippi einzigartig. Die meisten Anlagen haben nur eine Plaza."
Die Plazas waren einerseits von Wohnhütten umgeben, aber auch von einem oder mehreren sogenannten Mounds. Mounds sind meistens pyramidenförmige Erdhügel, die in vielen Fällen bis zu 30 Meter hoch waren und größtenteils heute noch vorhanden sind.
"Winterville wurde zunächst vom Stamm der Coles-Creek-Indianer gebaut. Die Coles-Creek-Kultur, die im Südosten nördlich von Natchez lebte, bauten Anlagen mit einem oder mehreren Mounds um eine Plaza herum. Typischerweise waren diese Mounds auf dem Gipfel abgeflacht und meistens befand sich auf dieser Plattform ein Gebäude."
Wir beginnen den Aufstieg auf den größten Mound der Anlage, der rundherum mit meterhohem Gras bewachsen ist. Das Klettern ist in der Sommerhitze zwar etwas schweißtreibend, aber der großartige Überblick über die unter uns liegende Plaza und die gesamte Siedlung belohnt uns für die kleine Anstrengung.
"Plazas waren eingeebnete Bereiche auf den Märkte und kulturelle Veranstaltungen wie beispielsweise Tänze stattfanden, aber auch Spiele."
Mark Howell ist auch Musikarchäologe und hat die typischen Instrumente und Gesänge der indianischen Stämme über viele Jahre erforscht.
"Das ist das Beispiel eines Spring- oder Stampftanzes der Chactaw-Indianer. Es ist der wichtigste Tanz der Mais-Zeremonie beim Erntedankfest. Wir nennen diese Form des Gesangs "Ruf"- und-"Antwort"-Gesang. Ein Anführer ruft und die Gruppe antwortet. Das sind interessanterweise keine wirklichen Worte aus der Chactaw-Sprache. Wir nennen sie "Vocalbles" oder "Non Sence Sylables". Diese Silben haben vordergründig keinen Sinn. Möglicherweise haben sie eine Art Bedeutung, die wir noch nicht verstehen."
Nach den Coles-Creek-Indianern wurde diese Anlage von den Stämmen der Cahokia beeinflusst, erzählt Mark Howell, die nördlich von St. Louis mit über 100 Mounds die größte Siedlung nördlich von Mexiko erbaut und bewohnt hatten.
"Der archäologische Befund zeigt uns, dass die Bewohner, bevor sie einen dieser Mounds bauten, die gesamte Anlagenfläche einebneten, indem sie Unmengen an Erde hierher bewegten. Allein die Grundfläche ist bis zu zwei Meter höher als das ursprüngliche Erdreich. Erst dann begannen sie mit den Erdarbeiten oberhalb der Ebene. Es war ein Mammutprojekt und es ist unglaublich, wie sie das bewältigt haben."
Die Erde wurde in Körben aus Zuckerrohrschilf mit einem Fassungsvermögen von 1,5 Kubikfuß transportiert. Einer der größeren Mounds hat alleine ein Volumen von einer Million Kubikfuß. Nach heutigen Erkenntnissen betrug die Bauzeit der gesamten Siedlung zwei Generationen. In einem kleinen Museum in der Nähe der Holzbrücke hat Mark Howell interessante Artefakte ausgestellt, die in verschiedenen Grabungen gefunden wurden und das Leben der Menschen in dieser Anlage dokumentieren.
Wir verlassen nun Winterville und folgen den alten Wegen, mit denen die Siedlungen in früheren Tagen miteinander vernetzt waren in südlicher Richtung. Die Landschaft am Ostufer des Mississippi ist flach wie am Niederrhein und solche Mounds sind auch nach Jahrhunderten von Weitem sichtbar. Am State Highway 7 führt uns Mark Howell zu den Jaketown Mounds.
"Die größte Anlage dieser Art in Mississippi sind die Jaketown Mounds, die übrigens seit ihrer Erbauung durchgehend von 1750 vor Christus bis 1500 nach Christus bewohnt war. In Belzoni kann man dazu ein kleines Museum besuchen. Am Ortseingang steht übrigens ein Schild mit der Aufschrift: Oldest City in America. Und das stimmt, denn Belzoni wurde in direkter Nachbarschaft gebaut."
Wenn die Relikte dieser frühen indianischen Siedlung auf der grünen Wiese am Waldrand auch eher unscheinbar aussehen, so wurde dieser Ort wie wir gelernt haben, über eine Zeitstrecke von 3.250 Jahren durchgehen bewohnt. Das ist in der Geschichte Nordamerikas wirklich herausragend. Unser nächstes Ziel liegt 55 Meilen weiter südlich. Der kleine Ort trägt den Namen Pocahontas und ist nach der berühmten Indianerprinzessin Pocahontas benannt, die allerdings nie in dieser Gegend gelebt hat.
