" Es ist mit mathematischer Schärfe bewiesen, dass es dem Menschen ganz unmöglich ist, sich in die Lüfte zu erheben. "
Ein Jahr nach dieser apodiktischen Feststellung des Wissenschaftlers Joseph Jérôme Lalande war der Beweis des Gegenteils erbracht. Am 21. November 1783 erhoben sich zum ersten Mal, nach Jahrhunderten vergeblicher Versuche, Menschen in die Lüfte. Möglich machte es ein riesenhafter Ball aus Papier, Leinwand und viel warmer Luft, eine Erfindung der Brüder Joseph-Michel und Jacques-Etienne Montgolfier, Papierfabrikanten aus Annonay bei Lyon. Beim Start des Ballons vor dem Schloss La Muette bei Paris waren allerdings nicht die Erfinder an Bord, sondern der Physiker Jean-François Pilâtre de Rozier und ein Offizier. Das Publikum war gebannt:
"Es war recht majestätisch anzusehen, als diese große Masse von der Erde in die Höhe fuhr, und als die beyden unerschrockenen Reisenden die Hüthe abnahmen, schauderte man für ihren kühnen Entschluß, und verschiedene Frauenzimmer wurden ohnmächtig."
Sie schwebten über die Seine und über die Dächer von Paris und landeten sanft auf einem Feld. Benjamin Franklin, der unter den Zuschauern war, schrieb:
"Einige Monate zuvor wäre die Vorstellung von Hexen, die auf einem Besenstiel durch die Luft reiten und von Wissenschaftlern auf einem Sack mit Rauch gleichermaßen unmöglich und lächerlich erschienen."
Nur zehn Tage später stieg der Physikprofessor Jacques Charles mitten in Paris gen Himmel auf, doch anstelle von Heißluft wie die Brüder Montgolfier benutzte er Wasserstoffgas. Dreihunderttausend Menschen sahen der Luftfahrt zu und teilten vermutlich das Urteil Christoph Martin Wielands:
"Die Sache ist das größte, was Menschenwitz und Menschenkunst jemals seit Erfindung der Wasserschiffahrt hervorgebracht haben."
Wie der Wind verbreitete sich das "aerostatische Fieber" in ganz Europa. Tabakdosen, Fächer und Blumenvasen wurden mit Ballons bemalt, Tischuhren, Sessellehnen und Vogelkäfige in Ballonform gebracht, man trug Ballonröcke, Ballonärmel und Ballonhüte. Mit Begeisterung ließ man Ballons und Ballönchen steigen, auch der Geheime Rat von Goethe in Weimar:
"Die Luftballone werden entdeckt. Einiger Verdruß, es nicht selbst entdeckt zu haben."
In Frankreich gingen Dutzende von Aeronauten in die Luft, wobei sich eine erbitterte Fehde zwischen Anhängern der Montgolfiere (mit Heißluft) und der Charliere (mit Wasserstoff) entspann. Wieland spöttelte:
"In der That hätte die seltsamste Dichtungskraft kein so wunderbares Schauspiel ersinnen können, als zwey Armeen von Naturforschern, die in freyer Luft und auf den Wolken des Himmels Zelte gegen einander aufschlagen, sich mit 1200 pfündigen Luftkugeln herum schießen, und einander mit immer größern und unerhörtern Experimenten aus dem Felde zu schlagen suchen."
Joseph Montgolfier baute einen Ballon von dreißig Metern Durchmesser, vierzig Meter hoch. Jean-Pierre Blanchard und John Jeffries wagten mit einem Gasballon die Überquerung des Ärmelkanals und landeten wohlbehalten, aber ohne Hosen - um nicht im Meer zu versinken, hatten sie alles über Bord geworfen. De Rozier, der erste Luftschiffer, versuchte es mit einer Synthese aus Charliere und Montgolfiere, das heißt, aus explosivem Gas und offenem Feuer. Er war das erste Todesopfer der Luftfahrt. Offen blieb die Frage nach dem praktischen Nutzen der Luftbälle. Man träumte vom freien Reisen in den Lüften. Wissenschaftler dachten an meteorologische Forschungen und geografische Vermessungen, Kaufleute an Frachtluftschiffe, Militärs an Aufklärungsflüge und Bombenballons. Doch wie de Rozier bemerkt hatte:
"Es handelt sich nur noch darum, die Mittel zum Lenken, Aufsteigenlassen und Niedergehenlassen des Ballons zu finden."
Allerlei wurde erdacht und ausprobiert, um Ballons steuerbar zu machen. Doch die Flügel, Ruder, Paddel, Schrauben und Schießpulverraketen verfehlten ihren Zweck. Bald war klar, dass das Problem unlösbar ist. Ballons taugten nicht als Verkehrsmittel. Sie blieben ein Spektakel, die Luftschifferei vorerst ein Reservat für Abenteurer und Gaukler. Bald gab es keine Staatsfeier, keinen Vergnügungspark mehr ohne Ballonshow. Doch die hochfliegende Euphorie des Anfangs war in Nostalgie verblasst, wie Goethe schrieb:
"Wer die Entdeckung der Luftballone mit erlebt hat, wird ein Zeugnis geben, welche Weltbewegung daraus entstand, welcher Anteil die Luftschiffer begleitete, wie frisch und umständlich jeder einzelne glückliche Versuch die Zeitungen füllte. Dies ist unmöglich, selbst in der Erinnerung wiederherzustellen."
