" Was die Fahrzeiten anbetrifft, ist die Tram erheblich schneller als der Bus. Teilweise brauchten wir für die Strecke eine Stunde. Jetzt brauchen wir dafür maximal 30 Minuten. "
Doch die T3 genannte Tram symbolisiert nicht nur Zeitgewinn, sondern vor allem ein neues Bewusstsein: die endgültige Abkehr von der Illusion einer autogerechten Stadt. Und die Entwicklung einer neuen Verkehrskultur - rund um die Straßenbahn-Linie wurden Bäume gepflanzt, Plätze begrünt, Parkbänke aufgestellt. Selbst neue Straßenbahn-Fußgänger-Ampeln wurden entwickelt und mit zusätzlichen Hinweis-Schildern versehen, weil Fußgänger und Autofahrer in Paris erst lernen müssen, bei roten Ampeln wirklich stehen zu bleiben, so der Pariser Verkehrsbeauftragte und Grünen-Politiker Denis Baupin:
" Es ist notwendig, dass Paris eine zivilisierte Stadt wird, das heißt eine Stadt, in der man eher auf den Fußgänger, den Fahrradfahrer und die öffentlichen Verkehrsmittel achtet als auf die Autofahrer. Jahrzehntelang hatte man Paris den Autos ausgeliefert und dafür sogar die Seine-Ufer verschandelt und als Stadtautobahn verbaut. Wir haben den Ehrgeiz, langfristig die Seine-Ufer wieder zurück zu gewinnen und dafür zu sorgen, dass dem öffentlichen Verkehr Priorität eingeräumt wird. "
Die Trambahn-Strecke auf den Boulevards im Pariser Süden ist nur knapp acht Kilometer lang, verbindet allerdings 44 Bus-, Metro- und S-Bahn-Linien und hat damit eine Scharnierfunktion zwischen der Pariser Innenstadt und den jahrzehntelang vernachlässigten Vorstädten. Frédéric Dupouy, Projektleiter der Betriebsgesellschaft RATP, sieht die Straßenbahn als Botschafterin eines neuen Pariser Lebensgefühls:
" Wir wollen keine Pariser Tram, die Geschwindigkeit symbolisiert, sondern eine Tram mit feinen, weiblichen Zügen, mit urbanen Linien. Auf der Außenseite der Tram sehen sie paris-typische Bilder und Symbole aus dem alltäglichen Leben: wir wollten nicht den Eiffelturm oder den Triumphbogen abbilden, sondern lieber eine kleine Espresso-Tasse, eine Skulptur, eine Taube oder einen Pariser Pflasterstein. "
Mitterrand baute architektonische Großbauten, die seit 2001 amtierende rotgrüne Stadtregierung hat die neue Verkehrspolitik als " grand projet " auserkoren - mit der Straßenbahn als Galionsfigur und unzähligen Baustellen in der Stadt. Überall werden Busspuren eingerichtet, Autospuren abgebaut, Fahrradwege angelegt, Fußgänger-Wege verbreitert... Maßnahmen, die viele andere Städte lächelnd als Selbstverständlichkeit bezeichnen. Für Paris, der am dichtesten besiedelten Stadt Europas, eine Revolution. Noch einmal Denis Baupin:
" Paris hatte einen großen Rückstand gegenüber vielen anderen Städten in der Welt, die längst wieder auf die Straßenbahn gesetzt haben. Ich denke, wir werden eine schöne Straßenbahn haben. Es ist die größte Europas. Wir sind schließlich in Paris, wir lassen also etwas die Muskeln spielen. Die Straßenbahn wird 100.000 Personen pro Tag befördern. Wir werden die Trambahn-Linie ausbauen, bis sie ganz Paris umrundet. "