"Eine wunderbare Mound Anlage sind die Pocahontas Mounds, die am Highway 49 nördlich von Jackson liegen. Die Siedlung ist zwar etwas kleiner, aber in einem neu eröffneten Museum findet man sehr interessante Artefakte, die man dort gefunden hat, beispielsweise Ohrspangen aus Kupfer."
Als Musikarchäologe hatte Mark Howell bei den Grabungen immer ein besonderes Augenmerk auf Musikinstrumente, die gefunden wurden. Eines dieser Instrumente gleicht einer Panflöte. Die einzelnen Rohre sind allerdings nicht verschieden, sondern gleich lang. Sie sind innen in unterschliedlichen Höhen mit organischem Material gestopft, wodurch die verschiedenen Tonhöhen entstehen.
Unsere Rundreise auf den Spuren und Wegen der indianischen Stämme führt uns nun von den Pocahontas Mounds in westlicher Richtung zu den Ufern des Mississippi, wo wir am südöstlichen Stadtrand der schon an sich geschichtsträchtigen Stadt Natchez die Mounds der "Grand Village Site" finden.
"Das ist das einzige Mound-Zentrum, das ungewöhnlich gut dokumentiert ist. Das haben wir den frühen französischen Einwanderern zu verdanken, die alles detailreich aufgezeichnet haben, was sie vorfanden. Die Mounds in der "Grand Village Site" von Natchez sind nicht besonders groß, aber die Siedlung ist kulturhistorisch betrachtet sehr bedeutend."
Die gefundenen Dokumente berichten beispielsweise von einem Musikinstrument, das eine ganz besondere Rolle spielte.
"Das ist ein Muschelhorn. Der Spitze wurde abgebrochen, damit man einen Ton erzeugen kann. Wir wissen aus historischen Quellen wie den Berichten von Hernando de Soto oder den französischen Forschern, dass diese Muschelhörner von den Bewohnern der Mound Siedlungen zu festlichen Anlässen gespielt wurden. Als beispielsweise der Häuptling Hernando de Soto empfing, so lesen wir, war der Anführer der Ehrenformation ein Muschelhornspieler."
Natchez ist übrigens der Ausgangspunkt des 444 Meilen langen "Natchez Trace Parkways", der einem alten Fußweg der Indianer bis nach Nashville, Tennessee, folgt. Die Indianer wiederum folgten einem Laufpfad der Bisons und anderer Tiere, die von den Auen am Mississippi entlang salzhaltiger Steine im Erdreich teils Jahrhunderte alte Wanderrouten hatten. Und entlang dieses Weges finden wir eine Reihe weiterer bemerkenswerter Mound Siedlungen.
"Eine andere Ära der indianischen Kulturen ist die "Marksville Ära". Sie steht für Mounds, die nicht wie Pyramiden mit Plateau, sondern wie Tiere geformt sind. Oder sie weisen andere geometrische Formen auf. Zwei dieser besonders interessanten Siedlungen findet man hier am "Natchez Trace Parkway". Das sind die Pharr Mounds und die Bynum Mounds. Dieser Parkway mit seinen historischen Siedlungen ist wirklich sehenswert."
Der Natchez Trace hat auf seinen 444 Meilen nur 50 Zugänge und führt durch landschaftlich reizvolle Gebiete, unter anderem auch entlang weiter fruchtbarer Felder, auf denen auch das Material für weitere Musikinstrumente wuchs, die dort gefunden wurden. Beispielsweise, die Gourd Rattle.
Die Gourd Rattle wurde aus einer Kürbisart hergestellt, die hier auf den Feldern wächst. Sie wurde ausgehöhlt, getrocknet und mit Getreidekörnern gefüllt oder anderen Materialien ähnlicher Größe, die dann auch unterschiedliche Rasselklänge erzeugten.
Von einer anderen Frucht, die in der Region am Mississippi auch heute immer noch angebaut wird, haben indianische Musiker möglicherweise ein Instrument gefertigt, dessen Verbreitung bis in unsere Schulen oder auch Orchester reicht. Die Frucht ist das Zuckerrohr und Mark Howell erzählt über seine Erkenntnisse.
"Das ist tatsächlich die älteste bekannte Blockflöte und sie stammt aus einer Zeit um 900 nach Christus. Sie wurde aus Zuckerrohr gefertigt. Außerhalb dieser Region sind keine Zuckerrohrflöten bekannt. Ich habe das Original exakt millimetergenau nachgebaut und die Tonlöcher mit den gleichen Abständen gebohrt. Sie ist also genau wie das Original intoniert. Wenn man sie anspielt, hört man genau die Noten, die vor tausend Jahren gespielt wurden."
Am Ende unserer Rundreise zu den Mounds in Mississippi wurde uns klar: Nicht nur die tausend Jahre alten Klänge, die wir hörten, auch das was uns diese Hochkulturen an den Orten hinterlassen haben, wo sie lebten, ist nach so vielen Jahren immer noch hautnah inmitten unserer modernen Siedlungen erlebbar. Man muss sich nur aufmachen und diesen Spuren folgen.