Ein Jahr nach dieser apodiktischen Feststellung des Wissenschaftlers Joseph Jérôme Lalande war der Beweis des Gegenteils erbracht. Am 21. November 1783 erhoben sich zum ersten Mal, nach Jahrhunderten vergeblicher Versuche, Menschen in die Lüfte. Möglich machte es ein riesenhafter Ball aus Papier, Leinwand und viel warmer Luft, eine Erfindung der Brüder Joseph-Michel und Jacques-Etienne Montgolfier, Papierfabrikanten aus Annonay bei Lyon. Beim Start des Ballons vor dem Schloss La Muette bei Paris waren allerdings nicht die Erfinder an Bord, sondern der Physiker Jean-François Pilâtre de Rozier und ein Offizier. Das Publikum war gebannt:
"Es war recht majestätisch anzusehen, als diese große Masse von der Erde in die Höhe fuhr, und als die beyden unerschrockenen Reisenden die Hüthe abnahmen, schauderte man für ihren kühnen Entschluß, und verschiedene Frauenzimmer wurden ohnmächtig."
Sie schwebten über die Seine und über die Dächer von Paris und landeten sanft auf einem Feld. Benjamin Franklin, der unter den Zuschauern war, schrieb:
"Einige Monate zuvor wäre die Vorstellung von Hexen, die auf einem Besenstiel durch die Luft reiten und von Wissenschaftlern auf einem Sack mit Rauch gleichermaßen unmöglich und lächerlich erschienen."
Nur zehn Tage später stieg der Physikprofessor Jacques Charles mitten in Paris gen Himmel auf, doch anstelle von Heißluft wie die Brüder Montgolfier benutzte er Wasserstoffgas. Dreihunderttausend Menschen sahen der Luftfahrt zu und teilten vermutlich das Urteil Christoph Martin Wielands:
"Die Sache ist das größte, was Menschenwitz und Menschenkunst jemals seit Erfindung der Wasserschiffahrt hervorgebracht haben."
Wie der Wind verbreitete sich das "aerostatische Fieber" in ganz Europa. Tabakdosen, Fächer und Blumenvasen wurden mit Ballons bemalt, Tischuhren, Sessellehnen und Vogelkäfige in Ballonform gebracht, man trug Ballonröcke, Ballonärmel und Ballonhüte. Mit Begeisterung ließ man Ballons und Ballönchen steigen, auch der Geheime Rat von Goethe in Weimar:
"Die Luftballone werden entdeckt. Einiger Verdruß, es nicht selbst entdeckt zu haben."
In Frankreich gingen Dutzende von Aeronauten in die Luft, wobei sich eine erbitterte Fehde zwischen Anhängern der Montgolfiere (mit Heißluft) und der Charliere (mit Wasserstoff) entspann. Wieland spöttelte:
"In der That hätte die seltsamste Dichtungskraft kein so wunderbares Schauspiel ersinnen können, als zwey Armeen von Naturforschern, die in freyer Luft und auf den Wolken des Himmels Zelte gegen einander aufschlagen, sich mit 1200 pfündigen Luftkugeln herum schießen, und einander mit immer größern und unerhörtern Experimenten aus dem Felde zu schlagen suchen."
Joseph Montgolfier baute einen Ballon von dreißig Metern Durchmesser, vierzig Meter hoch. Jean-Pierre Blanchard und John Jeffries wagten mit einem Gasballon die Überquerung des Ärmelkanals und landeten wohlbehalten, aber ohne Hosen - um nicht im Meer zu versinken, hatten sie alles über Bord geworfen. De Rozier, der erste Luftschiffer, versuchte es mit einer Synthese aus Charliere und Montgolfiere, das heißt, aus explosivem Gas und offenem Feuer. Er war das erste Todesopfer der Luftfahrt. Offen blieb die Frage nach dem praktischen Nutzen der Luftbälle. Man träumte vom freien Reisen in den Lüften. Wissenschaftler dachten an meteorologische Forschungen und geografische Vermessungen, Kaufleute an Frachtluftschiffe, Militärs an Aufklärungsflüge und Bombenballons. Doch wie de Rozier bemerkt hatte:
"Es handelt sich nur noch darum, die Mittel zum Lenken, Aufsteigenlassen und Niedergehenlassen des Ballons zu finden."
Allerlei wurde erdacht und ausprobiert, um Ballons steuerbar zu machen. Doch die Flügel, Ruder, Paddel, Schrauben und Schießpulverraketen verfehlten ihren Zweck. Bald war klar, dass das Problem unlösbar ist. Ballons taugten nicht als Verkehrsmittel. Sie blieben ein Spektakel, die Luftschifferei vorerst ein Reservat für Abenteurer und Gaukler. Bald gab es keine Staatsfeier, keinen Vergnügungspark mehr ohne Ballonshow. Doch die hochfliegende Euphorie des Anfangs war in Nostalgie verblasst, wie Goethe schrieb:
"Wer die Entdeckung der Luftballone mit erlebt hat, wird ein Zeugnis geben, welche Weltbewegung daraus entstand, welcher Anteil die Luftschiffer begleitete, wie frisch und umständlich jeder einzelne glückliche Versuch die Zeitungen füllte. Dies ist unmöglich, selbst in der Erinnerung wiederherzustellen."